
Ein innovatives Projekt an der Universität Regensburg hat im vergangenen Jahr die Ernährung von Studierenden in der Region auf den Prüfstand gestellt. Gemeinsam mit dem Studierendenwerk Niederbayern/Oberpfalz (STWNO) wurde zwischen dem 28. Oktober und dem 20. Dezember 2024 experimentell auf Rindfleischgerichte in verschiedenen Mensen verzichtet. In diesem Zeitraum wurden unter anderem Gerichte wie Rinderbraten, Gulasch und Currywurst nicht angeboten. Bemerkenswert ist, dass die Mensagäste über diesen Verzicht im Vorfeld nicht informiert wurden.
Die Initiative wurde an den Standorten der Universität Regensburg, der OTH Regensburg, der Universität Passau, des TUM Campus Straubing sowie der Hochschule Landshut durchgeführt. Professor Dr. Andreas Roider war der Überzeugung, dass es an der Zeit sei, über Essverhalten und nachhaltige Ernährung nachzudenken. Er stellte die Frage, ob die Gäste den Verzicht auf Rindfleischprodukte bemerken würden. Überraschenderweise blieb eine Rückmeldung oder Beschwerde während des gesamten Projektzeitraums aus, obwohl über 300.000 Essen ausgegeben wurden.
Nachhaltigkeit im Fokus
Die wissenschaftliche Begleitung des Projekts übernahm Professor Dr. Gunther Hirschfelder, der die Teilnehmer dazu anregen sollte, ihr eigenes Verhalten in Bezug auf die Umwelt zu reflektieren. Das Studierendenwerk bezieht Rindfleisch von regionalen Betrieben und setzt sich aktiv für die Förderung der Biodiversität ein. Solche Initiativen stehen im Einklang mit der Nachhaltigkeitsstrategie der Universität Regensburg, die Maßnahmen wie Campus Clean-ups und die Regensburger Nachhaltigkeitswoche umfasst.
Wenn man den Fleischkonsum in Deutschland betrachtet, zeigt sich ein deutlicher Trend: Während der Verbrauch über Jahre hinweg konstant bei etwa 60 kg pro Person und Jahr lag, sank der tatsächliche Fleischverzehr zwischen 2018 und 2022 um 13,5 % auf 52 kg. Dennoch liegen diese Zahlen weiterhin über den Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE), die einen maximalen Konsum von 15 bis 30 kg pro Person und Jahr empfiehlt. Der hohe Fleischkonsum hat gravierende Auswirkungen auf Klima, Biodiversität und Gesundheit, was auch die Analyse des BUND unterstreicht.
Globale Herausforderungen
Laut BUND leidet circa ein Drittel der Treibhausgasemissionen global durch das gegenwärtige Ernährungssystem. Hierbei ist der Fleischverzehr ein zentraler Faktor. Wissenschaftler empfehlen, den Fleischkonsum auf 250 g pro Person und Woche zu reduzieren – dies entspricht einem Viertel des aktuellen Verzehrs. Eine Umstellung könnte immense Auswirkungen auf die CO2-Emissionen haben: Eine Halbierung des Fleischkonsums könnte in Deutschland allein bis zu 14 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente einspaaren.
Darüber hinaus gibt es dringende Anforderungen an die (Um-) Gestaltung der Landwirtschaft, darunter die Halbierung der Anzahl der Tiere bis 2050 und eine klare Haltungskennzeichnung für tierische Produkte. Diese Veränderungen könnten nicht nur der Umwelt zugutekommen, sondern auch dazu beitragen, Hunger weltweit zu bekämpfen, indem die Ernährung gerechter verteilt wird. BUND fordert zudem, mehr regionale, ökologische und saisonale Produkte in öffentlichen Kantinen anzubieten, was auch im Kontext des Regensburger Projekts eine wichtige Rolle spielt.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Initiative an der Universität Regensburg nicht nur ein Beispiel für den bewussten Umgang mit Ernährung ist, sondern auch einen Beitrag zur Diskussion über Nachhaltigkeit und Umweltbewusstsein leistet. Ab Januar 2025 werden Rindfleischprodukte wieder in das Mensaangebot aufgenommen, aber die Anregungen zur Reflexion über Essgewohnheiten gehen weiter.
Die Ergebnisse dieses Projekts sind nicht nur für die Universitätsgemeinschaft von Bedeutung, sondern können auch als Modell für andere Bildungseinrichtungen dienen, um ähnliche Diskussionen über nachhaltiges Essen anzustoßen.
Für weitere Informationen: Universität Regensburg, BUND, Umweltbundesamt.