
Die Rockband Karat, die aus der musikalischen Blütezeit der DDR hervorging, steht vor einem bedeutenden Jubiläum. Am 22. Februar 2025 feiert die Band ihr 50-jähriges Bestehen. Claudius Dreilich, der Sohn des verstorbenen Gründungsmitglieds Herbert Dreilich, ist seit 20 Jahren der Sänger der Band, die mit Hits wie „Der blaue Planet“ und „Über sieben Brücken musst du gehn“ eine prägende Rolle in der ostdeutschen Musikszene gespielt hat. Dreilich, 54 Jahre alt, erzählt von seiner Leidenschaft für verschiedene Musikrichtungen, einschließlich Klassik und Punk, und betont, wie wichtig das Auflegen von Schallplatten und der Besuch von Konzerten für ihn sind, insbesondere von Punk-Bands. Das Jubiläum wird begleitet von der Veröffentlichung eines neuen Albums und einer ausgedehnten Tournee.
Steven Reinfeld, ein langjähriger Fan der Band, erinnert sich an sein erstes Hörerlebnis in den 1970er Jahren. Er hörte Karat erstmals im Programm des DDR-Jugendsenders DT64, was sein Leben maßgeblich beeinflusste. Reinfeld besuchte über 40 Konzerte der Band und bewahrt intensive Erinnerungen an das erste Konzert, das er am 28. Juni 1985 in Zwickau erlebte. Trotz der tragischen Umstände des Todes von Herbert Dreilich 2004, als viele dachten, die Band sei am Ende, übernahm Claudius Dreilich die Rolle des Sängers und brachte neues Leben in die Band. Anlässlich des Jubiläums plant Karat nicht nur eine Tournee, sondern auch eine Kreuzfahrt mit Fans.
Ein Blick in die Vergangenheit der Rockmusik in der DDR
Die Geschichte der Band ist eng mit der Entwicklung der Rockmusik in der DDR verwoben. Die ostdeutsche Musikszene, geprägt von Bands wie Karat, Puhdys und City, war oft im Konflikt mit den staatlichen Vorgaben und der Zensur. Walter Ulbricht, der damalige Staatschef, kritisierte die Beatmusik als „Waffe des kapitalistischen Gegners“, während Bands ihre Musik oft auf alternative Veranstaltungen ausrichteten, um der Kontrolle der Staatsmacht zu entgehen. Die FDJ versuchte, die jugendliche Subkultur mit der „Singebewegung“ zu beeinflussen und den Spaß am Rock zu kanalisieren, was jedoch den kreativen Ausdruck der Musiker eher einschränkte.
Die DDR hatte eine eigene Plattenindustrie, die von der Beliebtheit der Bands profitierte, wobei die Künstleragentur des Staates ihnen half, Auftritte im Westen zu erhalten, jedoch einen Großteil der Westgage behielt. Zudem war die Musikszene von der Stasi im Auge behalten, wobei „Abweichler“ wie die Klaus-Renft-Combo und Dierich Kessler drangsaliert wurden. Trotzdem schafften es Bands wie Karat, sich in diesem repressiven Klima zu behaupten und eine treue Fangemeinde aufzubauen.
Der Blick nach vorn
Mit dem bevorstehenden Jubiläum und der anstehenden Tour plant Karat, seinen Platz in der deutschen Musikgeschichte weiter zu festigen. Claudius Dreilich ist optimistisch, was die Zukunft angeht und ist überzeugt, dass die Band weiterhin Chartpotenzial hat. Trotz der Veränderungen innerhalb der Band und der Musiklandschaft möchte er den engen Kontakt zu den Fans aufrechterhalten. Das neue Album soll nicht nur die bestehenden Fans erfreuen, sondern auch neue Zuhörer ansprechen.
In der heutigen Zeit, in der Musikgenerationen oft schwerer zusammenfinden, scheint Karat ein positives Beispiel für die Vereinbarkeit von Tradition und Innovation im Ostrock zu sein. Die Verbindung zwischen der Band und ihren Anhängern bleibt eine tragende Säule ihres Erfolgs, und das bevorstehende Jubiläum wird eine Gelegenheit sein, diese Beziehung zu feiern.
Obwohl die Zeiten sich geändert haben, bleibt die Musik von Karat ein wichtiger Bestandteil der ostdeutschen Kulturgeschichte. Vor dem Hintergrund eines politischen Systems, das Rockmusik oft skeptisch gegenüberstand, sind die Erfolge dieser Band umso bemerkenswerter. Die kommende Jubiläumstour verspricht nicht nur Rückblicke auf die vergangenen Erfolge, sondern gibt auch einen Ausblick auf neue musikalische Wege, die Karat in der Zukunft beschreiten könnte.
Für die Fans, die in den 1970er Jahren ihre ersten Konzerte besuchten, und die jüngeren Generationen, die gerade erst die Musik von Karat entdecken, wird die Karat-50-Tour eine wertvolle Gelegenheit sein, die Geschichte der Band zu erleben und zu feiern.
Für weitere Informationen besuchen Sie die Artikel auf Nordkurier, Moz und MDR.