
Ein internationales Forschungsteam unter der Leitung des Helmholtz-Zentrums Dresden Rossendorf (HZDR) hat eine bemerkenswerte Entdeckung auf dem pazifischen Meeresgrund gemacht: eine außergewöhnliche Ansammlung von Beryllium-10, einem radioaktiven Isotop, das durch kosmische Strahlung in der Atmosphäre erzeugt wird. Diese Anomalie könnte weitreichende Implikationen für die geologische Datierung haben, da sie als globaler Zeitmarker für geologische Archive dienen könnte. Dies könnte die Datierung von archäologischen und geologischen Proben revolutionieren, da Beryllium-10 eine Halbwertszeit von 1,4 Millionen Jahren hat und Datierungen ermöglicht, die älter als 10 Millionen Jahre sind, wie Spektrum erläutert.
Die Forscher entnahmen Proben aus Ferromangankrusten im Pazifik, welche über Jahrmillionen entstanden sind. Bei der Analyse des Beryllium-10-Gehalts mittels Beschleuniger-Massenspektrometrie stellte sich heraus, dass diese Proben fast doppelt so viel Beryllium-10 aufwiesen, als ursprünglich erwartet. Dies deutet auf eine bislang unerkannte Anomalie hin. Zur Entstehung dieser Anomalie gibt es zwei Hypothesen: Zum einen könnten Veränderungen in der Ozeanzirkulation nahe der Antarktis verantwortlich sein, zum anderen könnten astrophysikalische Ereignisse wie eine Explosion eines erdnahen Sterns oder eine Kollision mit einer interstellaren Wolke eine Rolle spielen. Zukünftige Messdaten sind notwendig, um die genaue Ursache zu klären.
Potenzial für geologische Datierung
Diese Entdeckung könnte die bestehende Methodik zur geologischen Datierung erheblich verbessern. Beryllium-10 wird bereits zur Datierung von Gletschern und anderen geologischen Phänomenen verwendet. In Kombination mit den Ergebnissen dieser Studie könnte es Forschern ermöglichen, ein besseres Verständnis der klimatischen und geologischen Veränderungen über lange Zeiträume hinweg zu erlangen. Laut GChron könnten solche Neuheiten in der Datierungstechnik die Präzision der Chronologien erhöhen und einen neuen Zugang zur Rekonstruktion der Erdaltertumsgeschichte bieten.
Die Ergebnisse der Studie wurden im Fachjournal *Nature Communications* veröffentlicht. Wissenschaftler verweisen darauf, dass die hohe Konzentration von Beryllium-10 in Verbindung mit zukünftigen Forschungsergebnissen als Zeitmarker für die Synchronisation geologischer Archive fungieren könnte. Somit stehen die Forscher am Beginn einer neuen Ära in der Geologie, die es erlaubt, grundlegende Fragen zur Erdgeschichte mit mehr Genauigkeit zu beantworten.
Forschungen dieser Art eröffnen nicht nur neue Horizonte in der Geologie, sondern könnten auch für verwandte Disziplinen von bedeutender Relevanz sein. Die multilineare Herangehensweise an alte geologische Fragestellungen könnte somit wertvolle Antworten auf Themen wie Klimawandel und geologische Entwicklungen der letzten Millionen Jahre liefern.