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Pandemie-Folgen: Einsamkeit quält Senioren in Pflegeheimen in Laupheim

Fünf Jahre nach dem Corona-Lockdown reflektiert Bettina Michelis die Isolation in Pflegeheimen und deren Auswirkungen auf Bewohner und Mitarbeitende. Welche Lehren wurden gezogen?

Fünf Jahre nach dem Ausbruch der Corona-Pandemie denkt Bettina Michelis, die Geschäftsführerin des Laupheimer Seniorenzentrums, an die kritischen ersten Monate zurück. Im März 2020 begann in Deutschland der erste Lockdown, der zu massiven Einschränkungen in Pflegeheimen führte. Michelis war damals Leiterin eines Heims in Altshausen und kann die politischen Entscheidungen, die zur Eindämmung des Virus ergriffen wurden, nachvollziehen. Dennoch erkennt sie die dramatischen Auswirkungen auf die Bewohner, die während dieser Zeit große Einsamkeit erfahren mussten. Bewohner waren gezwungen, in ihren Zimmern zu essen und hatten keinen Zugang zu gemeinschaftlichen Aktivitäten. Eine Bewohnerin äußerte einmal, sie würde lieber an Corona sterben, als zu vereinsamen.

Der Kontakt zu Angehörigen wurde so stark eingeschränkt, dass selbst Sterbende nicht in Begleitung ihrer Familien sein durften. Diese Praxis empfand Michelis als besonders belastend. Viele Senioren litten unter der Ungewissheit, wie lange die Maßnahmen anhalten würden. Insbesondere demenziell erkrankte Personen sowie Menschen mit Hörproblemen waren hiervon stark betroffen und zeigten eine Zunahme an Verwirrung und Rückzug. Die Schuldzuweisungen, die bei ersten Infektionen unter Bewohnern an Mitarbeitende und Angehörige gerichtet wurden, belasteten die Situation zusätzlich.

Isolation und ihre Konsequenzen

Die negativen Auswirkungen der Corona-Isolation auf die Bewohner von Alten- und Pflegeheimen sind vielfältig. Eine Studie der Charité belegt, dass über 90% des Pflegepersonals negative Folgen der Schutzmaßnahmen für die Bewohner bestätigten. Einsamkeit, Rückzug, und das Aufkommen von Depressionen nahmen erheblich zu. Körperkontakt, der für demenzkranke Menschen von entscheidender Bedeutung ist, fehlte, was zu einer Verschlechterung ihres Zustands führte. Auch die Gerontologin Adelheid Kuhlmey betont die massiven Auswirkungen der Isolation auf die psychische Gesundheit der Senioren.

Gleichzeitig wurden Angehörige aktiv und wandten sich an die BIVA (Bundesinteressenvertretung für alte und pflegebetroffene Menschen), um gegen die Besuchsverbote zu protestieren. Die Bedürfnisse von Senioren in Pflegeheimen, die während der Pandemie oft ignoriert wurden, wurden stark betont. Ein im April 2020 gestartetes Petitionstool sammelte fast 25.000 Unterschriften, was den Druck auf politische Entscheidungsträger erhöhte.

Wendung durch Impfungen und neue Ansätze

Im Dezember 2020 wurde schließlich der erste Covid-19-Impfstoff in der EU zugelassen. Michelis leitete nun das Seniorenzentrum Laupheim und startete im Januar 2021 eine Impfaktion, an der 190 Bewohner sowie Mitarbeitende teilnahmen. Allerdings entschieden sich einige Angestellte, vor allem in der Verwaltung und Küche, gegen eine Impfung. Michelis selbst war zunächst skeptisch gegenüber dem mRNA-Impfstoff. Für ungeimpfte Mitarbeitende galt zwar eine Meldepflicht, sie konnten dennoch weiterhin arbeiten.

Parallel dazu erlebten viele Einrichtungseinrichtungen eine Verbesserung der Lebensqualität der Bewohner, nachdem die Verfügbarkeit von Tests Besuche erleichterte. Schutzkleidung wurde über einen Rettungsschirm finanziert, was zusätzliche finanzielle Belastungen vermied. Musikalische Darbietungen sorgten für schöne Momente und ein wenig Lebensfreude während der schwierigen Zeit.

Dennoch dauerte es eine Weile, bis eine Normalisierung im Pflegeheim erreicht wurde. Erst jetzt, mehrere Jahre nach dem ersten Lockdown, finden wieder Besuche von Kindergärten im Seniorenzentrum statt. Michelis merkt an, dass viele ihrer Mitarbeitenden noch immer unter Erschöpfungszuständen leiden, die auf die Belastungen während der Pandemie zurückzuführen sind.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Corona-Pandemie nicht nur unmittelbare gesundheitliche Risiken für die ältere Bevölkerung mit sich brachte, sondern auch langfristige psychische und physische Belastungen durch soziale Isolation erzeugte. Einfache soziale Kontakte fehlen diesen Menschen oft aufgrund ihrer Erkrankung oder der institutionellen Rahmenbedingungen, wie eine umfassende Analyse zeigt. Es besteht ein dringender Bedarf, die sozialen Bedingungen der älteren Menschen zu verbessern, um die gesundheitlichen Risiken zu minimieren und zukünftig besser auf ähnliche Krisen reagieren zu können.

Schwäbische.de, Deutschlandfunk, PMC.ncbi.nlm.nih.gov

Referenz 1
www.schwaebische.de
Referenz 2
www.deutschlandfunk.de
Referenz 3
pmc.ncbi.nlm.nih.gov
Quellen gesamt
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