
Der oberfränkische Porzellanhersteller Rosenthal steht vor erheblichen Herausforderungen. Angesichts sinkender Konsumausgaben und anhaltender wirtschaftlicher Belastungen hat das Unternehmen beschlossen, die Produktion an nur einem Standort fortzuführen. Der Hauptsitz in Selb wird zum Zentrum der zukünftigen Fertigung, während der Standort in Speichersdorf bis Ende 2026 geschlossen werden soll. Laut inFranken sind von dieser Schließung rund 200 Beschäftigte betroffen, während nur die Logistik in Speichersdorf erhalten bleibt.
Die Entscheidung bekam Rückenwind durch die finanziellen Schwierigkeiten, die Rosenthal seit langem plagen. Gianluca Colonna, der CEO des Unternehmens, nennt Überkapazitäten, niedrige Erträge und hohe Arbeitskosten als Hauptgründe für die anhaltenden Verluste. Auch die Gemeinde Speichersdorf, vertreten durch Bürgermeister Christian Porsch, äußert Enttäuschung über den Verlust an Arbeitsplätzen und die Identität des Standorts. Porsch vermerkt, dass Speichersdorf ohne Rosenthal nicht so groß geworden wäre.
Die wirtschaftlichen Herausforderungen
Rosenthal kämpft mit einer Vielzahl an Herausforderungen. Die steigenden Löhne und Energiekosten sowie ein verändertes Konsumverhalten haben dem Unternehmen stark zugesetzt. Die Umsatzentwicklung stagniert seit mehreren Jahren bei etwa 80 Millionen Euro, und die Konkurrenz aus dem Ausland, insbesondere von günstigeren Anbietern aus Fernost, wird als wachsendes Problem wahrgenommen. Das Unternehmen musste bereits im Jahr 2009 Insolvenz anmelden, bevor es von der Mailänder Arcturus Gruppe übernommen wurde. Seitdem sind die Probleme nicht verschwunden, im Gegenteil, sie haben sich verschärft.
In den vergangenen Jahren haben sich die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für die Porzellanherstellung als schwierig erwiesen. Hohe Rohstoff- und Energiekosten stiegen um 40 Prozent in nur zwei Jahren, was die ohnehin schon kostspielige Porzellanproduktion noch schwerer macht. Rosenthal plant dringend eine umfassende Straffung. Ein harter Sparkurs, der sowohl die Schließung eines Werks als auch umfangreiche Stellenstreichungen umfasst, ist angedacht, um das Unternehmen auf eine einzige Produktionsstätte zu verkleinern und die Effizienz zu steigern. Diese Maßnahmen erfolgten trotz bereits getätigter Investitionen in eine neue Fabrikanlage in Selb.
Historische Glanzzeiten und der Weg in die Krise
Rosenthal ist nicht nur ein Hersteller, sondern auch Teil der deutschen Tischkultur mit einer 145-jährigen Geschichte. Die Manufaktur wurde bekannt durch Kooperationen mit Künstlern wie Andy Warhol und Salvador Dalí. Dennoch ist das Glanzbild des Unternehmens, das einst mit großen Namen in Verbindung stand, in den letzten Jahrzehnten verblasst. Die Marke war im 20. Jahrhundert eine der renommiertesten Porzellanmanufakturen, fand jedoch in den letzten Jahren nur schwer den Anschluss an die modernen Marktbedingungen. Selbst eingeführte Kooperationen, etwa mit Luxusmarken wie Versace und Swarovski, konnten die finanzielle Situation nicht stabilisieren, wie Capital berichtet.
Der Bürgermeister von Speichersdorf und der bayerische Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger zeigen sich besorgt über die Entwicklung und betonen die Notwendigkeit, die Produktionsstandorte in Deutschland zu erhalten. Die Investition in ein touristisches „Porzellan-Dorf“ in Selb soll ein Lichtblick sein, wodurch ein Anreiz geschaffen werden könnte, um die Region weiterhin interessant zu halten.
Die Situation bei Rosenthal ist symptomatisch für viele Unternehmen in der traditionellen Fertigung, die mit sinkenden Umsätzen, hohen Produktionskosten und veränderten Konsumgewohnheiten kämpfen. Gleichzeitig bleibt abzuwarten, ob Rosenthal aus der aktuellen Krise gestärkt hervorgehen kann oder ob die anhaltenden Herausforderungen einen tiefgreifenden Wandel erfordern.