
In Sachsen-Anhalt steht das Betreuungssystem unter Druck: Die Anzahl der Geburten ist auf einen historischen Tiefstand gesunken. 2023 wurden in dem Bundesland nur 13.550 Kinder geboren, was die Verantwortlichen vor große Herausforderungen stellt. Vorläufige Zahlen für 2024 deuten auf einen weiteren Rückgang von über 1.000 Neugeborenen hin. Im Vergleich zum Jahr 2016, als noch mehr als 18.000 Kinder zur Welt kamen, zeigt sich ein besorgniserregender Trend, der auch in den Kindertagesstätten (Kitas) spürbar ist. In der Gemeinde Hohe Börde stehen beispielsweise bei 182 verfügbaren Plätzen erstmals 15 Plätze leer. Zudem musste in Halberstadt eine Kita geschlossen werden, da eine Reduzierung um 160 Betreuungsplätze notwendig war.
Die sinkenden Kinderzahlen betreffen auch die Finanzierung der Kitas: Der Landkreis Stendal verzeichnete einen Rückgang der Betreuungszahlen um 12 Prozent. Diese geringere Belegung hat zur Folge, dass Fachkräfte ihre Stunden reduzieren oder aus dem Bereich aussteigen. Eine Umfrage in Magdeburg zeigt, dass bereits in vielen Einrichtungen die Arbeitszeit verringert wurde. Es wird befürchtet, dass die Situation sich ohne geburtenstarke Jahrgänge oder vermehrte Zuzüge weiter verschärfen könnte.
Geplante Reformen zur Verbesserung der Kita-Situation
Darüber hinaus soll die Schaffung von 255 zusätzlichen Vollzeitstellen in den Kitas dazu beitragen, das Fachpersonal zu entlasten. Langfristig wird auch die sprachliche Förderung als Schwerpunkt in Bedarfskitas angesehen, um den Übergang von der Kita zur Schule zu verbessern. Die Schulgeldfreiheit für Ausbildungen im erzieherischen Bereich an Fachschulen soll bis zum Schuljahr 2026/2027 verlängert werden, um weiteren Zugang zum Beruf zu ermöglichen.
Aktuelle Zahlen zur Kinderbetreuung
Laut den jüngsten Berichten wurden am 1. März 2024 insgesamt 154.220 Kinder in 1.816 Kindertageseinrichtungen in Sachsen-Anhalt betreut. Im Vergleich zum Vorjahr gab es einen Rückgang von 405 Kindern in den Kitas. Besonders betroffen sind die unter 3-Jährigen, von denen 1.602 weniger betreut wurden. Entgegen diesem Trend stieg die Zahl der betreuten 6- bis 11-Jährigen um 1.927, was einen positiven Anstieg der Betreuungsquote in dieser Altersgruppe zeigt.
Der Rückgang der Kinder in der Betreuung ist auf die demografische Entwicklung und den Geburtenrückgang seit 2017 zurückzuführen. Die Betreuungsinfrastruktur wurde jedoch 2023 ausgebaut, mit 174.918 genehmigten Plätzen, die sich bis 2024 auf 177.562 erhöhten. Trotz der steigenden Anzahl an Plätzen blieb die Gesamtzahl der Einrichtungen unverändert.
Die Situation in Sachsen-Anhalt spiegelt damit die Herausforderungen wider, mit denen viele deutsche Bundesländer konfrontiert sind. Fachkräfte wandern möglicherweise in andere Bundesländer mit besseren Bedingungen ab, was eine weitere Verschärfung der Personalsituation zur Folge hätte. Die Oppositionsfraktionen Linke und Grüne fordern daher eine Verbesserung des Personalschlüssels, um sowohl die Qualität als auch die Entlastung des Personals in den Kitas nachhaltig zu sichern.
Für weitere Informationen zu den Herausforderungen und Veränderungen im Kita-System in Sachsen-Anhalt können Sie die vollständigen Berichte auf den Websites der FAZ, Sachsen-Anhalt und Statistik Sachsen-Anhalt nachlesen.