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Bonobos zeigen überraschende Empathie: Schimpansen verstehen Menschen!

Forscher der Johns Hopkins University enthüllen, dass Bonobos Empathie zeigen und Perspektiven wechseln können. Ein faszinierendes Experiment zeigt, wie nah unser Verhaltensverständnis den Schimpansen ist.

Eine aktuelle Studie an der Johns Hopkins University in Baltimore zeigt, dass Bonobos außergewöhnliche Fähigkeiten zur Empathie und Perspektivübernahme besitzen. In dem Experiment beobachteten drei Bonobo-Männchen, wie ein Leckerbissen, beispielsweise eine Traube, unter einem von drei Bechern versteckt wurde. Der Forscher, Doktorand Luke Townrow, hatte dabei manchmal Sicht auf den Vorgang, manchmal war seine Sicht jedoch verdeckt. Ziel war es herauszufinden, ob die Bonobos das Bewusstsein für die Perspektive des Forschers aufweisen.

Nach einer Wartezeit von zehn Sekunden sollte Townrow einen Becher umdrehen. Die Ergebnisse waren bemerkenswert: Wenn die Bonobos sahen, dass Townrow den Vorgang verfolgt hatte, warteten sie geduldig. In Fällen, in denen er nichts sehen konnte, deuteten sie dagegen demonstrativ schneller auf den richtigen Becher. Dieses Verhalten legt nahe, dass die Bonobos tatsächlich in der Lage sind, sich in die Sichtweise von Menschen hineinzuversetzen, um den Forscher auf die richtige Spur zu bringen. Es bleibt jedoch unklar, ob sie ihm tatsächlich helfen oder lediglich sein Verhalten beeinflussen wollten. Das Experiment fand im Bonobo-Forschungszentrum Ape Initiative in Des Moines, Iowa, statt, wobei die getesteten Bonobos im Alter von 13, 25 und 43 Jahren waren.

Fähigkeit zur Perspektivübernahme

Das Ergebnis des Experiments erweitert das Verständnis der sozialen Fähigkeiten von Bonobos und ihren Verwandten, den Schimpansen. Forscher vermuten, dass die Fähigkeit zur Perspektivübernahme möglicherweise bereits beim gemeinsamen Vorfahren von Menschen und Schimpansen vor etwa sechs Millionen Jahren entstanden ist. Das Verhalten der Bonobos erinnert an das von wildlebenden Schimpansen, die Artgenossen bei Gefahr warnen. Dies bietet wertvolle Einblicke in die evolutionären Wurzeln von Empathie und sozialem Verhalten.

Die Bedeutung von Empathie und Perspektivübernahme wird auch von Wissenschaftlern des Max-Planck-Instituts für Kognitions- und Neurowissenschaften (MPI CBS) in Leipzig hervorgehoben. Diese haben in Zusammenarbeit mit der Oxford-University zahlreiche Studien ausgewertet, um ein Erklärungsmodell für die sozialen Fähigkeiten zu entwickeln. Empathie beschreibt die Fähigkeit, sich in die Emotionen anderer hineinzuversetzen, während die Perspektivübernahme die Nachvollziehbarkeit der Pläne und Absichten anderer umfasst.

Die neurobiologischen Grundlagen

Beide Fähigkeiten setzen sich aus verschiedenen Faktoren zusammen und sind entscheidend für den Aufbau von sozialen Beziehungen und Netzwerken. Laut der Forschung müssen für komplexe soziale Herausforderungen unterschiedliche Ansätze verwendet werden. Soziale Kompetenzen erfordern eine Kombination verschiedener untergeordneter Fertigkeiten, was durch eine großangelegte Meta-Analyse und Untersuchungen von MRT-Mustern unterstützt wird.

Die Studie identifiziert zudem spezialisierte Hauptnetzwerke im Gehirn, die je nach sozialer Situation aktiviert werden. Bei Empathie wird ein Hauptnetzwerk für akute emotionale Situationen aktiviert, während die Perspektivübernahme Regionen aktiviert, die mit Erinnerungen und Fantasie verbunden sind. Diese Erkenntnisse belegen die Komplexität der sozialen Interaktion und die Fähigkeit, sich in andere hineinzuversetzen.

Insgesamt bleibt die Frage, wie Empathie und Perspektivübernahme in der Praxis angewendet werden. Die Forschung zeigt auf, dass Unterschiede in der Ausprägung dieser Fähigkeiten erhebliche Auswirkungen auf soziale Beziehungen haben können. Wissenschaftler erforschen weiterhin, wie Menschen andere besser verstehen können, und welche neurobiologischen Grundlagen diesen Fähigkeiten zugrunde liegen. Das Verständnis dieser Prozesse ist nicht nur für die Biologie wichtig, sondern hat auch weitreichende Implikationen für die Psychologie und Soziologie.

Weitere Informationen zu diesen Themen bieten die Artikel von Remszeitung, Max-Planck-Institut und Das Gehirn.info.

Referenz 1
www.remszeitung.de
Referenz 2
www.cbs.mpg.de
Referenz 3
www.dasgehirn.info
Quellen gesamt
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