
Am 12. Januar 2025 stehen sich in Kroatien der amtierende Präsident Zoran Milanović und sein Herausforderer Dragan Primorac in einer Stichwahl gegenüber. Diese Wahl folgt auf einen ersten Wahlgang, in dem Milanović mit 49,2 Prozent der Stimmen knapp die erforderliche absolute Mehrheit verfehlte. Dragan Primorac, unterstützt von der nationalkonservativen Regierungspartei HDZ, erreichte lediglich 19,4 Prozent. Ein Wahlsieg für Milanović könnte die politische Landschaft Kroatiens nachhaltig beeinflussen, insbesondere im Hinblick auf die parlamentarische Opposition unter Premierminister Andrej Plenković.
Beide Kandidaten sind in dieser Wahl umstritten. Milanović, der die Sozialdemokratische Partei (SDP) vertritt, hat sich in der Vergangenheit als polarisierende Figur hervorgetan. Er wird nicht nur wegen seiner kontroversen Rhetorik kritisch gesehen, sondern auch aufgrund von Spekulationen über prorussische Einflussnahmen auf seine Kampagne. Primorac wirft Milanović vor, eine „pro-russische Marionette“ zu sein. Milanović selbst spricht sich gegen den russischen Krieg in der Ukraine aus, kritisiert jedoch gleichzeitig die militärische Unterstützung des Westens für das Land.
Politische Spannungen und Herausforderungen
Kroatien sieht sich derzeit mit hohen Inflationsraten, einem Arbeitskräftemangel und tiefgreifenden Korruptionsskandalen konfrontiert, die die politische Stabilität des Landes gefährden. Vor wenigen Monaten war die Regierungspartei HDZ in einen Korruptionsskandal verwickelt, was die Schwierigkeiten von Primorac in dieser Wahl zusätzlich verstärken könnte. Eine Niederlage für ihn wäre ein weiteres schlechtes Signal für die HDZ und deren Führung.
Die Wahl hat auch Auswirkungen auf die repräsentative Rolle des Präsidenten, der zwar die Streitkräfte befehligt, jedoch überwiegend repräsentative Aufgaben erfüllt. Milanović könnte seine zweite Amtszeit nutzen, um sich klar gegen die Regierungsführung von Plenković abzugrenzen, während Primorac im Falle eines Sieges versuchen würde, die parlamentarische Unterstützung seiner Partei zu festigen.
Wahlbeteiligung und Prognosen
Obwohl die erste Wahlbeteiligung bis zum Nachmittag mit 39 Prozent relativ niedrig war – ein Wert, der unter dem der vorherigen Parlamentswahl liegt – deuten aktuelle Umfragen darauf hin, dass Milanović in der Stichwahl etwa 62 Prozent der Stimmen erhalten könnte. Primorac werden in diesen Prognosen etwa 28 Prozent vorausgesagt. Die Wahllokale schließen heute um 19 Uhr Ortszeit, und die ersten Ergebnisse werden kurz danach erwartet.
Insgesamt zeigt sich eine spannende und hitzköpfige Wahl, die nicht nur die Zukunft von Milanović und Primorac, sondern auch die politische und wirtschaftliche Stabilität Kroatiens am Entscheidungsabend beeinflussen könnte.
Mehr über die Wahl erfahren Sie in diesen Berichten: op-online.de, zeit.de, und tagesschau.de.