
Im Rhein-Sieg-Kreis stehen Kinobetreiber vor einer ernsten Herausforderung: sinkende Umsätze infolge des wachsenden Einflusses von Streamingdiensten. Laut ksta.de verzeichnete das Siegburger Cineplex im Jahr 2024 schlechtere Verkaufszahlen im Vergleich zu 2023, und die Umsätze liegen noch immer unter dem Niveau vor der Corona-Pandemie. Die Geschäftsführerin des Hauses, Claudia Hebbel, führt dies unter anderem auf Großereignisse wie Olympia und die Fußball-EM zurück, die das Publikum von den Kinos wegziehen.
Ein weiterer negativer Aspekt sind die durch den Autoren-Streik in den USA verschobenen Filmstarts, die das Kinoprogramm beeinträchtigen. Trotz dieser Schwierigkeiten versucht das Cineplex, mit innovativen Formaten wie einer wöchentlichen CineArt-Reihe und der Veranstaltung „Best of Cinema“, alte Blockbuster zurückzubringen, die Zuschauerschaft zu gewinnen. Die Übertragungen internationaler Opern und Konzerte sowie Sport-Events stießen jedoch auf wenig Interesse.
Erfolgreiche Nischen und besondere Veranstaltungen
Eine positive Entwicklung gibt es jedoch im Bereich des Seniorenkinos am Mittwoch, das oft ausverkauft ist und eine treue Besucherschar anzieht. Umsatzstarke Zeiten für das Cineplex liegen überwiegend zwischen den Jahren, wobei insbesondere Kinderfilme gut besucht werden. Auf eine fesche Note wird 2025 angestoßen, da das Cineplex Siegburg sein 25-jähriges Jubiläum mit besonderen Überraschungen feiert. Hoffnungsträger unter den kommenden Filmstarts sind Fortsetzungen bekannter Filme wie „Avatar: Fire and Ash“.
Das in Hennef ansässige Kur-Theater verfolgt ebenfalls einen kreativen Ansatz, indem es Sonderveranstaltungen und eine Zusammenarbeit mit der Volkshochschule in den Vordergrund stellt. Das Kur-Theater konnte trotz einer dreimonatigen Schließung stabil bleiben und hat 2024 weniger als 14.000 Besucher gezählt – zusätzlich waren fast 4.500 Besucher bei Live-Veranstaltungen vor Ort. Auch hier zeigt sich die Herausforderung: Der Hauptbesucher ist in der Altersgruppe zwischen Mitte 30 und Mitte 60, was eine gezielte Ansprache erfordert.
Der Einfluss von Streamingdiensten auf die Kinos
Die Konkurrenz durch Streamingdienste hat sich während der Corona-Pandemie erheblich verstärkt. Während Kinos strengen Abstands- und Hygieneregeln unterlagen, florierten Plattformen wie Netflix und Disney+. Der erste Lockdown im ersten Quartal 2020 führte zu einem sprunghaften Anstieg der Abonnements, mit Netflix, das 2020 mehr als 204 Millionen Abonnenten verzeichnete, laut finanzen.net. Die Welle von Eigenproduktionen, darunter hitzige Titel wie „Tiger King“, trieb das Wachstum der Streaming-Plattformen weiter an.
Die Unsicherheit bezüglich Kinostarts ist weiterhin präsent, da viele Filmproduzenten die Nachfrage vor dem Hintergrund räumlicher und pandemiebedingter Bedingungen nicht genau voraussagen können. Dies führte dazu, dass einige Filme direkt auf Streamingdiensten veröffentlicht wurden, anstatt ins Kino zu gelangen. FFA berichtet, dass trotz einer leichten Erholung im deutschen Kinomarkt die Anzahl der Menschen, die regelmäßig ins Kino gehen, gesunken ist, von 25,7 Millionen im Jahr 2019 auf nur noch 19,3 Millionen im Jahr 2022.
Die Daten belegen, dass der Kinomarkt nach wie vor vor gewaltigen Herausforderungen steht. Während der Marktanteil von deutschen Filmen und Koproduktionen in den letzten Jahren gestiegen ist, bleibt die Vorhersage von Filmerfolgen ein unsicheres Terrain. Flexibilität in der Programmgestaltung wird zur Notwendigkeit, doch strikte Bedingungen von Filmverleihern erschweren es den Kinobetreibern, sich an die veränderten Bedürfnisse der Zuschauer anzupassen.