
In Nordrhein-Westfalen blicken viele Menschen erwartungsvoll auf das bevorstehende Karnevalswochenende, das am 16. Februar 2025 beginnt. Während die bunten Feierlichkeiten viele anziehen, möchten andere dem Trubel entfliehen und suchen nach ruhigen Rückzugsorten. Kölner Stadt-Anzeiger berichtet, dass die westfälische Stadt Soest in diesem Jahr besonders um Karnevalsflüchtlinge wirbt.
Soest hat sich einen Ruf als friedliche Alternative zu den üppigen Karnevalsfeiern geschaffen. Während in vielen Städten ausgelassen gefeiert wird, bleiben die Straßen Soests während der „fünften Jahreszeit“ im November zur Allerheiligenkirmes frei von Karnevalsaktivitäten. Zur Feier lädt die Stadt zu einer ganz besonderen Stadtführung ein, die die historischen Wurzeln der Skepsis gegenüber dem Karneval thematisch aufgreift. Besonders hervorzuheben ist, dass Soest sich trotz historischer Konflikte mit Köln, bekannt durch die Soester Fehde von 1444 bis 1449, für Kölner und andere Karnevalsflüchtlinge öffnet.
Das Sauerland als Rückzugsort
Das Sauerland erweist sich als beliebte Region für Ruhesuchende. Viele Unterkünfte sind bereits ausgebucht, da die Gegend für Wintersport und Outdoor-Aktivitäten bekannt ist. Die Kombination aus Naturschönheit und Ruhe zieht zahlreiche Besucher an, die dem Karnevalstrubel entkommen möchten. Frühere Versuche, Karnevalsthemen in den Wintersport zu integrieren, verliefen jedoch erfolglos.
Für diejenigen, die eine besinnliche Auszeit bevorzugen, bieten Klöster während der Karnevalszeit kontemplative Exerzitien an. Das Kloster Vinnenberg beispielsweise schafft vom Altweiberabend bis Rosenmontag eine Zeit des Schweigens. Auch Wellnessoasen und Saunalandschaften in Städten wie Köln, Düsseldorf und Aachen ziehen viele Ruhesuchende an, die während dieser festlichen Tage Entspannung suchen. Das Neptunbad in Köln hebt besonders hervor, dass es eine karnevalsfreie Zone ist, in der Gesundheit und Ruhe im Vordergrund stehen.
Karneval im Münsterland
In Münster, das oft als „Hochburg“ für Karneval bezeichnet wird, ist das Bild des Karnevals jedoch gemischt. Der Rosenmontagszug zieht über 100.000 Besucher an, doch die Zufriedenheit mit diesen Veranstaltungen wird eher kritisch bewertet. Münsteraner Traditionen zeigen, dass die lokalen Bräuche kleiner und weniger ausgeprägt sind als in anderen Städten des Rheinlandes.
Obwohl es positive Aspekte wie eine fröhliche Stimmung und eine gemeinschaftliche Atmosphäre gibt, bleibt die Alkoholproblematik und die Verschmutzung nach den Feierlichkeiten ein thematischer Schatten. Dennoch trägt der Karneval zur kollektiven Identität der Münsteraner bei und verbindet Menschen über verschiedene Generationen hinweg. Der Akzent auf Gemeinschaft und Festlichkeit gibt dem münsterschen Karneval eine besondere Note, auch wenn er im Vergleich zu seinen rheinländischen Pendants oft im Schatten bleibt.
Insgesamt zeigt sich, dass sowohl Soest als auch das Sauerland und Münster unterschiedliche Facetten der Karnevalstraditionen in Nordrhein-Westfalen verkörpern. Während viele die Feierlichkeiten erwarten, gibt es ebenso zahlreiche Wünsche nach Ruhe und einer Flucht aus dem bunten Treiben.