
Die kürzlich verkürzte Schonzeit für Alpenwälder in Oberbayern stößt auf heftigen Widerstand. Die Regierung von Oberbayern hatte die Verordnung erlassen, um den Abschuss von Gams-, Rot- und Rehwild zu ermöglichen. Hintergrund dieser Maßnahme war der Schutz der Wälder vor übermäßigem Verbiss. Doch der Bayerische Verwaltungsgerichtshof hat diese Verordnung nun vorläufig aufgehoben. Der Eilantrag des Bayerischen Jagdverbands (BJV) wurde kurz vor Weihnachten gestellt.
Der BJV kritisierte die neue Verordnung als nahezu identisch zur zuvor für unwirksam erklärten Regelung des Bundesverwaltungsgerichts in Leipzig im November 2024. BJV-Präsident Ernst Weidenbusch stellte klar, dass das Schießen außerhalb der gesetzlichen Jagdzeiten rechtswidrig sei. Trotz der Argumentation der Regierung von Oberbayern, dass eine Nachfolgeregelung für den Erhalt des Schutzwaldes unerlässlich sei, bleibt die Wirksamkeit dieser Maßnahme stark in der Kritik.
Hintergrund und Reaktionen
Schutzwälder spielen eine entscheidende Rolle im Erhalt der Biodiversität, indem sie Siedlungen und Infrastruktur vor Erosion und Lawinen schützen. Allerdings bezweifeln Experten die Notwendigkeit einer erhöhten Bejagung, da der vorige Jagddruck den Verbiss fördere, was wiederum negative Auswirkungen auf die Wälder haben könnte. Jagd im Winterwald könnte zudem geschützte Arten wie Steinadler und Raufußhühner stören. Es wurde festgestellt, dass Vorprüfungen durch Naturschutzbehörden seit dem Urteil in Leipzig kaum stattgefunden haben, und Vereine sowie der Jagdbeirat wurden nicht ausreichend in die Entscheidungsfindung eingebunden.
Zusätzlich zur Aufhebung der neuen Verordnung erarbeitet der Bayerische Jagdverband gemeinsam mit den Bayerischen Staatsforsten (BaySF) einen Vorschlag zur Schonzeitaufhebung für Schalenwild in Oberbayern. Geplant ist, einen Entwurf auszuarbeiten, der als Grundlage für eine neue Verordnung der Regierung von Oberbayern dienen soll. Aktuell sind 85 Schutzwald-Gebiete ausgewiesen, in denen Gams, Rot- und Rehwild auch während der Schonzeiten bejagt werden dürfen. In 24 dieser Gebiete ist die Bejagung im Februar und März aber ausgeschlossen.
Änderungen in den Schutzwald-Gebieten
Im Vergleich zur Verordnung von 2019 bis 2024 wurde die Fläche der Schutzwald-Gebiete um mehr als 17 Prozent reduziert. Derzeit umfasst das Gebiet noch etwas mehr als 21.000 Hektar, gegenüber knapp 26.000 Hektar in der vorherigen Regelung. Künftig dürfen nur noch forstliches Personal und Ortsansässige mit ganzjährigen Erlaubnisscheinen bei der Bergjagd eingesetzt werden, was eine signifikante Änderung in der Jagdpraxis darstellt.
Der BJV bekräftigte seine Zusammenarbeit mit den BaySF und bezeichnete die Diskussion um die Schutzwälder als eine kreative Lösung für Sanierungsflächen. Ernst Weidenbusch betont die Versuche des Verbands, den Balanceakt zwischen Naturschutz und jagdlichem Interesse zu bewältigen. Der BJV sieht sich nicht nur als Interessensvertreter der Jägerschaft, sondern als Teil des staatlich anerkannten Naturschutzes in Bayern, der sich für die Erhaltung der Lebensräume aller im Jagdgesetz behandelten Tierarten einsetzt, einschließlich nicht jagdbarer Arten.
In der laufenden Debatte sind Engagement und Dialog mit verschiedenen Interessengruppen unerlässlich. Der BJV plant, einen Hauptsacheantrag einzureichen und den Austausch mit Naturschutz- und Jagdverbänden zu intensivieren. Ziel ist es, tragbare Lösungen zu finden, die sowohl den Bedürfnissen des Tier- und Naturschutzes als auch der Forstwirtschaft gerecht werden.
Die Diskussion um die Schonzeit und die bewusste Jagd sind entscheidende Themen im Kontext des bayerischen Naturschutzes. Der Ausgang dieser Auseinandersetzungen wird weitreichende Konsequenzen für die Flora und Fauna in den Alpenwäldern haben.