
Nach monatelangen Auseinandersetzungen und 17 durchgeführten Streiks hat die City-Bahn Chemnitz (CBC) einen neuen Tarifvertrag unterzeichnet, der eine Absenkung der Arbeitszeit ermöglicht. Laut einer aktuellen Umfrage wünschen sich 60 Prozent der Mitarbeiter, ihre wöchentliche Arbeitszeit zu reduzieren, berichtet Freie Presse. Dies stellt den ersten Schritt in Richtung einer neuen Arbeitszeitregelung dar, die ab 2026 schrittweise in Kraft treten soll.
Die abendlichen Arbeitskämpfe, angeführt von der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL), dauerten über mehrere Monate und hatten spürbare Auswirkungen auf den Betrieb der CBC. Diese Interventionsmaßnahmen, die zahlreiche Gerichtsverhandlungen nach sich zogen, führten zu einer deutlichen Mobilmachung der Mitarbeiter. Die CBC-Geschäftsführung, unter der Leitung von Friedbert Straube, stellte sich jedoch der Herausforderung, indem sie die Forderungen der GDL zurückwies.
GDL fordert umfassende Änderungen
In einer aktuellen Pressemitteilung und einem offenen Brief kritisiert die GDL die Haltung der CBC im laufenden Tarifkonflikt. Die Gewerkschaft verlangt, dass auch die CBC dringend die Einführung einer 35-Stunden-Woche in Erwägung zieht, eine Maßnahme, die bereits von 47 anderen Eisenbahnunternehmen umgesetzt wurde, wie GDL berichtet.
Die GDL weist die Behauptungen des CBC-Geschäftsführers zurück, sie habe lediglich „leicht verschmerzbare Unkosten“ verursacht. Die Gewerkschaft erfordert stattdessen Tarifverträge auf Marktniveau, die in anderen Unternehmen des Verkehrsverbunds Mittelsachsen gelten. Für den 17. Mai 2024 ist eine Kundgebung vor dem Hauptbahnhof Chemnitz geplant, bei der der GDL-Bundesvorsitzende Claus Weselsky eine Rede halten wird.
Marktgerechte Arbeitszeitmodelle und Fachkräftemangel
Vor diesem Hintergrund wird deutlich, dass der aktuelle Tarifkonflikt nicht isoliert betrachtet werden kann. Der Fachkräftemangel im öffentlichen Dienst und die Attraktivität der Arbeitszeiten stehen dabei im Mittelpunkt. Gewerkschaften wie ver.di fordern ebenfalls kürzere Arbeitszeiten, um die Branche für Bewerber attraktiver zu gestalten. Wie Tagesschau berichtet, sind rund 300.000 Stellen im öffentlichen Dienst derzeit unbesetzt, was die Notwendigkeit eines Umdenkens in der Arbeitszeitgestaltung unterstreicht.
Die GDL bekräftigt ihre Forderung nach einer Reduzierung der Arbeitszeit von 38 auf 35 Stunden bei vollem Lohnausgleich. Die Bahn hat jedoch Bedenken geäußert: Laut Unternehmensangaben würde diese Umsetzung die Notwendigkeit von etwa 10.000 neuen Mitarbeitern mit sich bringen, was angesichts der aktuellen Lage auf dem Arbeitsmarkt eine Herausforderung darstellt.
Mit der anhaltenden Diskussion über Arbeitszeiten ist klar, dass der Tarifkonflikt zwischen der GDL und der CBC Teil einer größeren Thematik ist, die nicht nur die Beschäftigten der Stadtbahn betrifft, sondern auch den gesamten Sektor der öffentlichen Verkehrsmittel und darüber hinaus. Der Druck auf die CBC, ihre Position zu überdenken, wird weiter zunehmen.