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Die filmische Auseinandersetzung mit der Umsiedlung im Zusammenhang mit dem Braunkohleabbau findet zunehmend Beachtung. Lukas Hässner (24) aus Dürrhennersdorf und Paul Rasch (22) aus Zittau haben sich diesem brisanten Thema gewidmet. In ihrem Elf-Minuten-Film dokumentieren sie die Umsiedlung des Dorfs Manheim, einem Ortsteil von Kerpen in Nordrhein-Westfalen. Laut Sächsische.de zeigt der Film sowohl das verlassene Alt-Dorf als auch das neu errichtete „Neu-Manheim“. Diese Umsiedlung ist eine direkte Folge des Tagebaus Hambach, der im rheinischen Braunkohlerevier angesiedelt ist und seit 1978 von der RWE Power AG betrieben wird.
Die Dreharbeiten fanden im Sommer 2023 statt, und der Film bietet einen eindrucksvollen Überblick über die Veränderungen in der Region. Grabungen für den Tagebau und die Rückbauten sind nicht nur physische Umstellungen, sondern betreffen auch die Menschen, die in diesen Orten lebten. Der Film, der auf YouTube unter dem Suchbegriff „Paul TV Zittau“ zu finden ist, dokumentiert auch Zufallsbegegnungen an beiden Orten und die emotionalen Auswirkungen dieser tiefgreifenden Veränderungen.
Hintergrund zur Umsiedlung Manheims
Die Umsiedlung von Manheim ist ein langwieriger Prozess, der bereits 2012 begann und weitgehend abgeschlossen ist. In den letzten Jahren lebten übergangsweise bis zu 400 Flüchtlinge in Manheim. Heute wohnen dort nur noch rund 20 Familien. Die Landesregierung Nordrhein-Westfalens genehmigte die Umsiedlung bereits 2011, während die Verbindlichkeitserklärung des Tagebaus Hambach auf 1977 zurückgeht. Laut RWE.com haben etwa 70 Prozent der ehemaligen Einwohner von Manheim bereits in das neue Dorf umgesiedelt.
Neu-Manheim zeichnet sich durch überwiegend freistehende Einfamilienhäuser aus. Der Rückbau des alten Dorfes wurde verstärkt, um Hausbesetzungen und Störungen aus dem nahegelegenen Hambacher Forst zu vermeiden. Ungefähr 70 Prozent der anfangs rund 1.500 Einwohner sind mit dem Umzug in ein besser erschlossenes Wohnumfeld einverstanden, was zeigt, dass eine gewisse Akzeptanz gegenüber der Umsiedlung vorhanden ist.
Folgen des Tagebaus Hambach
Der Tagebau Hambach gilt als die größte Braunkohlegrube in Europa und wird voraussichtlich bis 2030 betrieben. Jährlich fördert er etwa 60 Millionen Tonnen Braunkohle, was zu etwa 77,5 Terawattstunden (TWh) der deutschen Stromproduktion beiträgt. Es wird jedoch erwartet, dass die Schließung der Kohlekraftwerke bis 2038 rund 14.400 Arbeitsplätze kosten könnte, obwohl gleichzeitig 27.000 neue Arbeitsplätze in anderen Sektoren entstehen sollen. Ein weiterer Aspekt sind die ökologischen Auswirkungen, die diesen Braunkohleabbau begleiten. Rund 40.000 Menschen wurden seit den 1950er Jahren im Rheinland, einschließlich der Dörfer Manheim und Morschenich, umgesiedelt, was zu einem langfristigen Einfluss auf die Wasserressourcen und die Luftqualität führt, wie GeoHilfe.de beschreibt. Der Tagebau trägt zu etwa 50 % der CO2-Emissionen der deutschen Stromproduktion bei.
Die filmische Arbeit von Hässner und Rasch trägt dazu bei, das Bewusstsein für die sozialen und ökologischen Herausforderungen des Braunkohleabbaus zu schärfen. Indem sie den Fokus auf individuelle Geschichten legen, fördern sie ein tieferes Verständnis für die weitreichenden Auswirkungen, die solch großflächige Projekte mit sich bringen.