
Die Lage bei Schaeffler in Schweinfurt zeichnet sich durch große Unsicherheiten aus. Der Autozulieferer sieht sich mit einer unzureichenden Auslastung seiner Produktionsstätte konfrontiert, was zu weitreichenden Planungen führt. Wie inFranken berichtet, plant Schaeffler, aufgrund der rückläufigen Nachfrage und des gestiegenen globalen Wettbewerbsdrucks, eine „Volumenanpassung“. Diese Entscheidung geht auf die Ankündigung im November 2024 zurück, insgesamt 2.800 Arbeitsplätze in Deutschland abzubauen, wovon 700 Stellen in Schweinfurt betroffen sind.
„Das ist der größte Angriff auf unseren Standort seit vielen Jahren“, äußerte der Betriebsratsvorsitzende und bringt damit die Sorgen der Mitarbeitenden auf den Punkt. In der Schweinfurter Schmiede werden Schlüsselkomponenten wie Ringe für Kugellager produziert, die sowohl in der Automobil- als auch in der Industriebranche Verwendung finden. Die IG Metall hat bereits bekannt gegeben, dass etwa 90 Beschäftigte von den bevorstehenden Anpassungen betroffen sein werden.
Verhandlungen und Vereinbarungen
Angesichts der prekären Situation wurden im Januar 2024 Maßnahmen erarbeitet, um im Jahr 2025 ohne Stellenabbau auszukommen. Diese Vereinbarungen wurden in enger Zusammenarbeit zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmervertretern getroffen. Laut IG Metall zielten die Verhandlungen darauf ab, das schwierige Jahr ohne irreversible Arbeitsplatzverluste zu überbrücken. Betriebsratsvorsitzender Jürgen Schenk betont hierbei, dass der Fokus auf der Sicherung möglichst vieler Arbeitsplätze liege.
Die wesentlichen Punkte der Vereinbarung umfassen eine Arbeitszeitregelung, die eine Verkürzung der Arbeitszeit für Produktionsmitarbeiter, sowie eine Reduzierung der Gesamtarbeitszeit in der Verwaltung beinhaltet. Dadurch sollen vor allem die Bedingungen für die Belegschaft in der Forschung und Entwicklung nicht verschlechtert werden. Zudem hat Schaeffler zugesichert, dass im Jahr 2025 keine Verlagerungen ins Ausland erfolgen werden, was von den Gewerkschaften als positives Zeichen gewertet wird.
Investitionen und Zukunftsperspektiven
Trotz der gegenwärtigen Herausforderungen plant Schaeffler Investitionen in Schweinfurt, die unter anderem eine Sanierung der Produktionsräume und den Neubau eines Rescue Centers umfassen. Das Unternehmen bekräftigte, dass es auch weiterhin Schmiedeeinheiten in Schweinfurt geben wird und dass der Standort als Hauptquartier für die Sparte Bearings & Industrial Solutions bestehen bleibt. Diese Maßnahmen wurden als notwendig erachtet, um mit den hohen Fix-, Personal- und Energiekosten im internationalen Wettbewerb Schritt zu halten.
Die IG Metall fordert von der Bundesregierung zudem bessere Rahmenbedingungen zur Stärkung der Industriestandorte in Deutschland. Vor dem Hintergrund der gesamten deutschen Automobilindustrie sanken im Jahr 2024 die Umsätze erheblich: Wie EY festgestellt hat, fiel der Umsatz der Automobilhersteller um 5 Prozent und der der Zulieferer sogar um 8 Prozent. Diese Entwicklung spiegelt sich auch im Beschäftigungsabbau wider, der allein im Zulieferbereich seit 2019 43.000 Stellen kostete.
Insgesamt stehen derzeit etwa 267.000 Arbeitsplätze bei den Zulieferern in Deutschland auf der Kippe, was verdeutlicht, dass die erforderlichen Anpassungen in der Branche weitreichende Folgen haben könnten. Die Unsicherheiten in der Automobilbranche, gepaart mit geopolitischen Entwicklungen, tragen zur Komplexität der Situation bei. Schaefflers Schritte sind ein Bruchstück in einem größeren Puzzle, das die gesamte Industrie betrifft.