
In den letzten fünf Jahren hat sich die Dynamik islamistischer Terroranschläge in Deutschland gewandelt. Martin Kahl, Extremismusexperte am Institut für Friedensforschung und Sicherheitspolitik der Universität Hamburg, hebt hervor, dass, während die Ideologie des Islamischen Staates (IS) nach wie vor eine Rolle spielt, die jüngsten Täter oftmals aus persönlichen Lebenskrisen handeln. Diese Abkehr von rein ideologischen Motiven zu einer Kombination aus persönlichen und gesellschaftlichen Frustrationen ist besorgniserregend. Kahl erklärt: „Oft wird die Unzufriedenheit mit den eigenen Lebensumständen mit einem islamistischen Motiv kombiniert, um der Tat mehr Bedeutung zu verleihen“ Remszeitung.
In der Tat haben die letzten Monate mehrere mutmaßlich religiös motivierte Anschläge in Städten wie Mannheim, Solingen, München und Berlin hervorgebracht. Dennoch zeigen die aktuellen Untersuchungen, dass bei den Tatverdächtigen keine schweren psychischen Störungen festgestellt wurden. Dies diskutiert auch die Befragung von Jugendlichen zu Radikalisierungsprozessen, die aufzeigen, dass der Zugang zu extremistischer Propaganda über das Internet eine bedeutende Rolle spielt. Studien belegen, dass junge Menschen zunehmend durch digitale Medien in extremistische Milieus hineingezogen werden bpb.
Der Wandel der Motivation
Über die Jahre wurde festgestellt, dass die „Trigger“ für islamistische Terroristen sich verändert haben. Während früher westliche Militärinterventionen im Vordergrund standen, sind heute Mohammed-Karikaturen und Koran-Verbrennungen wichtige Motive. Kahl und sein Team haben seit 2015, insgesamt 15 islamistische Terroranschläge sowie vier fehlgeschlagene Anschläge dokumentiert. Sie bemerken, dass es vor allem „operative Einzeltäter“ sind, die mit diffusen Motiven agieren, nicht mehr notwendigerweise im Namen des IS handeln Remszeitung.
Die Forschung zur Radikalisierung junger Menschen zeigt, dass es oft ein Zusammenspiel von individuellen, sozialen und politischen Faktoren ist, das zu einem Übertritt in extremistische Kreise führt. Ein zentraler Punkt ist die Suche von Jugendlichen nach Identität und Zugehörigkeit. Programme zur Prävention richten sich daher spezifisch an diese Risikogruppen, um der Verbreitung extremistischer Ideologien entgegenzuwirken. Die Bundeszentrale für politische Bildung betont die Diversität in der Radikalisierungsforschung und die Notwendigkeit, diese komplexen Phänomene umfassend zu verstehen bpb.
Präventionsansätze und Forschungsprojekte
Um den Herausforderungen des Extremismus zu begegnen, entwickelt das Bundeskriminalamt (BKA) verschiedene Projekte zur Extremismusprävention. Dazu gehört das Projekt Kontrolle Internetpropaganda (KIP), das darauf abzielt, Präventionsinstrumente für Risikogruppen zu entwickeln und die Internetpropaganda von Extremisten systematisch zu überwachen. Hierbei wird ein besonderes Augenmerk auf die Jugend gelegt, die oft besonders anfällig für radicalizing influences ist BKA.
Zusätzlich wird mit dem Extremismuspräventionsatlas (EPA) eine umfassende Analyse des bestehenden Angebots in Deutschland verfolgt. Im Jahr 2021 wurden über 2.291 Angebote identifiziert. Diese Maßnahmen zielen darauf ab, nicht nur Radikalisierungsprozesse frühzeitig zu erkennen, sondern auch die Medienkompetenz zu stärken. Das BKA ruft zu einer engen Zusammenarbeit zwischen Institutionen und der Gesellschaft auf, um klare Handlungsstrategien gegen Extremismus zu entwickeln und die Resilienz gegenüber extremistischen Ideologien zu erhöhen. Dies wird auch durch interdisziplinäre Forschungsprojekte wie KISTRA unterstützt, die die Früherkennung von Straftaten durch Künstliche Intelligenz untersuchen BKA.