
Vom 7. bis 11. April 2025 findet der 4. Deutsche Psychotherapie Kongress in Berlin statt. Im Rahmen dieses Kongresses veranstaltet Prof. Dr. Moritz Petzold am 9. April einen wichtigen Workshop zur Psychotherapie für Menschen mit Psychosen. Diese Veranstaltung kommt besonders zur rechten Zeit, denn während Psychotherapie bei Psychosen früher als kontraindiziert galt, wird sie mittlerweile in den aktuellen Leitlinien als Verfahren der ersten Wahl in Kombination mit Pharmakotherapie empfohlen. Medical School Berlin berichtet, dass die Psychotherapie dazu beitragen kann, die Kernsymptomatik in allen Phasen der Erkrankung zu behandeln.
Die Anforderungen an Psychotherapie bei Psychosen sind hoch, insbesondere da diese in der aktuellen Aus- und Weiterbildung oft unzureichend behandelt werden. Der Workshop bietet eine Einführung in die Psychotherapie bei Psychosen, erläutert die Evidenzlage, diskutiert Indikationen und zentrale therapeutische Strategien und bietet Raum für Fallbeispiele. Die Zielgruppe umfasst ärztliche und psychologische Psychotherapeut:innen mit wenig Erfahrung auf diesem Gebiet, in Weiterbildung befindliche Psychotherapeut:innen und Studierende der Psychologie. Der Workshop findet am 9. April 2025 von 8 bis 12 Uhr statt.
Psychotherapeutische Ansätze und aktuelle Herausforderungen
Ein aufschlussreiches Symposium der Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK) in Berlin stellte die kritische Lage der psychotherapeutischen Versorgung von Psychosen in den Fokus. Prof. Dr. Rainer Richter, Präsident der BPtK, kritisierte die vorherrschende einseitige medikamentöse Behandlung psychotisch kranker Menschen. Laut Ärzteblatt wurden evidenzbasierte Leitlinien vorgestellt, die Psychotherapie als wirksame Behandlungsmethode empfehlen. Dennoch dominiert in der Praxis oft die Pharmakotherapie.
Die Herausforderungen sind dabei zahlreich. Prof. Dr. med. Stefan Klingberg vom Universitätsklinikum Tübingen betonte, dass der Hilfebedarf bei Betroffenen und deren Angehörigen immens ist. Die NICE-Leitlinie empfiehlt insbesondere kognitive Verhaltenstherapie (CBT) sowie Familieninterventionen für Patienten mit Schizophrenie. Diese sollten idealerweise bereits während stationärer Aufenthalte beginnen. Trotz der nachgewiesenen Wirksamkeit leiden viele Betroffene an Zugangsproblemen zu ambulanter Psychotherapie aufgrund mangelnder Qualifikation von Therapeuten, unzureichender Praxisorganisation und langen Wartezeiten.
Dies wird auch durch die Statistik unterstrichen: In Deutschland sind etwa 800.000 Menschen von Schizophrenie betroffen, jährlich kommen etwa 8.000 neue Fälle hinzu.
Die Rolle der Psychotherapie in der Behandlung von Psychosen
Viele Patienten mit psychotischen Störungen wünschen sich eine Psychotherapie zusätzlich zur medikamentösen Behandlung. Die kognitiv-behaviorale Therapie (KBT) hat sich als besonders effektiv erwiesen. Diese Therapieform ermöglicht es, spezifische Probleme wie Ängste vor Verfolgung, wahnhaftes Denken oder Stimmenhören anzugehen. Laut Ärzteblatt sind psychotische Störungen oft mit einer Vielzahl komplexer Schwierigkeiten verbunden, die den Alltag der Betroffenen erheblich beeinträchtigen.
Gerade nach akuten Episoden sind viele Patienten von Ängsten vor Rückfällen und Kontrollverlust geplagt. Auch die soziale Isolation und das Risiko der Stigmatisierung stellen bedeutende Herausforderungen dar. Die evidenzbasierten Ergebnisse zeigen, dass KBT auch präventiv wirken kann, indem sie beispielsweise den Übergang zu psychotischen Episoden verhindern hilft.
Die Dringlichkeit, psychotherapeutische Behandlungsmethoden für psychotisch Erkrankte stärker in den Fokus zu stellen und deren Versorgungssituation zu verbessern, ist unübersehbar. Die Forderung nach einer Überarbeitung der Psychotherapie-Richtlinie wird lauter, um den spezifischen Bedürfnissen dieser Menschen gerecht zu werden.