
In Pfullendorf stehen die Eltern von Kindergartenkindern vor einer möglichen Gebührenanpassung. Derzeit decken die Elternbeiträge für städtische Kindergärten lediglich 12,9 Prozent der tatsächlichen Kosten. Die kommunalen Spitzenverbände empfehlen eine Erhöhung auf einen Deckungsbeitrag von 20 Prozent, was in der politischen Diskussion hohe Wellen schlägt. So schlägt Thomas Jacob, Fraktionschef der Freien Wähler, vor, die Gebühren schrittweise um je 2,5 Prozent anzuheben. Dies würde dazu führen, dass der angestrebte Anteil von 20 Prozent in absehbarer Zeit erreicht werden kann. Die CDU, durch Philipp Dürr vertreten, ist ebenfalls dafür, jedoch wird eine Obergrenze von 15 Prozent gefordert. Ihr Vorschlag sieht eine initiale Erhöhung von 1,5 Prozent vor, gefolgt von einer weiteren Erhöhung von einem Prozent.
Die Diskussion um die Gebühren ist eng verbunden mit den gestiegenen Betriebskosten, die insbesondere durch die Personalsuche aggraviert werden. Hauptamtsleiter Simon Klaiber bezeichnet die 20-Prozent-Marke als „theoretisches Konstrukt“ und verweist darauf, dass es aktuell schwer ist, Personal für 100-Prozent-Stellen zu finden. Dies wirft Fragen auf, ob eine senkende Absenkung der Qualitätsstandards nötig sein könnte, um die finanziellen Herausforderungen zu bewältigen, wie es auch Jacob befürchtet.
Die Vielfalt der Kindergartenbeiträge in Deutschland
Die vielschichtige Debatte um die Kindergartenbeiträge ist ein Mikrokosmos für die finanzielle Situation der Kitas in Deutschland. Die Kosten der Kindergartenbeiträge variieren erheblich je nach Bundesland, Stadt, Kommune und Trägerschaft, wobei städtische Kindergärten meist günstiger sind, weil sie durch öffentliche Gelder finanziert werden. Die Beiträge setzen sich aus verschiedenen Komponenten zusammen, unter anderem:
- Betreuungskosten (Regelzeit und Zusatzgebühren)
- Verpflegungskosten (z. B. für Frühstück, Snacks)
- Zusätzliche Kosten für Materialien
In einigen Bundesländern sind Kindergartenbeiträge ganz oder teilweise kostenfrei, wie zum Beispiel in Berlin und Bremen. Hier sind Kinder ab drei Jahren von Gebühren freigestellt. In anderen Regionen, wie beispielsweise Niedersachsen und Rheinland-Pfalz, gibt es Befreiungen ab einem bestimmten Alter oder nach Geschwisterkindregelungen.
Ein komplexes Finanzierungssystem
In der Summe ist die Finanzierung der Kitas in Deutschland ein komplexes Geflecht aus Zuschüssen und Gebühren, welches nicht nur von den Kommunen, sondern auch von den Ländern unterschiedlich gestaltet wird. Lara Martínez, eine Mutter aus Köln, erlebt diesen Dschungel zunächst aus der eigenen Sicht, als sie 2017 einen Platz für ihren Sohn sucht. Ihre Familie zahlt monatlich 193 Euro an die Stadt und zusätzlich 60 Euro für Zusatzleistungen. Ärgerlich für sie sind nur die versprochenen, aber nicht eingelösten Zusatzangebote. Der Fachkräftemangel in Kitas wird zunehmend zum großen Problem, was auch die Angebotsqualität beeinflusst. Die Eltern haben einen Rechtsanspruch auf einen Kitaplatz für unter Dreijährige, doch bundesweit fehlen immer noch 300.000 Plätze, was an der hohen Nachfrage und dem Mangel an Personal liegt.
Ein einheitliches Regelwerk zur Kita-Finanzierung wird von vielen Seiten gefordert. Der Deutsche Kitaverband plädiert für ein einheitliches Kita-Qualitätsgesetz, um die Standards zu harmonisieren. Diese Uneinheitlichkeit bei Gebühren, Zuschüssen und der Personalausstattung sorgt für Unsicherheit bei den Eltern und erschwert die Planung und Finanzierung der familiären Ausgaben im Zusammenhang mit der Kinderbetreuung.