
Die Diskussion um den Konsum von Alkohol an Flughäfen und in Flugzeugen nimmt Fahrt auf. Ryanair, eine der größten europäischen Billigfluglinien, hat nun ein umstrittenes Konzept vorgestellt, das darauf abzielt, Gewaltvorfälle unter Passagieren zu reduzieren. Der Ryanair-Chef fordert ein Limit an alkoholischen Getränken, die vor dem Abflug an Flughäfen verkauft werden dürfen.
Die Airline erlebt immer wieder Probleme mit betrunkenen Fluggästen, die zu schwerwiegenden Vorfällen führen können. So musste im November 2024 ein Flug von Frankfurt aufgrund eines betrunkenen Passagiers notlanden. Ähnliche Vorkommnisse, wie ein mutmaßlich alkoholisierter Passagier auf einem Flug von Dublin nach Lanzarote, haben die Sicherheitsbedenken der Airline weiter verstärkt. In beiden Fällen entstehen neben den menschlichen Problemen auch erhebliche Kosten: Ryanair klagt in einem der Vorfälle auf Schadensersatz in Höhe von 15.000 Euro, um die finanziellen Einbußen auszugleichen.
Ryanairs Vorschläge zur Reduzierung von Gewalt
Ryanair argumentiert, dass die Identifizierung von betrunkenen Passagieren am Gate besonders bei Flugverspätungen schwierig sei. Um gegen diese Problematik vorzugehen, schlägt die Airline vor, dass Reisende ihre Bordkarten vorzeigen müssen, um Alkohol zu kaufen – ähnlich wie in Duty-Free-Shops. Laut der Airline könnte eine Begrenzung auf maximal zwei alkoholische Getränke pro Passagier an Flughäfen die Sicherheit erhöhen und das unangemessene Verhalten an Bord reduzieren.
Trotz der Initiative der irischen Fluggesellschaft äußern einige andere Airlines und Verbände unterschiedliche Meinungen zu den Alkoholverboten. Condor etwa sieht keinen Handlungsbedarf zur Änderung ihrer Richtlinien, da sie keine übermäßigen Probleme mit alkoholisierenden Passagieren verzeichnen können. Das Personal sei auch geschult, in Konfliktsituationen deeskalierend zu handeln.
Gewerkschaftsstandpunkte und aktuelle Trends
Die deutsche Flugbegleiter-Gewerkschaft Ufo berichtet von einer Zunahme verhaltensauffälliger Passagiere, findet jedoch ein Verbot nicht als die richtige Lösung. Sie weist darauf hin, dass Passagiere auch Alkohol aus Duty-Free-Shops in das Flugzeug bringen dürfen, was das Problem nicht lösen würde. Lufthansa, ebenfalls in der Debatte, plant eine Rückkehr zu kostenlosen alkoholischen Getränken in der Economy Class auf bestimmten europäischen Flügen, berichtet jedoch von keiner akuten Problematik mit alkoholisierten Passagieren.
Die aktuelle Situation in den USA zeigt einen Rückgang von Vorfällen mit randalierenden Reisenden, obwohl diese immer noch über dem Niveau vor 2020 liegen. Dies lässt darauf schließen, dass eine einheitliche Lösung komplex bleibt und unterschiedliche Ansätze benötigt.
Regeln für den Alkoholtransport im Luftverkehr
Die Regeln für den Transport und Verzehr von Alkohol im Flugzeug variieren je nach Airline. Im Handgepäck ist nur Alkohol aus Duty-free-Einkäufen erlaubt, während das Trinken von mitgebrachtem Alkohol im Flugzeug ausdrücklich verboten ist. Innerhalb der EU gelten klare Freimengen, die jedoch nicht deckungsgleich sind mit den Richtlinien einzelner Airlines.
Die 110-90-10 Regel erlaubt beispielsweise 110 Liter Bier, 90 Liter Wein (davon maximal 60 Liter Schaumwein) und 10 Liter Spirituosen. Ryanair erlauben bis zu 70 Vol.-% Alkohol im Handgepäck, während andere Airlines wie Lufthansa striktere Richtlinien haben. Diese Unterschiede machen eine einheitliche Handhabung der Alkoholproblematik im Luftverkehr erforderlich.