
In Hennigsdorf haben am vergangenen Sonntag mehr als 2.000 Menschen gegen die geplante Teilschließung des Klinikums protestiert. Dieser eindrucksvolle Ausdruck des Missmuts fand in Form einer Menschenkette statt, die vom Stadtzentrum bis zum Krankenhaus führte. Die Stadtverwaltung hatte diese Aktion organisiert, um auf die Bedeutung der medizinischen Versorgung in der Region aufmerksam zu machen.
Der Bürgermeister von Hennigsdorf, Thomas Günther (SPD), äußerte sich zuversichtlich über die starke Bürgerbeteiligung. Er bezeichnete die Teilnahme als ein deutliches Zeichen der Betroffenheit und wies auf die kurze Vorbereitungszeit hin. „Die medizinische Versorgung ist für unsere Bevölkerung von größter Bedeutung“, so Günther. Auch Stadtverordneter Frank Steinburg (SPD) wies darauf hin, dass ältere Menschen stark auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen sind und die Schließung schwerwiegende Folgen für sie hätte. Petra Winkel, Stadtverordnete der Unabhängigen – Bürger für Hennigsdorf, berichtete von fast 23.000 gesammelten Unterschriften, die für den Erhalt des Krankenhauses eingereicht wurden.
Öffentliche Debatte und kommende Entscheidungen
Am Montagabend fand eine öffentliche Informationsveranstaltung im Oberstufenzentrum statt, die sich ebenfalls mit den Kontroversen rund um die Schließung des Krankenhauses beschäftigte. Von den rund 200 bereitgestellten Stühlen blieben viele leer, was auf eine geringere Teilnehmerzahl hindeutet als erwartet. Anwesend waren Landrat Alexander Tönnies (SPD) und Klinikchef Detlef Troppens, die die Hauptredner der Veranstaltung waren.
Trotz der geringen Besucherzahl war das Interesse der Bürger an den Schließungsplänen spürbar. Viele Anwesende äußerten ihren Unmut über die Entscheidung. Vor etwa sechs Wochen wurden die Pläne zur Neustrukturierung der Krankenhäuser in Oberhavel öffentlich gemacht. Diese geplante Krankenhausreform sei laut Landkreis und Klinik wirtschaftlich notwendig, um einen Betrieb von zwei zentralen Häusern in Hennigsdorf und Oranienburg zu vermeiden. Bisherige Überlegungen sehen vor, sich auf ein einziges Krankenhaus in Oranienburg zu konzentrieren. Eine endgültige Entscheidung wird am 9. April in einem Sonderkreistag getroffen.
Gesetzliche Rahmenbedingungen
Die hinter den Schließungsplänen stehende Krankenhausreform ist ein Versuch der Ampel-Koalition, die medizinische Versorgung in Deutschland zu verbessern. Der Bundestag hat kürzlich einen Gesetzentwurf verabschiedet, der als größte Gesundheitsreform der letzten 20 Jahre bezeichnet wird. Kernstück der Reform ist eine stärkere medizinische Spezialisierung, wodurch kleinere Krankenhäuser ihre Leistungsangebote einschränken müssen.
Jedoch bleibt die Reform nicht ohne Kritik. Viele Bundesländer befürchten, dass daraus längere Wege zu den zuständigen Krankenhäusern für die Patienten resultieren könnten. Trotz dieser Herausforderungen, die Reform sieht eine Verpflichtung vor, die Qualität der medizinischen Versorgung zu sichern und auch kleinere Kliniken in ländlichen Gebieten zu unterstützen. Besonders wichtig sind Regelungen, die eine Abweichung von Qualitätsvorgaben in sogenannten Sicherstellungshäusern erlauben.
Die Vorschläge zur Schließung und Umstrukturierung der Kliniken in Hennigsdorf stehen somit im Kontext einer umfassenden Reform auf bundesweiter Ebene. Es bleibt abzuwarten, welche Entscheidungen der Kreistag am 9. April treffen wird und wie sich dies auf die medizinische Versorgung der Region auswirken wird.
Die kommenden Wochen versprechen, entscheidend für die Zukunft der medizinischen Einrichtung in Hennigsdorf zu sein. Die Bürger fordern nicht nur Klarheit über die Schließungspläne, sondern auch Entschädigungen für die Stadt, sollten die Vorschläge angenommen werden. Auf die Antwort des Kreistages dürfen alle Beteiligten gespannt warten.
Die Entwicklung der Krankenhausreform und ihre Folgen sind von großer Relevanz, nicht nur für Hennigsdorf, sondern für viele regionen in Deutschland, die sich mit ähnlichen Herausforderungen konfrontiert sehen. rbb24 berichtete über die Proteste, während maz-online die öffentliche Debatte thematisierte. Für einen umfassenden Überblick über die Reform benennt tagesschau die zentralen Aspekte, die zu diesen Entscheidungen führen.