
Die Bildung einer Rettungsgasse ist in vielen europäischen Ländern nicht nur empfohlen, sondern gesetzlich vorgeschrieben. In Deutschland ist dieser Aspekt der Verkehrssicherheit im Paragraf 11 Abs. 2 der Straßenverkehrs-Ordnung (StVO) verankert. Bei Stausituationen, in denen Fahrzeuge im Schrittgeschwindigkeit oder Stillstand verkehren, müssen Autofahrer eine freie Gasse zwischen dem linken und dem unmittelbar rechts daneben liegenden Fahrstreifen bilden. Die Nichteinhaltung dieser Regelung kann mit zwei Punkten in Flensburg und bis zu 320 Euro Bußgeld geahndet werden, wie tz.de berichtet.
Auch in Österreich sind die Vorschriften zur Bildung einer Rettungsgasse strikt und gelten seit 2012 auf Autobahnen und Schnellstraßen. Dort müssen Autofahrer bei Stau die Gasse bilden, wobei eine große Bußgeldtafel von bis zu 726 Euro droht, und im Fall der Behinderung von Einsatzfahrzeugen kann dies sogar bis zu 2.180 Euro kosten. Die Überwachung erfolgt auch durch eine Vormerkung im Führerscheinregister. Erfrischend zu wissen ist, dass die Rettungsgasse auch in der Schweiz seit 2020 rechtlich verankert ist. Hier wird sie zu den gleichen Bedingungen gebildet, und ein Bußgeld von 100 Schweizer Franken (etwa 104 Euro) wird fällig, wenn diese Pflicht nicht beachtet wird.
Regelungen in anderen europäischen Ländern
Die Regelungen variieren jedoch von Land zu Land. In Tschechien besteht die Pflicht zur Bildung einer Rettungsgasse ebenfalls, wobei die Gasse bei zweispurigen Autobahnen in der Mitte und bei mehrspurigen zwischen der mittleren und rechten Fahrspur gebildet werden muss. Bei Nichteinhaltung droht ein Bußgeld von 2.500 Tschechischen Kronen (ca. 103 Euro). In Polen gelten ähnliche Regeln, wo ein Bußgeld von bis zu 2.500 Zloty (ca. 580 Euro) fällig werden kann. Auch in Slowenien, Kroatien und Ungarn sind entsprechende Vorschriften vorhanden, wobei die Strafen variieren: In Kroatien liegt das Bußgeld bei etwa 65 Euro, während in Ungarn die Bußgelder zwischen 6.500 und 200.000 Forint (ca. 20 bis 530 Euro) schwanken, abhängig vom Einzelfall.
Die Benelux-Staaten haben ebenfalls ihren eigenen Regelungen: In Belgien ist die Rettungsgasse bei Stau verpflichtend, mit einem Bußgeld von 174 Euro, während in Luxemburg bei stockendem Verkehr 145 Euro auf der Autobahn und 74 Euro auf anderen Straßen zu zahlen sind. Die Niederlande allerdings haben eine Besonderheit: Hier muss die Rettungsgasse nur bei Fehlen eines Standstreifens gebildet werden. In Frankreich gibt es hingegen keine spezifische Pflicht zur Bildung einer Rettungsgasse. Das Überholen von Einsatzfahrzeugen kostet hier jedoch 135 Euro.
Das Ziel der Rettungsgasse
Die zentrale Motivation hinter der Regel zur Bildung einer Rettungsgasse ist die Sicherheit im Straßenverkehr. Bei schweren Unfällen können Minuten über Leben und Tod entscheiden. Die Gasse ermöglicht den Einsatzkräften, schnell und ungehindert zu den Unfallorten zu gelangen. Auch Abschlepp- und Bergungsdienste profitieren von einer gut gebildeten Rettungsgasse, die bestehen bleibt, bis der Stau aufgelöst ist.
Autofahrer sind angehalten, während der Bildung der Rettungsgasse Rücksicht aufeinander zu nehmen. Das bedeutet konkret, dass Fahrzeuge auf der linken Spur nach links und die auf der rechten Spur nach rechts fahren, während der Pannenstreifen freigehalten werden sollte. Empfehlungen für Autofahrer sind unter anderem, das Radio leiser zu machen und den Abstand zu vergrößern, um Einsatzfahrzeuge rechtzeitig wahrzunehmen, wie Polizei Schweiz erklärt.
Zusammenfassend ist die Bildung einer Rettungsgasse eine essentielle Maßnahme, die in vielen europäischen Ländern gesetzlich vorgeschrieben ist. Insbesondere in Deutschland, Österreich, der Schweiz, Tschechien und Polen stehen die Verkehrsteilnehmer in der Verantwortung, Hilfeleistenden den Zugang zu ermöglichen. Nur durch ein gemeinschaftliches Verständnis und entsprechendes Verhalten im Straßenverkehr kann eine schnelle Hilfe gewährleistet werden, was letztlich Leben retten kann.