
Tobias Schlegl, der 47-jährige Moderator und Notfallsanitäter, hat mit seiner 76-jährigen Mutter Sieglinde eine eindrucksvolle Wandertour auf dem Jakobsweg zurückgelegt. Siepilgerten insgesamt 713 Kilometer von Pamplona nach Santiago de Compostela. Diese Reise war für beide ein tiefgreifendes Erlebnis, das nicht nur ihre Sicht aufeinander, sondern auch auf das Leben selbst veränderte. Schlegl, der seine Mutter als witzig und abenteuerlustig beschreibt, war beeindruckt von ihrem Durchhaltevermögen. Trotz geschwollener Füße war Sieglinde fest entschlossen, ohne Ruhetag weiterzugehen.
Ein zentrales Ziel dieser Wanderung war es, eine tiefere Verbindung zwischen den beiden zu finden. Dies gelang während der Reise, in der sie viele unerwartete Glücksmomente erlebten. Besonders erinnerlich bleibt ein spontaner Sprung in den Atlantik, der für beiden eine symbolische Bedeutung hatte, sowie die täglichen Einheiten von UNO, die als kleine Ablenkungen von den Herausforderungen des Weges dienten. Die Begegnung mit der eigenen Vergänglichkeit und den Tod, Themen, die Schlegl durch seine Arbeit als Notfallsanitäter bereits kannt, spielten ebenfalls eine wichtige Rolle in dieser Zeit.
Eine Reise durch Emotionen
Während der Tour öffnete sich Sieglinde und zeigte ihrem Sohn erstmals die OP-Narbe, die sie vor 15 Jahren nach einer Brustkrebserkrankung zurückbehalten hatte. Dies führte zu einem offenen Gespräch über Vergänglichkeit und die Herausforderungen des Lebens. Schlegl betont die Wichtigkeit, die Zeit mit den Eltern zu genießen, solange sie mobil und aktiv sind. Nach der Rückkehr spürten beide eine neue Nähe und Vertrautheit zueinander.
Das Thema Verlust ist auch bei vielen anderen Pilgern präsent, die aus unterschiedlichen Gründen den Jakobsweg antreten. Laut Jakobsweg Lebensweg suchen diese Menschen oft eine Möglichkeit, um mit Verlusten, Krisen oder dem Tod nahestehender Personen umzugehen. Der Jakobsweg bietet nicht nur eine physische Herausforderung, sondern auch eine emotionale: Die Einfachheit der Natur und die Stille unterstützen viele Pilger dabei, Trauer und Hoffnung zu verarbeiten. Körperliche Erfahrungen helfen, inneren Schmerz zu spüren und loszulassen.
Die Bedeutung des Loslassens
Tobias Schlegl reflektierte nach der Wanderung: Ein Rucksack, der sowohl physisches als auch emotionales Gepäck trägt, wird mit der Zeit leichter. Er empfiehlt allen, die den Jakobsweg beschreiten, offen zu sein und Gedanken, die geklärt werden müssen, schriftlich festzuhalten, um sie dann loszulassen. Dies kann nicht nur auf dem Jakobsweg, sondern in vielen Lebenslagen eine heilende Rolle spielen.
Ein weiterer Gedanke, den Schlegl nach der Tour mit nach Hause nimmt, ist die Wichtigkeit, in der heutigen Zeit authentische Beziehungen zu führen. „Es tut weh, mit den eigenen Eltern über den Tod zu sprechen“, verrät er, zeigt jedoch auch auf, wie wertvoll diese Gespräche in der Vergangenheit waren und wie sie die Beziehung stärken können. Die Verbindung zu seinen Wurzeln und die Erfahrungen auf dem Pilgerweg haben ihm und seiner Mutter nicht nur neue Perspektiven gegeben, sondern auch Lebensfreude und Hoffnung auf eine gemeinsame, neue Zukunft.
Nach der Wanderung planen Schlegl und seine Familie, eine andere Art von Reise zu unternehmen, möglicherweise in Liverpool auf den Spuren der Beatles, was zeigt, dass die gemeinsamen Erlebnisse nicht enden, sondern neue Kapitel aufgeschlagen werden.