
Die Regisseurin Constanze Klaue hat kürzlich ihr neuestes Werk, die Verfilmung von Lukas Rietzschels Buch „Mit der Faust in die Welt schlagen“, vorgestellt. Der Film behandelt die Perspektivlosigkeit in einer Region, die viele Jugendliche in den frühen 2000ern erleben mussten. Klaue, die 1985 in Ost-Berlin geboren wurde, sieht sich selbst nicht nur als „ostdeutsche Regisseurin“, sondern als Filmemacherin, die komplexe Themen aufgreift und verarbeitet.
In einem Interview erklärt Klaue, dass die Reaktionen auf den Film regional unterschiedlich sind. Während Großstädter oft positiv auf das Werk reagieren, gibt es in ländlichen Gebieten sowie unter älteren Zuschauern teils spürbaren Widerstand. Dieser Widerstand könnte im Kontext der radikalen Rechten, die seit den 1990er Jahren in Deutschland ein wachsendes Problem darstellt, betrachtet werden. Insbesondere in Ostdeutschland, wo soziale und wirtschaftliche Benachteiligungen stärker ausgeprägt sind, zeigen Umfragen, dass der Stimmenanteil für die AfD überdurchschnittlich hoch ist
Die Thematik der Radikalisierung
„Mit der Faust in die Welt schlagen“ thematisiert nicht nur die Ohnmacht und Sprachlosigkeit der Eltern, sondern reflektiert auch die gesellschaftlichen Bedingungen, die zur Radikalisierung führen können. Die Autorin nennt stabile Familienverhältnisse und andere unterstützende Strukturen, wie Lehrer oder Sozialarbeiter, als essentielle Faktoren. Diese Themen haben besondere Relevanz in Anbetracht der historischen Einbettung rechtsextremer Strömungen in Ostdeutschland.
Die radikale Rechte ist in der Bundesrepublik Deutschland seit den 1990er Jahren ein stetig wachsendes Phänomen. Sie zeigt sich nicht nur in extremistischen Gruppen, sondern auch durch rechtspopulistische Parteien wie die AfD, die den Diskurs über die nationale Identität und die Wahrnehmung von Bedrohungen maßgeblich prägen. Diese Ideologien lehnen den liberalen Rechtsstaat ab und sind durch ein Gefühl der Ungleichwertigkeit geprägt. Der rechtsextreme Diskurs ist in Ostdeutschland besonders stark, da wirtschaftliche Krisen und Misstrauen gegenüber institutionellen Vertretern diese Strömungen feede
Gesellschaftliche Auswirkungen
Klaue betont die Bedeutung des Films als Kollektiverfahrung, die viele Menschen an ihre eigene Kindheit erinnert. Ihre künstlerischen Werke, einschließlich der geplanten Trilogie, zeigen, dass die Themen, die sie behandelt, nicht nur von der DDR-Vergangenheit geprägt sind, sondern auch in der heutigen Gesellschaft relevant bleiben. Dies bliebe auch in einer Zeit wie der Flüchtlingskrise von 2015/16 wichtig, in der rechtsextreme Ideologien ebenfalls eine neue Welle der politischen Mobilisierung hervorbrachten.
Der Film endet im Jahr 2015, was Klaue als Streuung von Fragen und Themen betrachtet, die weiterhin aktuell sind. Sie fordert mehr Aufmerksamkeit für das „ostdeutsche Leben“ im Film, jenseits von Klischees über Radikalisierung und die DDR. Eine differenzierte Auseinandersetzung mit den Wurzeln des Rechtspopulismus und den damit verbundenen sozialen Herausforderungen verlangt eine kritische Reflexion der Vergangenheit sowie einen integrativen politischen Diskurs.
Klaue findet es notwendig, dass vor allem in Ostdeutschland ein offen geführter Diskurs über die sozialen Bedingungen, die rechtsextreme Einstellungen begünstigen können, stattfindet. Nur so kann der langanhaltenden Anziehungskraft solcher Strömungen begegnet werden und es besteht die Hoffnung, dass Filme wie ihr Werk einen Beitrag zu diesem Dialog leisten.