
In der Kölner Altstadt stehen die Rückkehr der Giebelhäuschen am Fischmarkt und die damit verbundenen städtebaulichen Herausforderungen im Fokus. Vor über einem Jahr wurden zwei der fünf charakteristischen Fachwerkhäuser aufgrund maroder Bausubstanz bis auf das Erdgeschoss abgerissen, was zu einer unansehnlichen Lücke in der historischen Häuserzeile führte. Die bunten Giebelhäuschen sind nicht nur ein beliebtes Fotomotiv für Touristen, sondern auch bedeutende Zeitzeugen der Kölner Geschichte. Der Kölner Architekt Paul Böhm hat den Auftrag erhalten, diese Häuschen wieder aufzubauen.
Böhm übernimmt das Projekt, nachdem ein zuvor beauftragtes Architekturbüro keinen genehmigungsfähigen Entwurf vorlegen konnte. Er sieht die Herausforderung darin, ein zeitgenössisches Gebäude zu entwerfen, das ins historische Stadtbild passt, ohne einen „historisierenden Fake“ zu schaffen. Dabei betont er, dass die Veränderungen im Vergleich zum ursprünglichen Zustand subtil sein werden und die Silhouette der Giebelhäuschen erhalten bleibt. Die städtischen Denkmalschützer verlangen zudem eine Wiederherstellung der charakteristischen Merkmale wie steile Dächer und hohe Fensterformate.
Die Bedeutung der Giebelhäuschen
Die Giebelhäuschen zählen zu den bedeutenden Stadtansichten in Köln. Im August 2023 wurden sie aus Sicherheitsgründen eingerüstet und letztendlich abgerissen, nachdem bei Sanierungsarbeiten im Hotel „Kleines Stapelhäuschen“ marodes Fachwerk aus dem 16. bis 18. Jahrhundert обнаружt worden war. Diese historische Bausubstanz gilt als Rarität im Stadtbild und die Entdeckung von Schäden aufgrund fehlerhafter Konstruktion aus den 1930er-Jahren sorgte dafür, dass eine Rettung großer Teile der Bausubstanz unmöglich war. Die verbleibenden drei Nachbarhäuschen sind dagegen nicht gefährdet, da sie keine Fachwerkgerüste aufweisen.
Im Kontext des Wiederaufbaus gibt es Bedenken, dass die neuen Fensterfassaden nicht originalgetreu sein könnten. Der Ortsverband Köln des Vereins Stadtbild Deutschland hat daher eine Petition für den originalgetreuen Wiederaufbau gestartet, die bereits von über 4000 Menschen unterstützt wird. Diese Petition fordert sowohl den äußerlichen Wiederaufbau nach historischem Vorbild als auch eine mögliche Berücksichtigung der ursprünglichen Innengestaltung.
Städtische Zusammenarbeit und Ausblick
Böhm arbeitet eng mit der Stadt zusammen, um einen genehmigungsfähigen Entwurf zu entwickeln. Die Stadt hat den Dialog zwischen Böhm und den zuständigen Ämtern betont und zeigt sich offen für die bevorstehenden Schritte. Böhm plant, möglichst zeitnah zu einem Ergebnis zu kommen, um mit den Bauarbeiten zu beginnen. Seine Expertise streckt sich auch auf kleinere Projekte aus, wie einen Meditationsraum an einer ehemaligen evangelischen Kirche in Ossendorf.
Die Giebelhäuschen könnten damit nicht nur eine Rückkehr zur alten Pracht markieren, sondern auch einen provozierenden Dialog über den Umgang mit historischem Erbe und modernen Ansprüchen an Stadtgestaltung anstoßen. Dies ist besonders relevant, da Köln regelmäßig als Aktienziel für Neubauprojekte im Rahmen der städtischen Entwicklung betrachtet wird. Der Architekturführer KÖLN veranschaulicht die Vielfalt und die Herausforderungen der Kölner Architektur und stellt über 110 Projekte aus sämtlichen Stadtbezirken vor, was die Bedeutung von geschichtsbewusster Baukultur unterstreicht.