
In Potsdam wird unverändert auf die Kraft des Ehrenamts gesetzt, um bedeutende Projekte im Bereich des Denkmalschutzes zu realisieren. Ein beeindruckendes Beispiel dafür ist der Wiederaufbau der Angerkirche in Babelsberg, der 1999 unter der Leitung von Pfarrerin Gisela Opitz und Baudenkmalpfleger Roland Schulze begann. Ohne öffentliche Gelder oder einen klaren Plan haben sich mehr als tausend Ehrenamtliche für die Rettung der Kirche eingesetzt, die Jahrzehnte dem Verfall preisgegeben war und kein Dach mehr hatte. Nach Schätzungen belaufen sich die Kosten für den Wiederaufbau auf mehrere Millionen Euro, jedoch ist die genaue Summe nicht bekannt. Die einzige formelle Unterstützung erhielt das Projekt vom Stadtkontor Babelsberg für das Kirchendach.
Der gemeinnützige Verein, der sich um die Angerkirche kümmert, finanziert sich selbst und erhält keine Zuschüsse für den Betrieb und die Instandhaltung des Gebäudes. Dies steht in krassem Gegensatz zur Anzahl der Veranstaltungen, die mittlerweile über 250 pro Jahr im historischen Rahmen stattfinden. Die erste Hochzeit fand bereits am 7. Juli 2007 in der liebevoll restaurierten Kirche statt.
Sanierung des Winzerbergs
Nach dem Erfolg des Projektes um die Angerkirche wandten sich Schulze und seine Mitstreiter im Jahr 2005 dem Winzerberg zu. Der zum Schlosspark Sanssouci gehörende Berg war stark verwildert und drohte ebenfalls einzustürzen. Erneut gab es keinen offiziellen Etat für die Sanierung, sodass die Kosten auf mehrere Millionen Euro geschätzt wurden. Der Sanierungsprozess wurde von vielen Potsdamern unterstützt und entwickelte sich zu einer Art Volksfest, das die Bürger zur Mitarbeit animierte.
Die Arbeiten am Winzerberg dauerten bis 2018 und wurden damit nach 13 Jahren abgeschlossen. Hierbei konnte der Verein durch den Verkauf von 6000 Patenschaften für Glasfenster, die jeweils 30 Euro kosteten, einige Finanzlücken schließen. Zudem erhielt der Verein einen kleinen Materialkostenzuschuss von der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten, um den Betrieb weiter aufrechtzuerhalten.
Wertschätzung des ehrenamtlichen Engagements
Die beeindruckende Erfolgsgeschichte dieser Projekte verdeutlicht die Wichtigkeit des ehrenamtlichen Engagements im Denkmalschutz. Tausende Ehrenamtliche, wie beispielsweise Peter Wenzel aus Mecklenburg-Vorpommern, der seit rund zehn Jahren als Bodendenkmalpfleger aktiv ist, tragen zur Erhaltung des kulturellen Erbes in Deutschland bei. Diese Bürger zeigen nicht nur Heimatverbundenheit, sondern auch ein starkes Engagement für Geschichte und Handwerk.
Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD) hebt hervor, dass das ehrenamtliche Engagement besonders in einer Zeit, in der sich die öffentliche Hand zunehmend aus dem Denkmalschutz zurückzieht, unerlässlich ist. Ohne die Unterstützung dieser Freiwilligen wäre die Erhaltung vieler Denkmäler, wie etwa der Angerkirche und des Winzerbergs, in ihrer Form kaum möglich.
2024 besuchten über 12.000 Menschen die Angerkirche und den Winzerberg, die beide unter der Betreuung von Ehrenamtlichen stehen. Diese Veranstaltungen zeigen nicht nur die Erfolge der Initiativen, sondern auch die aktive Teilnahme der Gemeinschaft am Erhalt ihrer Kultur.
Für weitere Informationen zum Verein rund um den Winzerberg besuchen Sie bitte die offizielle Website.
Für mehr über die Rolle von Ehrenamtlichen im Denkmalschutz und deren Wertschätzung lesen Sie auf Monumente Online.
Potsdam und seine Bürger zeigen, dass durch gemeinschaftliches Engagement und den Willen zur Veränderung auch große Herausforderungen gemeistert werden können, ganz nach dem Motto: Zusammen sind wir stark!