
Der Schriftsteller Saša Stanišić steht derzeit im Fokus der literarischen Welt. Er wird mit seinem neuen Werk „Möchte die Witwe angesprochen werden, platziert sie auf dem Grab die Gießkanne mit dem Ausguss nach vorne“ am Nationaltheater Mannheim präsentiert. Diese Lesung findet im Alten Kino Franklin statt und wird gefolgt von einem Gespräch mit dem Schauspielintendanten Christian Holtzhauer über Themen wie Entscheidungsfindung und Geschichtenerzählen. Nach der Veranstaltung bietet Stanišić zudem Signierstunden im Theatercafé an. Sein neues Buch thematisiert zentrale Lebensfragen, Zweifel und Entscheidungen an Kreuzwegen im Leben, während es verschiedene markante Charaktere vorstellt.
Das Buch behandelt unter anderem die Lebensrealitäten von Menschen in einer Heidelberger Hochhaussiedlung, geprägt von Migration und Diskriminierung. In einer der Episoden wird das Schicksal einer Witwe beleuchtet, die nach einem neuen Partner sucht. Ein weiteres prägnantes Bild bietet der Justiziar, der bereit ist zu betrügen, um in einem Memory-Spiel gegen seinen eigenen Sohn zu gewinnen. Stanišić selbst, der in seiner Kindheit nach Deutschland floh, reflektiert in seiner Erzählweise über Identität und Heimatverlust, was die Zuhörer stark berühren dürfte.
Auszeichnungen und Erfolge
Stanišićs literarische Karriere ist beeindruckend. Er wurde 2019 mit dem Deutschen Buchpreis für seinen Roman „Herkunft“ ausgezeichnet. Auch eine Bühnenbearbeitung dieses Werkes hatte 2021 am Nationaltheater Premiere. Ein weiterer Grund zur Freude: Für sein Gesamtwerk erhielt er kürzlich den Wilhelm Raabe-Literaturpreis, der mit 30.000 Euro dotiert ist. Dieser Preis, gestiftet vom Deutschlandfunk und der Stadt Braunschweig, würdigt Exzellenz in der Literatur und stellt der vielseitigen Arbeit des Autors ein weiteres Lob aus.
Stanišić, 1978 in Višegrad, Bosnien und Herzegowina, geboren, floh 1992 mit seinen Eltern nach Heidelberg. Dort besuchte er die Schule und studierte, bevor er sich voll und ganz der Literatur widmete. Seine Werke sind mittlerweile in über 40 Sprachen übersetzt und haben große Anerkennung gefunden. Erleben kann man ihn nicht nur als Autor, sondern auch als Fußballtrainer einer F-Jugend-Mannschaft in Hamburg.
Themen und Charaktere
In „Möchte die Witwe angesprochen werden“ spielt die intensive Auseinandersetzung mit der eigenen Identität eine große Rolle. Neben der Witwe und dem Justiziar finden sich zahlreiche weitere Charaktere, darunter eine Reinigungskraft, die ihr Leben aktiv ändern möchte. Stanišić nutzt seinen scharfen Humor, um schmerzhafte Themen wie Migration, Diskriminierung und die Suche nach Heimat zu beleuchten.
Ein bekanntes Motiv in Stanišićs Werk ist die Rolle der Literatur selbst. Er verleiht Jugendlichen, die unter schwierigen Lebensbedingungen leben, eine Stimme. Ein Jugendlicher namens Saša findet Trost und Hoffnung durch das Lesen, insbesondere von Heinrich Heine. Stanišićs Werke sind nicht nur Erzählungen, sondern auch Zeugnisse dafür, dass Literatur transformative Kraft besitzt und die Fähigkeit, das Dasein zu verändern.
Die Lesung und das anschließende Gespräch bieten eine hervorragende Gelegenheit, sich mit den aktuellen Themen in Stanišićs Ansatz auseinanderzusetzen und einen tiefen Einblick in das Leben und Werk eines der bedeutendsten zeitgenössischen Autoren zu gewinnen. Das Nationaltheater und das Publikum freuen sich auf einen bereichernden Abend mit einem bemerkenswerten Künstler.
Für weitere Informationen zur Lesung und zu Stanišićs Werk besuchen Sie die Artikel von Rheinpfalz, Nationaltheater Mannheim und Deutschlandradio.