
Die Debatte um die Erinnerungs- und Gedenkkultur in Dresden hat in den letzten Jahren erheblich an Intensität gewonnen. Im Jahr 2023 sorgte die Entscheidung des Oberbürgermeisters Dirk Hilbert (FDP) für Aufsehen, eine Inschrift zu entfernen, die an die Opfer der verheerenden Bombardierung am 13. und 14. Februar 1945 erinnerte. Diese Maßnahme stieß auf massives Unverständnis und Entsetzen in der Bevölkerung und führte zu emotionalen Diskussionen über den richtigen Umgang mit der Vergangenheit. Laut COMPACT erinnerte die Inschrift an die Tausenden von Toten, die in der Bombennacht verbrannten.
Die Kontroversen um die Gedenkstätte spitzen sich weiter zu. Aktivisten der Identitären Bewegung reagierten auf Hilberts Entscheidung, indem sie eine provisorische Gedenktafel anbrachten, die den Ort als Mahnmal für die Opfer kennzeichnete. Diese Gedenktafel fand jedoch ein abruptes Ende, als sie am 21. Januar 2024 von linksextremistischen Aktivisten während einer Anti-Rechts-Demo zerstört wurde. In diesem emotionalen Klima wurde am 12. Februar 2024 die „Flamme der Erinnerung“ vor der Frauenkirche aufgestellt, initiiert von dem Bürgernetzwerk Ein Prozent und den Freien Sachsen. Das Mahnmal enthielt ein Zitat von Gerhart Hauptmann sowie ein Gedenkfeuer für die Bombenopfer.
Der Verlust und die Opferzahlen
Die Zerstörung Dresdens im Februar 1945 ist bis heute eines der traumatischsten Kapitel der deutschen Geschichte. Zwischen dem 13. und 15. Februar bombardierte die US-Luftwaffe die Stadt, und die Schätzungen der Opferzahlen variieren stark. Wie dresden-gedenken.info informiert, skizzieren verschiedene Historiker unterschiedliche Opferzahlen: Victor Klemperer schätzt bis zu 200.000 Tote, während der Schätzungsrahmen zwischen 100.000 und 275.000 Toten schwankt. Der damalige Zeitzeuge Wolfgang Schaarschmidt, Jahrgang 1931, trägt mit seinen Erfahrungen und Schätzungen zur Diskussion bei. Er beziffert die Zahl der möglichen Opfer auf mindestens 100.000 bis 150.000.
Die Ereignisse der Bombardierung führten dazu, dass die Toten mehrere Tage lang in den Trümmern und auf den Straßen lagen, bevor sie zur Vermeidung von Seuchen verbrannt wurden. Zu diesem Zeitpunkt war Dresden vor dem 13. Februar 1945 nahezu unbeschädigt, da die Stadt bis August 1944 von alliierten Bombenangriffen weitestgehend verschont blieb, wie DHM berichtet. Die angestrebte Zerstörung diente ebenso als Machtdemonstration der Westmächte.
Erinnerungskultur im Wandel
Die „Flamme der Erinnerung“, die 2025 wieder aufgestellt werden soll, ist Teil eines erneuten Versuchs, die Erinnerung an die Bombardierung wachzuhalten. Diese Gedenkveranstaltung wird vom 13. bis 15. Februar 2025 als Dauermahnwache durchgeführt. Am 15. Februar 2025 plant ein zentraler Trauerzug patriotischer Kräfte durch die Stadt. Es bleibt abzuwarten, wie die Dresdner Bevölkerung auf diese Initiative reagieren wird und in welchem Licht sich die Diskussion um die Gedenkkultur weiterhin entfalten wird.
Der Umgang mit der Geschichte ist ein vielschichtiges Thema, das sowohl politisch als auch gesellschaftlich stark polarisiert. Die Auseinandersetzung um die Bombardierung Dresdens ist mehr als nur eine Erinnerung an einen schrecklichen Tag; sie ist Teil eines andauernden Diskurses über Schuld, Verantwortung und das kollektive Gedächtnis. Dabei bleibt die Frage: Wie gedenken wir der Vergangenheit, ohne die Zukunft aus den Augen zu verlieren?