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Biodeutsch: Unwort 2024 bringt Alltagsrassismus in die Schlagzeilen!

Der Begriff „biodeutsch“ wurde zum „Unwort des Jahres“ 2024 gekürt. Die Jury kritisiert damit Alltagsrassismus und die gefährliche Trennung zwischen „echten“ und „falschen“ Deutschen.

Der Begriff „biodeutsch“ wurde zum „Unwort des Jahres“ 2024 gekürt. Dies gab die Jury der „Unwort“-Aktion am Montag in Marburg bekannt. Der Terminus hat in den letzten Jahren stark an Verbreitung gewonnen, sowohl im öffentlichen Sprachgebrauch als auch in sozialen Medien. Der Gebrauch von „biodeutsch“ ist umstritten, da er zur Diskriminierung von Menschen nach vermeintlich biologischen Abstammungskriterien verwendet wird. Während der Begriff ursprünglich ironisch-satirisch gemeint war, wird er mittlerweile oft gedankenlos und wörtlich verwendet.

Die Jury äußerte sich kritisch über die gesellschaftliche Spaltung, die durch den Gebrauch des Begriffs gefördert wird. Sie betonte, dass „biodeutsch“ eine Unterteilung in „echte“ Deutsche und Menschen zweiter Klasse impliziert, was als Ausdruck von Alltagsrassismus gewertet wird. Dies ist besonders bedeutsam in Zeiten, in denen Diskriminierung und Rassismus zunehmend öffentliche Aufmerksamkeit erfahren.

Weitere Nennungen und Hintergründe

Auf dem zweiten Platz der Unwörter landete der Begriff „Heizungsverbot“. Dieser wird im Zusammenhang mit dem Gebäudeenergiegesetz als irreführend angesehen. Die Jury, bestehend aus vier Sprachwissenschaftlern und einer Journalistin, hat mehr als 3000 Einsendungen gesichtet. Insgesamt wurden 655 verschiedene Ausdrücke vorgeschlagen, von denen etwa 80 den strengen Kriterien der Jury entsprachen.

Ein weiterer kontroverser Begriff, der in diesem Jahr thematisiert wurde, ist „importierter Antisemitismus“. Saba-Nur Cheema und Meron Mendel erklärten diesen zu ihrem persönlichen Unwort. Der Begriff wird in rechten Kreisen verwendet, um einen Zusammenhang zwischen antisemitischen Einstellungen und dem Zuzug von Migranten zu konstruieren. Er dient oft dazu, vom eigenen Rassismus abzulenken, während die Zahl antisemitischer Straftaten seit dem Angriff der Hamas auf Israel angestiegen ist.

Was zeichnet ein Unwort aus?

Das „Unwort des Jahres“ wird aus Vorschlägen ausgewählt, die bis zum 31. Dezember eines Jahres eingereicht werden können. Die Jury achtet darauf, dass die gewählten Begriffe gegen Menschenwürde oder Demokratie verstoßen oder diskriminierend sind. Im Jahr 2023 wurde der Begriff „Remigration“ als Unwort ausgezeichnet, da er häufig von Rechtsextremisten verwendet wird, die die Ausreise von Menschen ausländischer Herkunft fordern.

Diese Entwicklungen werfen ein Licht auf die Art und Weise, wie Sprache gesellschaftliche Normen spiegelt und beeinflusst. Die Diskussion um Begriffe wie „biodeutsch“ zeigt den dringenden Handlungsbedarf, sich mit der Sprache auseinanderzusetzen, um eine inklusive und respektvolle Gesellschaft zu fördern. Weitere Informationen zu diesem Thema können in wissenschaftlichen Abhandlungen nachgelesen werden, wie in den Ausführungen der Technischen Universität Dresden zu Sprache und Diskriminierung [TU Dresden].

Referenz 1
www.kn-online.de
Referenz 3
tu-dresden.de
Quellen gesamt
Web: 16Social: 42Foren: 49