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Ende einer Ära: Papierfabrik Penig schließt nach 500 Jahren!

Die traditionsreiche Papierfabrik in Penig schließt nach fast 500 Jahren. 119 Mitarbeiter sind betroffen. Wirksame Lösungen sind gefragt, um die wirtschaftlichen Herausforderungen im Osten zu bewältigen.

In einem herben Rückschlag für die wirtschaftliche Landschaft Ostdeutschlands wird die traditionsreiche Papierfabrik in Penig, die älteste produzierende Papierfabrik Deutschlands, ihre Pforten schließen. Die Bekanntgabe der Schließung Ende Februar hat bereits für besorgte Stimmen innerhalb der Stadt gesorgt, darunter auch der Bürgermeister André Wolf (CDU), der die gedrückte Stimmung in der Bevölkerung äußerte. 119 Mitarbeiter sind von der Schließung betroffen, die im Laufe dieses Jahres vollzogen wird. Der Eigentümer, die Felix Schoeller-Holding, gab keine spezifischen Details zu den Hintergründen der Schließung und verwies auf eine anhaltend schwache Konjunktur sowie einen steigenden Wettbewerbsdruck als Hauptgründe.

Felix Schoeller übernahm den Standort Penig im Jahr 1991, und die Fabrik hat eine lange Geschichte, die bis ins Jahr 1537 zurückreicht. Der Produktionsschwerpunkt lag aktuell auf Dekorpapier, das für Möbel und Innenausstattungen verwendet wird. Das Unternehmen plant, die Produktion auf andere Standorte, insbesondere in den Schwarzwald oder ins Allgäu, zu verlagern. Mitarbeitern wird zwar eine Weiterbeschäftigung an anderen Standorten angeboten, jedoch müssen sie dafür erheblichen Pendelaufwand in Kauf nehmen.

Wirtschaftliche Herausforderungen in Ostdeutschland

Die Situation in Penig spiegelt eine breitere wirtschaftliche Krise wider. Die Anlagenauslastung in Ostdeutschland liegt derzeit bei nur 70 Prozent, was für viele Unternehmen wirtschaftlich nicht tragbar ist. Dies betrifft insbesondere energieintensive Branchen, wie die Papier- und chemische Industrie, die unter den hohen Strompreisen leiden. Prof. Joachim Ragnitz vom ifo-Institut sieht in der aktuellen wirtschaftlichen Lage keine bewusste Entscheidung gegen die ostdeutschen Standorte, sondern mahnend auf die allgemeine Rezession in der Industrie hin.

Der wirtschaftliche Zusammenbruch Ostdeutschlands nach der Wiedervereinigung war dramatisch und führte zu einem massiven Wandel in der Beschäftigungsstruktur. Historische Vergleiche zeigen, dass die Transformation von einer Planwirtschaft zu einer Marktwirtschaft mit Hoffnungen verbunden war, die sich als illusorisch erwiesen. Der wirtschaftliche Einbruch in den Jahren nach 1990 war vergleichbar mit den Auswirkungen einer Weltwirtschaftskrise. In den ersten Jahren nach der Wiedervereinigung verloren schätzungsweise 80 % der erwerbstätigen Bevölkerung der ehemaligen DDR ihren Arbeitsplatz.

Das Erbe von 500 Jahren Papierherstellung

Die Schließung der Papierfabrik in Penig ist nicht nur ein wirtschaftlicher Verlust, sondern auch ein kultureller Einschnitt. Das Unternehmen ist mehr als nur ein Produktionsstandort; es ist Teil des Erbes und der Identität der Region. Die unternehmerische Umstrukturierung, die Felix Schoeller in Weißenborn plant, zeigt die große Herausforderung für die überlebenden Standorte. Während dort rund 700 Mitarbeiter beschäftigt sind, wird auch diese Produktionsstätte strategisch neu ausgerichtet, um sich auf profitable Produktgruppen zu konzentrieren.

Bürgermeister Wolf kritisierte den „Schwebezustand“ und äußerte Bedenken über die ungleiche Behandlung von Ost- und Weststandorten. Diese Problematik wirft weitere Fragen über die künftige wirtschaftliche Entwicklung der Region auf, wo viele Unternehmen unter dem Druck internationaler Wettbewerbsbedingungen leiden. Ein Teil der wirtschaftlichen Lösung könnte in einer besseren Infrastruktur und in der Sicherung qualifizierter Arbeitskräfte liegen – entscheidende Faktoren, die Prof. Ragnitz als wesentlicher erachtet als EU-Subventionen.

Referenz 1
www.mdr.de
Referenz 2
www.n-tv.de
Referenz 3
www.bpb.de
Quellen gesamt
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