
Die Herausforderungen, vor denen Eltern hochbegabter Kinder stehen, sind oft vielfältig und komplex. Ein aktuelles Beispiel ist die Geschichte von Yvonne Beck, deren Sohn Anton mit einem IQ von etwa 140 ausgestattet ist. In einem kürzlich veröffentlichten Bericht von MDR schildert Beck die Schwierigkeiten, die Anton in der Schule erlebte. Bereits in der Grundschule zeigte er Anzeichen von Unterforderung, was sich in Schulunlust und gesundheitlichen Beschwerden manifestierte.
Nach dem Wechsel zum Augustum-Annen-Gymnasium in Görlitz klagten die Lehrer über Antons Langeweile, insbesondere da er Aufgaben, die für zwei Stunden gedacht waren, in nur zehn Minuten löste. Auch ein Schulwechsel zum Geschwister-Scholl-Gymnasium in Löbau führte nicht zu einer Änderung der Situation. Anton fühlte sich missverstanden und störte den Unterricht, was letztlich dazu führte, dass seine Mutter ihn von dieser Schule abmeldete.
Schulische Förderung und Unterforderung
Die Problematik der Unterforderung von hochbegabten Schülern ist kein Einzelfall. Laut dem Fachportal Hochbegabung ist es entscheidend, geeignete Fördermaßnahmen in den Schulen zu etablieren. Unterforderung kann zu Langeweile, Frustration und dem Phänomen des Underachievement führen, das bei 9 bis 28 % der hochbegabten Schüler zu beobachten ist. Dies wird häufig durch eine unzureichende Anerkennung der Potenziale durch Lehrkräfte sowie durch die Schulstruktur verstärkt.
Yvonne Beck stellte fest, dass es in ihrer Region an angemessenen Beratungsangeboten für Eltern hochbegabter Kinder mangelt. Diese Mängel äußern sich auch bei anderen Eltern, wie die von Susan Voth, die ähnliche Schwierigkeiten bei der Schulsuche für ihren Sohn Simon erlebte. Auch Simons intellektuelles Potenzial wurde frühzeitig erkannt, doch die Suche nach einer geeigneten Schule gestaltete sich als mühsam, da sie erst Monate nach der Anmeldung eine Rückmeldung erhielt.
Stadt Weißwasser und Alternativen
Die Stadt Weißwasser gibt an, mehrmals Gespräche mit Voths Familie geführt zu haben und betont, dass es vor Ort keine Schulen mit spezieller Begabtenförderung gibt. Simon fand schließlich an einer Freien Grundschule mit Begabtenförderung in Forst, die 30 Kilometer entfernt liegt, eine neue schulische Heimat, was die Bedeutung flexibler Lernumgebungen unterstreicht. Hier fühlt er sich wohl und hat die Möglichkeit, seinen Interessen nachzugehen.
Um hochbegabten Schülern gerecht zu werden, sind unterschiedliche Förderansätze erforderlich. Diese beinhalten sowohl Akzeleration, das bedeutet eine schnellere Bearbeitung des Lehrplans, als auch Enrichment, mit dem Ziel, den Unterrichtsstoff tiefgehender zu behandeln. Bei der Akzeleration können Schüler bereits früher in das Lernumfeld eingebunden werden, während Enrichment gezielte Herausforderungen bietet, um den Stoff zu vertiefen und Austausch mit Gleichgesinnten zu ermöglichen, wie das Fachportal ausführlich darlegt.
Hinzu kommt, dass Underachievement nicht nur bei hochbegabten Kindern festzustellen ist, sondern auch bei normalbegabten Schülern vorkommt. Oft resultiert dies aus sozialen und psychischen Problemen, die sich in Form von Ängsten und Leistungsdruck zur Schule zeigen. Frühzeitige Erkennung und Intervention sind entscheidend, um diese Schwierigkeiten zu mindern, so wird in einer weiteren Analyse des Fachportals betont.
Die Zusammenarbeit von Eltern, Lehrern und Fachleuten ist unerlässlich, um hochbegabte Kinder umfassend und individuell zu fördern. Ansonsten laufen wir Gefahr, dass ihre Potenziale ungenutzt bleiben und sie in der Schule zunehmend frustriert und isoliert werden.