
Am 17. Februar 2025 äußerte das Präsidium der Europa-Universität Flensburg Unterstützung für die Stellungnahme der Fachgesellschaft Geschlechterstudien, die am 5. Februar 2025 veröffentlicht wurde. In dieser Stellungnahme wird eindringlich vor Angriffen auf die Freiheit von Forschung und Lehre gewarnt. Diese Angriffe stehen im Widerspruch zu den Prinzipien, die durch Artikel 5, Absatz 3 des Grundgesetzes (GG) gewahrt werden, und zeigen eine bedenkliche Tendenz, die Wissenschaftsfreiheit, ein weltweit anerkanntes Menschenrecht, zu untergraben.
Wissenschaftsfreiheit ist ein unverzichtbarer Bestandteil jeder demokratischen Ordnung. Eingriffe in akademische Strukturen können nicht nur die wissenschaftlichen Institutionen schädigen, sondern auch deren internationales Ansehen gefährden. In der Stellungnahme wird betont, dass die Freiheit der Wissenschaft und die Freiheit der Gesellschaft eng miteinander verbunden sind. Innovation und Fortschritt basieren letztlich auf einer ungehinderten Forschung.
Angriffe auf Gender Studies und deren Folgen
Ein zentrales Thema der Diskussion sind die Äußerungen von Alice Weidel, der Kanzlerkandidatin der AfD. Am 18. Januar 2025 kündigte Weidel auf dem AfD-Parteitag an, Gender Studies Einrichtungen zu schließen und die Professoren dieser Disziplinen zu entlassen. Ihre Farmulierungen, wie „Wir schmeißen alle diese Professoren raus“, wurden als verfassungswidrig und antidemokratisch eingeordnet. Diese Übergriffe könnten sich in Zukunft auf weitere Disziplinen ausdehnen, warnen Experten.
Scientists for Future Saarland (S4F-Saarland) hat bereits vor einer gezielten Wissenschaftsfeindlichkeit gewarnt. Sie stellen fest, dass die AfD gezielt Desinformation ausnutzt, um wissenschaftlich fundierte Fakten durch sogenannte „Alternative Fakten“ zu ersetzen. Diese Angriffe gefährden nicht nur die spezifischen Wissenschaftsdisziplinen, sondern schädigen auch die Akzeptanz fundamentaler wissenschaftlicher Erkenntnisse.
Die Rolle der Wissenschaft in der Demokratie
Die Wissenschaft erfüllt eine wesentliche Funktion in einer Demokratie und steht nicht im Widerspruch zu emanzipatorischen Zielsetzungen. Wie der Wissenschaftsrat festgestellt hat, ist es entscheidend, dass Wissenschaft, die gesellschaftliche Phänomene analysiert und erklärt, auch in politischen Debatten präsent ist. S4F appelliert an demokratische Parteien, die Wissenschaftsfreiheit entschlossen zu verteidigen.
Unabhängig von der Disziplin muss die Autonomie der Wissenschaft gewahrt bleiben, um die demokratischen Prozesse nicht zu gefährden. Der Rückgriff auf Drohungen gegen Forschende zeigt eher die Autoritarität der angriffenden Kräfte, die eine offene, kritische Diskussion ablehnen. Diese Wissenschaftsfeindlichkeit ist ein besorgniserregendes Merkmal, das dringend adressiert werden muss.
Ein europäischer Dialog über Wissenschaftsfreiheit
Vor diesem Hintergrund wird die bevorstehende Veranstaltung, der Freedom of Research Summit, von großer Bedeutung sein. Dieser Gipfel, der am 5. und 6. November 2025 stattfinden soll, wird von der Karlspreisstiftung und dem Knowledge Hub der RWTH Aachen organisiert. Ziel der Veranstaltung ist es, über die Rolle der Wissenschaftsfreiheit in Europa nachzudenken und Brücken zu bauen, um die wissenschaftliche Gemeinschaft in Zeiten von Spaltung und Polarisierung zu stärken.
Teilnehmende sind eingeladen, Beiträge zu verschiedenen Themenbereichen, darunter Wissenschaftsdiplomatie und der Einfluss von Populismus auf die Wissenschaft, einzureichen. Der Gipfel gibt der akademischen Gemeinschaft eine Plattform, um sich über die Herausforderungen der gegenwärtigen Situation auszutauschen und Lösungsansätze zu diskutieren. Die Einreichungsfrist endet am 31. März 2025.
Die Ausweitung der gewonnenen Erkenntnisse aus diesen Diskussionen könnte sich als Schlüssel zur Stärkung der Wissenschaftsfreiheit und der Demokratie in Europa erweisen. Angesichts der aktuellen Angriffe auf die Wissenschaft ist dies ein Schritt in die richtige Richtung.
uni-flensburg.de berichtet über die unterstützende Stellungnahme der Europa-Universität Flensburg. s4f-saarland.org warnt vor den Gefahren durch die AfD, während rwth-aachen.de Informationen zum bevorstehenden Freedom of Research Summit bereitstellt.