
Die Debatte über einen bevorstehenden Vortrag der UN-Sonderberichterstatterin Francesca Albanese an der Freien Universität Berlin (FU) gewinnt an Intensität. Die jüdisch-deutsche Werteinitiative hat einen offenen Brief veröffentlicht, in dem die Veranstaltung scharf kritisiert wird. Albanese, die für den 19. Februar 2025 angekündigt ist, steht im Mittelpunkt der Kontroversen. In ihrem Wirken äußert sie sich kritisch zur israelischen Politik und wird von einigen zum Vorwurf gemacht, antisemitische Weltanschauungen zu verbreiten. Insbesondere ihre Vergleiche zwischen dem israelischen Premierminister Benjamin Netanjahu und Adolf Hitler sorgen für Empörung und Ablehnung in Teilen der Öffentlichkeit.
Die Werteinitiative fordert die FU auf, die Einladung an Albanese zurückzuziehen, und verweist dabei auch auf die Absage einer Ausstellung zum Thema Antisemitismus, die an der FU nicht stattfinden konnte. In einer zeitlich zu den Diskussionen passenden Entwicklung hat die Ludwig-Maximilians-Universität München bereits einen geplanten Vortrag von Albanese, der für den 16. Februar vorgesehen war, gestrichen.
Kritik an der Veranstaltung
Zusätzlich zur kontroversen Figur Albanese wird Eyal Weizman als Redner erwartet. Weizman ist Gründer der Forschungsgruppe Forensic Architecture und ist im Verdacht, die antisemitische BDS-Bewegung zu unterstützen. Mehrere Kritiker äußern Bedenken über die Zusammenarbeit zwischen Weizman und einen bekannten Hamas-Sympathisanten. Diese Verbindungen werfen Fragen zur Neutralität und Verantwortung der FU auf, die ebenfalls von Elio Adler, dem Chef der Werteinitiative, aufgegriffen werden.
Volker Beck, der Präsident der Deutsch-Israelischen Gesellschaft (DIG), bezeichnet die Einladung an Albanese als „unangemessen“ und kritisiert die Doppelmoral der FU in Bezug auf Veranstaltungen, die antisemitische Äußerungen fördern könnten. Beck betont, dass der Eindruck entstehen könnte, dass es an der Universität mehr Toleranz für antisemitische und israelfeindliche Standpunkte gibt.
Der Kontext der BDS-Bewegung
Der Hintergrund der Diskussion ist auch die größere Kontroverse um die BDS-Bewegung (Boykott, Divestment, Sanctions). Diese wurde 2005 von palästinensischen NGOs ins Leben gerufen und hat das Ziel, durch Boykottmaßnahmen gegen Israel Druck auf die Regierung auszuüben. Während die Unterstützer der BDS-Kampagne sie als legitimes politisches Instrument zur Verbesserung der Situation der Palästinenser sehen, betrachten Kritiker sie als antisemitisch, da sie eine umfassende Isolierung Israels anstrebt und in vielen Fällen mit der Dämonisierung des jüdischen Staates in Verbindung gebracht wird.
Antisemitismusbeauftragte und gesellschaftliche Akteure in Deutschland stehen BDS kritisch gegenüber, und im Bundestag wurde bereits ein Antrag verabschiedet, der die BDS-Kampagne ausdrücklich als antisemitisch bezeichnet. Die Debatte um die vermeintlich antisemitischen Äußerungen von Persönlichkeiten, die mit der Bewegung in Verbindung stehen, ist weiterhin aktuell.
Insgesamt zeigt die Situation um den Vortrag von Francesca Albanese, wie tief die Gräben in der Diskussion über Antisemitismus und Meinungsfreiheit verlaufen. Die Reaktionen darauf werden auch Auswirkungen auf die akademische Freiheit und den Schutz vor Diskriminierung an Universitäten haben.