
Die Einführung der elektronischen Patientenakte (ePA) in Deutschland ist ein bedeutender Schritt zur Verbesserung der medizinischen Versorgung. Diese digitale Akte, die seit dem 15. Januar 2025 in einigen Testregionen wie Hamburg und Teilen von Nordrhein-Westfalen erprobt wird, soll effizientere Abläufe im Gesundheitssystem ermöglichen. Die ePA ist als digitaler, lebenslanger Aktenordner konzipiert, in dem Gesundheitsdaten wie Arztberichte und Medikationspläne gespeichert werden können. Ärzte, Krankenhäuser und andere medizinische Einrichtungen würden die Daten verwalten, während privat Versicherte die ePA nutzen können, wenn ihre Versicherung dies anbietet. Der Zugang zur ePA wird über spezielle Apps oder einen ePA-Client realisiert, wobei eine Registrierung mit der Gesundheitskarte und PIN erforderlich ist.
Ein zentrales Ziel dieser Initiative ist die Verbesserung der Versorgung durch einfacheren Austausch medizinischer Dokumente sowie die Vermeidung von Doppeluntersuchungen. Allerdings bestehen auch Bedenken hinsichtlich des Datenschutzes. Sicherheitslücken, die insbesondere im Dezember 2024 vom Chaos Computer Club angesprochen wurden, werfen Fragen auf, die eine kritische Auseinandersetzung erfordern. Dazu gehören unverschlüsselte Kartennummern und Mängel im Kartenausgabeprozess. Die Entwickler der ePA, gematik und BSI, setzen allerdings hohe Sicherheitsstandards, um die Daten durch Verschlüsselungstechnologien zu schützen. Darüber hinaus wird der Zugriff auf die ePA durch Zwei-Faktor-Authentifizierung und rollenbasierte Zugriffsrechte kontrolliert. Alle Aktivitäten sind protokolliert und einsehbar, um Transparenz bezüglich der Nutzung zu gewährleisten.
Finanzielle Anreize und Herausforderungen
Mit der Einführung der elektronischen Patientenakte sind auch finanzielle Überlegungen verbunden. Friedrich Merz, Kanzlerkandidat der CDU/CSU, hat vorgeschlagen, dass Versicherte, die ihre Daten in der ePA speichern, 10 % weniger Krankenversicherungsbeiträge zahlen könnten. Dies könnte gerade für Mitglieder der Techniker Krankenkasse (TK) spürbar sein. Bei einem Bruttoeinkommen von 2.500 Euro würde sich diese Einsparung auf etwa 21,31 Euro belaufen. Diese Maßnahme soll auch den Anreiz erhöhen, Gesundheitsdaten digital bereitzustellen.
Dennoch zeigt sich der Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) optimistisch. Er plant ein Gesundheitsdatennutzungsgesetz, das eine entsprechende Dateninfrastruktur schaffen soll, um die Möglichkeiten der gesundheitsbezogenen Daten zu nutzen und gleichzeitig der Bevölkerung eine transparentere Einsicht in diesen Prozess zu verschaffen. Lauterbachs Haltung wird durch die Pflege eines besseren Verständnisses für die wirtschaftliche Bedeutung von Gesundheitsdaten unterstützt, wozu Merz durch amerikanische Unternehmensstrategien inspiriert wurde.
Datenschutz und Patientenrechte
Der Datenschutz bleibt bei der Nutzung der ePA ein zentrales Thema. Organisatorische Maßnahmen wie der Auftrag eines Datenschutzbeauftragten und regelmäßige Schulungen für das medizinische Personal sind wichtig, um sicherzustellen, dass die gesetzlichen Vorgaben eingehalten werden. Den Patienten stehen wichtige Rechte zu, darunter das Recht auf Zugang, Berichtigung und Löschung ihrer Daten. Das Vertrauen der Bürger in diese neue Technologie muss durch umfassende Informationen über die Sicherheitsmaßnahmen der Krankenkassen sowie durch transparente Kommunikation bei Datenschutzverletzungen gestärkt werden.
Die Herausforderungen der ePA gehen über technische Aspekte hinaus. Es sind auch organisatorische Hürden zu überwinden, insbesondere hinsichtlich der Schulung von Mitarbeitern im Gesundheitswesen und der Sicherstellung einer angemessenen technischen Infrastruktur für den Zugang. Bei der Integration dieser neuen Technologie ist eine kontinuierliche Verbesserung der Sicherheitsmaßnahmen unerlässlich, um den berechtigten Bedenken der Patienten gerecht zu werden.
Die Implementierung der elektronischen Patientenakte stellt somit sowohl eine Möglichkeit zur Effizienzsteigerung im Gesundheitssektor als auch einen Aufruf zu verantwortungsvollem Umgang mit sensiblen Daten dar. Ihre erfolgreiche Einführung wird entscheidend davon abhängen, ob die Verantwortlichen den geforderten Sicherheits- und Datenschutzstandard erfüllen können, um eine breitere Akzeptanz in der Bevölkerung zu fördern.
Weitere Informationen zur elektronischen Patientenakte und den sicherheitsrelevanten Aspekten finden Sie auf HNA, Verbraucherzentale und Gesundheit Digital Forum.