
In der kommenden Woche feiert die Bühnenadaption von Erich Kästners Roman „Fabian oder Der Gang vor die Hunde“ Premiere. Am 31. Januar um 19.30 Uhr werden die Kammerspiele des Schauspielhauses Bochum zum Schauplatz einer musikalischen Revue, die von Thomas Dannemann inszeniert wird. Die Folkwang Studierenden Franka Forkel, Klara Günther, Leander Hesse, Florian Kreßer, Laoise Lenders, Anton Balthasar Römer und Luke Venatier beteiligen sich aktiv an dieser Aufführung, unterstützt von Ensemblemitglied Michael Lippold und der Folkwang Absolventin Lise Wolle. Diese Kooperation zwischen der Folkwang Hochschule und dem Schauspielhaus Bochum ermöglicht es den Studierenden, wertvolle Bühnenerfahrungen zu sammeln. Weitere Vorstellungen sind am 1., 16. und 19. Februar sowie am 15., 26. und 29. März geplant. Tickets sind telefonisch unter 0234_3333 5555 oder online erhältlich auf der Webseite des Schauspielhauses Bochum (www.schauspielhausbochum.de).
Kästners Roman, der zu den bedeutendsten literarischen Werken der Weimarer Republik zählt, thematisiert das Leben des Kriegsrückkehrers Fabian. Dieser ist Anfang 30 und strebt als Werbetexter eine Anstellung an. Die Geschichte spielt in einem Berlin, das von einem pulsierenden Nachtleben, prekären sozialen Verhältnissen und der aufstrebenden nationalsozialistischen Bewegung geprägt ist. Kästner, dessen nüchterne Sprache und rasanter Erzählstil herausstechen, liefert damit eine scharfsinnige Kritik an der politischen und gesellschaftlichen Polarisierung seiner Zeit.
Kästners Standpunkt im Nationalsozialismus
Erich Kästner, der zwischen 1899 und 1974 lebte, ist eine herausragende Figur, die trotz der widrigen Umstände in Deutschland blieb. Laut NZZ war Kästner, der bekannt war für seine Kinderbücher, nie von einem Schreibverbot betroffen und pflegte seine Kontakte während der NS-Zeit. Tatsächlich zeigte er in seinem Werk keinen inneren Konflikt mit den Geschehnissen des Dritten Reichs, bleibt jedoch zugleich als linker Antimilitarist im Gedächtnis. Während die nationalsozialistische Diktatur zahlreiche Autoren ins Exil zwingt, gelingt es Kästner, seine Stimme in gewissem Maße zu erhalten.
Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurde 1933 ein Publikationsverbot verhängt, dem Kästner entgegnete, indem er unter Pseudonymen wie Berthold Bürger, Melchior Kurtz und Robert Neuner veröffentlichte. Seine Bücher fanden sogar in der Schweiz beim Atrium Verlag Anklang. Die Erich Kästner Gesellschaft dokumentiert, dass Kästner eine enge Bindung zu seiner Mutter hatte und über die Untiefen des Regimes berichten wollte.
Kulturelles Erbe und Aufführung in Bochum
Die bevorstehende Aufführung von „Fabian oder Der Gang vor die Hunde“ steht somit auch im Kontext eines Werkes, das tief in den gesellschaftlichen Verhältnissen der Weimarer Republik verwurzelt ist. Die Studierenden der Folkwang Hochschule beleuchten in ihrer Inszenierung sowohl die textlichen als auch die historischen Dimensionen des Werkes, um die Herausforderungen der damaligen Zeit zu reflektieren. Durch die musikalische Aufarbeitung von Kästners düsterem, aber aufschlussreichem Gesellschaftsbild wird das Publikum in die Ära zwischen Liberalität und aufkommendem Nationalsozialismus versetzt.
Insgesamt wird die Premiere am Schauspielhaus Bochum nicht nur zu einem wichtigen kulturellen Ereignis, sondern auch zu einer Plattform, die an die Kästner’schen Themen und die Komplexität seines Schaffens erinnert. Von der Gesellschaft für das Erbe Kästners wird sowohl die literarische Bedeutung als auch der historische Kontext seines Lebens und Werks immer wieder neu diskutiert und interpretiert. Die künstlerische Auseinandersetzung mit der Geschichte bleibt dabei von zentraler Bedeutung.