
Am 15. Januar 2024 wird das Konzert „Quartett auf das Ende der Zeit“ auf dem Gelände des ehemaligen Kriegsgefangenenlagers Stalag VIII A in Zgorzelec stattfinden. Dieses bedeutende Werk wurde von dem französischen Komponisten Olivier Messiaen während seiner Kriegsgefangenschaft zwischen 1940 und 1941 komponiert und feierte am 15. Januar 1941 Premiere. Die Veranstaltung ist Teil der seit 2017 jährlich stattfindenden „Messiaen-Tage Görlitz/Zgorzelec“, die dem Komponisten und den etwa 120.000 Görlitzer Kriegsgefangenen gewidmet sind, wie saechsische.de berichtet.
Im vergangenen Winter waren die Messiaen-Tage aufgrund fehlender Fördermittel weitgehend abgesagt worden. Lediglich das Konzert am 15. Januar 2024 konnte stattfinden. Der Veranstalter, Meetingpoint Memory Messiaen, kritisierte die späte Entscheidung über die Fördermittel im Dezember, die die Planung erheblich erschwert hat. Um die Unsicherheiten zu minimieren, wurde das Festival in zwei Teile aufgeteilt: Der zweite Teil findet vom 25. bis 27. April 2024 statt und endet am Todestag von Olivier Messiaen. Diese Trennung soll eine bessere Reaktion auf Entscheidungen bezüglich der Fördermittel ermöglichen.
Erinnerung an die Vergangenheit
Das Stalag VIII A wurde 1939 in Görlitz Moys (heute Zgorzelec) errichtet und beherbergte bis 1945 Kriegsgefangene aus verschiedenen Ländern, darunter Polen, die Sowjetunion, Frankreich, Belgien und Italien. Diese Gefangenen waren gezwungen, in Außenlagern für die Landwirtschaft und Industrie zu arbeiten. Messiaen ist besonders mit diesem Ort verbunden, da er dort nicht nur seine Erfahrungen als Gefangener machte, sondern auch sein berühmtes Werk komponierte. bpb.de hebt hervor, dass das Werk unter sehr widrigen Bedingungen im Lager uraufgeführt wurde.
Der MEETINGPOINT MUSIC MESSIAEN e.V. wurde 2006 in Görlitz/Zgorzelec gegründet, um an das Stalag VIII A zu erinnern. Jährlich organisiert der Verein ein Januarkonzert, bei dem das „Quartett auf das Ende der Zeit“ aufgeführt wird. Am 15. Januar 2015 wurde auf dem Gelände des ehemaligen Stalag das Europäische Zentrum für Bildung und Kultur MEETINGPOINT MUSIC MESSIAEN eröffnet, das Raum für Seminare, Konzerte und internationale Begegnungen bietet. Führungen über das Gelände sind ebenfalls möglich, sodass Besucher mehr über die Geschichte der Kriegsgefangenen erfahren können.
Programm und Herausforderungen
Der Kulturkonvent hat den Förderantrag des Vereins für 2024 abgelehnt, dennoch erhält das Festival Unterstützung von mehreren Stiftungen und Sponsoren. Kooperationen mit dem Lausitz Festival und dem Neisse Film Festival sind für bestimmte Veranstaltungen geplant. Das vollständige Programm der Messiaen-Tage wird veröffentlicht, sobald die Finanzierung gesichert ist. Tickets für das bevorstehende Konzert am 15. Januar um 19 Uhr sowie für eine Führung durch die Stalag-Gedenkstätte um 17.30 Uhr sind auf der Website des Festivals messiaen-tage.eu erhältlich.
Der stellvertretende 1. Konzertmeister der Staatskapelle Dresden, Federico Kasík, wird an dem Konzert teilnehmen. Kasík hat eine umfassende musikalische Ausbildung genossen und ist auch als leidenschaftlicher Kammermusiker aktiv. Er spielt ein Instrument von Francesco Gobetti aus dem Jahr 1708. Sein Engagement bringt eine zusätzliche Dimension in die Aufführung des schicksalhaften Werkes.