
In der Region um Germersheim ist Geothermie in den Fokus gerückt. Bürger stellen immer häufiger Fragen über geplante Bohrungen und die damit verbundenen Umweltauswirkungen. Vor allem die Unsicherheit darüber, wo genau „gerüttelt“ wird, sorgt für rege Diskussionen. Diese Thematik wird durch einen intensiven Bürgerdialog begleitet, wie tiefegeothermie.de berichtet. Der Dialog zielt darauf ab, Ängste abzubauen und Informationen zu den Geothermieprojekten zu teilen, die in der Region in verschiedenen Phasen vorangetrieben werden.
Die Deutsche Erdwärme ist an vier Geothermieprojekten im Oberrheingraben beteiligt. Ein Projekt in Graben-Neudorf ist am weitesten fortgeschritten, wobei der Bohrplatzbau in der Endphase ist. Hier wurden seismisches und Grundwassermonitoring abgeschlossen, und die ersten Bohrungen sind für den Sommer geplant. In Dettenheim wurde der Hauptbetriebsplan eingereicht, und das Genehmigungsverfahren läuft bereits. Ähnlich steht es in Waghäusel, wo die Diskussion über die Pacht eines Grundstücks fortgesetzt wird.
Herausforderungen und Bürgeraktivitäten
Eine Bürgerinitiative in Graben-Neudorf und Waghäusel ist aktiv, teilweise jedoch mit Falschinformationen konfrontiert. Um die Bedenken der Bürger ernst zu nehmen, wurden öffentliche Informationsveranstaltungen und regelmäßige Bürgerstunden organisiert. Diese Maßnahmen dienen nicht nur der Aufklärung, sondern fördern auch die Akzeptanz in der Gemeinde. Gemeinderäte in Dettenheim und Waghäusel zeigen eine fraktionsübergreifende Zustimmung zu den Projekten, während die AfD die einzige Fraktion ist, die systematisch gegen die Vorhaben opponiert.
Die Notwendigkeit, Geothermie als nachhaltige Energiequelle zu nutzen, ist vor dem Hintergrund des deutschen Klimaziels bis 2045 evident. Laut Deutschlandfunk wird mehr als die Hälfte des deutschen Energiebedarfs für Wärme benötigt, wobei der Einsatz fossiler Brennstoffe hier nach wie vor dominiert. Die Nutzung von Geothermie könnte langfristig ein Viertel des Wärmearbeitsbedarfs decken. Um dieses Potenzial zu erreichen, wären jedoch bis zu 20.000 Bohrungen bis zum Jahr 2040 notwendig.
Risiken und wirtschaftliche Aspekte
Der Ausbau der Geothermie wird durch verschiedene Herausforderungen behindert. Stattlich-regulierte Genehmigungsverfahren, die unsichere Datenlage bezüglich der Heißwasser-Reservoirs und das Risiko erfolgloser Bohrungen stellen bedeutende Hürden dar. Eine Studie empfiehlt sogar die Einführung einer Versicherung zur Abdeckung dieser Ausfallrisiken. Dennoch müssen erhebliche Investitionen in die Geothermie getätigt werden, um die Wirtschaftlichkeit des Verfahrens zu sichern, das derzeit mit Erzeugungskosten von 2,5 bis 3 Cent pro kWh vergleichbar mit fossilen Energien ist.
Die Risiken, wie mögliche Beeinträchtigung von Trinkwasser-Reservoirs oder Lärmbelästigungen, können laut den Experten jedoch beherrscht werden. Sensoren zur Erdbebenwarnung und geeignete Schalldämmung bei Bohrungen stehen dabei als Maßnahmen zur Verfügung, um die Bürger zu beruhigen und die Geothermieprojekte voranzutreiben.
Insgesamt zeigt sich, dass ein intensiver und offener Dialog mit der Bevölkerung ein Schlüssel zum Erfolg für die Geothermieprojekte sein könnte, um die Bedenken der Bürger ernst zu nehmen und zu adressieren, während gleichzeitig wichtige Fragen rund um die Energieversorgung und Klimaneutralität angegangen werden.