
Am 24. März 2023 wurde an der Christian-Albrechts-Universität Kiel der renommierte Johanna-Mestorf-Preis verliehen. In diesem Jahr ging der Preis an zwei herausragende Dissertationen, die sich intensiv mit den Beziehungen zwischen Mensch und Umwelt in historischen Kontexten auseinandersetzen. Die Johanna-Mestorf-Akademie (JMA) veranstaltete die Preisverleihung im Rahmen der achten internationalen Kiel Conference 2025, einer bedeutenden Zusammenkunft, die das Augenmerk auf soziale, ökologische und kulturelle Veränderungen in vergangenen Gesellschaften richtet.
Prof. Dr. Johannes Müller, Sprecher der JMA, unterstrich in seiner Laudatio die methodische Innovation der ausgezeichneten Arbeiten und deren Beitrag zum Verständnis komplexer Mensch-Umwelt-Verhältnisse. Der Johanna-Mestorf-Preis ist mit 3000 Euro dotiert und würdigt exzellente Dissertationen im Bereich sozial-ökologischer Forschung oder Landschaftsarchäologie.
Die ausgezeichneten Dissertationen
Der erste Preisträger, Dr. Jo Sindre Eidshaug, hat mit seiner Dissertation „Remote sensing, words, objects: In pursuit of new avenues for coastal archaeology in Tierra del Fuego and Norway“ Forschung betrieben, die die Beziehungen zwischen Mensch und Meer in Feuerland und Norwegen beleuchtet. Eidshaug, Absolvent der Technisch-Naturwissenschaftlichen Universität Norwegens (NTNU), kombinierte Methoden der Fernerkundung, Ethnographie, Linguistik und Archäologie. Besonders hervorzuheben ist seine Arbeit zur Digitalisierung eines 19. Jahrhunderts Wörterbuchs der Yagan-Sprache, das er baldmöglichst der Forschung und der Öffentlichkeit zugänglich machen möchte.
Die zweite Preisträgerin, Dr. Li Tang, wird am Max-Planck-Institut für Geoanthropologie in Jena tätig. Ihre Dissertation trägt den Titel „High-altitude dietary adaptations on the interior Tibetan Plateau in prehistory: Archaeobotanical, paleoproteomic, and stable isotopic evidence“ und untersucht die Ernährungsanpassungen auf dem tibetischen Hochplateau in der prähistorischen Zeit. Tang plant, das Preisgeld für eine Forschungsreise nach Tibet zu verwenden, um ihre Untersuchungen zu Ernährungsgewohnheiten und sozialen Interaktionen weiterzuführen.
Forschungsagenda und Kontext
Die ausgezeichneten Arbeiten finden ihren Platz im Rahmen der umfassenden Forschungsbemühungen der JMA, die darauf abzielen, die Transformationsprozesse zwischen Gesellschaften und Umweltbedingungen zu analysieren. Dies umfasst entscheidende Veränderungen in der Menschheitsgeschichte, die in Projekten wie dem SFB 1266 im Fokus stehen, welcher Untersuchungen von 15.000 bis 1 v.u.Z. verfolgt. Dabei werden archäologische und paläoökologische Archive ausgewertet, um soziale und ökologische Dimensionen der Transformation zu beleuchten.
Die interdisziplinäre Zusammenarbeit wird durch enge Kontakte zu anderen Forschungsinstitutionen, wie der Graduiertenschule „Human Development in Landscapes“ und dem DFG-Schwerpunktprogramm „Frühe Monumentalität und soziale Differenzierung“, gestärkt. Die Forschungsteams setzen innovative Methoden ein, um die Wechselwirkungen zwischen Mensch und Umwelt ähnlich wie in den Raum- und Umweltwissenschaften zu untersuchen, die sich stark auf die Auswirkungen des Klimawandels konzentrieren. Hierbei geht es nicht nur um die Biodiversität, sondern auch um innovative Ansätze für das Umweltmonitoring und die langfristige Erhaltung des Natur- und Umwelterbes durch Archive wie die Umweltprobenbank des Bundes.
Die tiefgreifende Auseinandersetzung mit den Mensch-Umwelt-Beziehungen hat daher nicht nur lokale, sondern auch globale Relevanz. Angesichts der Herausforderungen des Klimawandels und der fortschreitenden Veränderungen in Ökosystemen bleibt die Forschung ein Schlüssel, um nachhaltige Lösungen zu finden und das Verständnis für die Dynamiken zwischen Mensch und Natur zu vertiefen.
Für weitere Informationen über die Preisverleihung und die ausgezeichneten Dissertationen besuchen Sie bitte die Universität Kiel, das SFB 1266 oder die Universität Trier.