
Im Februar 2024 implementierte Amazon Prime Werbung in zuvor werbefreien Tarifen, was eine Welle der Empörung bei seinen Kunden auslöste. Ab diesem Zeitpunkt mussten Nutzer, die weiterhin ohne Werbung streamen wollten, ein Zusatzabonnement für 2,99 Euro pro Monat abschließen. Diese Entscheidung wurde von der Verbraucherzentrale Sachsen als „unzulässige Vertragsänderung“ betrachtet, woraufhin eine Sammelklage vorbereitet wurde. Laut ln-online.de haben sich bereits 82.941 Amazon-Kunden der Klage angeschlossen.
Die Verbraucherzentralen argumentieren, dass die Einführung von Werbung rechtswidrig sei, da Kunden im Vorfeld über die Änderungen informiert werden hätten müssen. Es wird behauptet, dass eine solche einseitige Vertragsänderung ohne Zustimmung der Kunden nicht zulässig ist. Eine wesentliche Forderung der Verbraucherzentrale ist eine Rückzahlung der Zusatzkosten, die sich auf 35,88 Euro pro Jahr und betroffenen Kunden belaufen. Für die geschätzten 17 Millionen Prime-Kunden in Deutschland könnte die Gesamtsumme in dreistelliger Millionenhöhe liegen.
Sammelklage und rechtliche Rahmenbedingungen
Die Klage wurde beim Bayerischen Oberlandesgericht eingereicht, wo Amazon Digital Germany GmbH ihren Sitz hat. Als Revisionsinstanz könnte der Bundesgerichtshof fungieren. Betsimmte Kunden, die vor dem 5. Februar 2024 ein Abo abgeschlossen haben, sind berechtigt, sich der Klage anzuschließen, unabhängig davon, ob sie das Zusatzabo für die werbefreie Option gewählt haben oder nicht. Das Klageregister ist bereits geöffnet, und betroffene Kunden können sich registrieren, wie die Verbraucherzentrale verbraucherzentrale.de informiert.
Im Erfolg der Klage könnten Kunden, die sich anmelden, ihr Geld zurückerhalten. Michael Hummel von der Verbraucherzentrale Sachsen schätzt, dass das Verfahren mehrere Jahre in Anspruch nehmen könnte. Außerdem werden Verbraucherzentralen von Amazon vorgeworfen, bereits im vergangenen Jahr unzulässige Vertragsänderungen durch die erhöhten Preise für das Prime-Abonnement verfolgt zu haben.
Auswirkungen auf den Streaming-Markt
Diese Entwicklung spiegelt eine breitere Problematik im Streaming-Markt wider, der zunehmend unter Druck gerät. Neben Amazon kämpft auch Netflix, das aktuell Schulden in Höhe von 16 Milliarden Dollar (15,3 Milliarden Euro) angehäuft hat. Branchenbeobachter warnen zudem vor einer möglichen „Choice Fatigue“, die durch das Überangebot an Inhalten entsteht, was das Nutzerverhalten negativ beeinflussen könnte.
Vor dem Hintergrund der rechtlichen Herausforderungen wird auch auf die Rechte der Verbraucher hingewiesen. Wie auf ra-kotz.de erläutert, haben Verbraucher ein 14-tägiges Widerrufsrecht für digitale Inhalte und Dienstleistungen, wobei es Ausnahmen gibt. Bei vorzeitigem Nutzungsbeginn erlischt das Widerrufsrecht, es sei denn, der Verbraucher hat dem ausdrücklich zugestimmt. Die Anbieter sind verpflichtet, die Kunden über ihr Widerrufsrecht zu informieren und Rückzahlungen innerhalb von 14 Tagen abzuwickeln.
Insgesamt steht Amazon nun an einem kritischen Punkt, in dem die Entscheidung über mögliche Veränderungen im Geschäftsmodell sowie die rechtlichen Auseinandersetzungen zentrale Themen sind, die die Zukunft des Unternehmens und dessen Kundenbindung erheblich beeinflussen könnten.