
Die Sicherheitsbehörden in Deutschland stehen aktuell unter Druck aufgrund einer Serie von Sabotageakten, die sich gegen über 270 Fahrzeuge in mehreren Bundesländern richteten. Dabei gehen die Ermittler zunehmend von einer möglichen Steuerung durch russische Akteure aus. Überwiegend betroffen sind die Bundesländer Berlin, Baden-Württemberg, Bayern und Brandenburg. In den letzten Wochen wurden zahlreiche Autobesitzer mit den Folgen dieses Angriffs konfrontiert, die unter anderem in der Nacht von 9. Dezember 2023 in Langenau bei Ulm ihren Anfang nahmen und sich schnell weiter ausbreiteten, wie die Schwäbische Zeitung berichtet.
Bei den Angriffen wurden den Polizeibeamten zunächst verdächtige Aktivitäten in Schönefeld bekannt. Dort fiel ein Transporter auf, in dem drei junge Männer Kartuschen mit Bauschaum mit sich führten. Kurz darauf meldeten Autobesitzer, dass ihre Fahrzeuge nicht mehr fahrtüchtig seien. Die Polizei stellte fest, dass 43 Autos durch verstopfte Auspuffrohre mit Bauschaum lahmgelegt wurden. Am Tatort wurden zudem Papierschnipsel mit politischen Slogans entdeckt, die auf die Grünen anspielten. Dies wirft Fragen hinsichtlich der Motivation der Täter auf, wie auch die Süddeutsche Zeitung anmerkt.
Ermittlungen und Verdächtige
Im Rahmen der anhaltenden Ermittlungen hat die Staatsanwaltschaft Ulm bereits vier Tatverdächtige identifiziert, die im Alter zwischen 17 und 29 Jahren sind. Ihre Nationalitäten umfassen Deutsche, Serben, Rumänen sowie einen Staatsbürger aus Bosnien-Herzegowina. Bisher gibt es keine bestätigten Hinweise auf einen russischen Auftraggeber, doch die Verdächtigen stehen im Verdacht, in Kontakt mit einem Russen gestanden zu haben, der ihnen Geld für die Sabotageaktionen versprach. Auch die Rekrutierungsmethoden, bei denen angeblich über Viber kommuniziert wurde, lassen auf eine organisierte Vorgehensweise schließen, berichtet das Bundesamt für Verfassungsschutz.
Die Tatverdächtigen sollen über soziale Medien angeworben und anschließend zu den Sabotageakten motiviert worden sein. Diese Art der Anwerbung von kleinkriminellen Akteuren durch russische Geheimdienste ist nicht neu, wird jedoch als zunehmende Tendenz erkannt. Der Präsident des Bundesnachrichtendienstes, Bruno Kahl, äußerte die Besorgnis darüber, dass die Gesellschaft destabilisiert und Unsicherheit gesät werden soll. Die Sicherheitsbehörden werten diese Vorfälle als Teil einer breiteren Strategie, die Spionage und Sabotage umfasst.
Bedrohung durch ausländische Akteure
Die Hintergründe zu diesen Sabotageakten verdeutlichen, dass mit solchen Angriffen auch die öffentliche Meinung beeinflusst werden kann. Der Verfassungsschutz warnt zudem vor einer neuen Bedrohung durch ausländische Nachrichtendienste, die sich seit dem Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine verstärkt haben. Angesichts der höheren Wachsamkeit westlicher Dienste und der Sanktionen gegen Russland wird die Rekrutierung lokaler Proxies innerhalb Deutschlands als zunehmend risikolos für die Täter angesehen. Solche Subjekte, die im Auftrag von Geheimdiensten agieren, haben sich als „Wegwerf-Agenten“ etabliert, die meist ideologisch oder finanziell motiviert sind.
Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass Deutschland sich aktuell in einem komplexen Bedrohungsszenario sieht. Die Ermittlungen sind noch im Gange, während Sicherheitsbehörden die Relevanz der Sabotageakte und mögliche Konsequenzen für die Gesellschaft intensiv beobachten. Ein Gesamtkonzept zur Abwehr von Spionage und Sabotage ist vonnöten, um der Bedrohung durch externe Akteure entgegenzutreten.