
Die aktuelle Lage des Rechtsextremismus in Deutschland, insbesondere in Nordrhein-Westfalen (NRW), zeigt besorgniserregende Trends. Wie op-online berichtet, ist die rechtsextreme Szene nicht nur jünger geworden, sondern vernetzt sich auch zunehmend mit neuen Strategien, um insbesondere Jugendliche anzusprechen. Ein alarmierender Anstieg der rechtsextremen Straftaten in NRW um 60 % von 2023 (3549 Straftaten) auf 2024 (5641 Straftaten) macht diese Entwicklung deutlich. Diese Zunahme geht Hand in Hand mit einem Anstieg der Gewaltdelikte, die von 116 im Jahr 2023 auf 154 im Jahr 2024 geklettert sind.
Besonders auffällig ist die Zunahme von Tatverdächtigen im Alter von 14 bis 17 Jahren. So wurden 2024 insgesamt 287 Jugendliche in dieser Altersgruppe ermittelt, im Vorjahr waren es nur 100. Die vernetzten Aktivitäten der Rechtsextremen spiegeln sich auch in der Gründung neuer Gruppen wie „Störtrupp“ und „Jung und stark“ wider. Gleichzeitig agieren etablierte Gruppen wie „Der dritte Weg“ elitär und versuchen, ihre Ideologien gezielt in die Gesellschaft zu tragen. Der Verfassungsschutz hat festgestellt, dass das bundesweite rechtsextremistische Personenpotenzial inzwischen über 40.000 liegt, ein Anstieg seit 2014, als noch rund 20.000 Personen gezählt wurden.
Rekrutierung durch soziale Medien
Ein Teil dieser Strategie ist die Nutzung sozialer Medien, insbesondere Plattformen wie TikTok, zur Rekrutierung junger Menschen. Diese neuen Methoden sind beunruhigend, da sie offensichtlich erfolgreich sind und eine breitere Reichweite unter Jugendlichen schaffen. Treffen in Online-Gruppen sowie analogen Veranstaltungen, etwa bei „Lieder und Balladen“-Abenden, bieten zudem Raum für Ideologiewechsel und Radikalisierung.
Insgesamt wurden im letzten Jahr 28 solcher Veranstaltungen in NRW beobachtet. Der Innenminister von NRW, Herbert Reul, äußerte sich besorgt über diese Entwicklungen und nannte den neuen Rechtsextremismus die größte Gefahr für die Demokratie. Die AfD, die bei den letzten Wahlen 20 % der Stimmen erhielt, ist vom Verfassungsschutz als rechtsextremer Verdachtsfall eingestuft worden. Dies ist ein Indiz für die Zunahme rechtsextremer Ansichten in der Gesellschaft.
Steigende Gewalt und Extremismus
Daten des Verfassungsschutzes belegen zudem einen Anstieg rechtsextremistischer Straftaten auf insgesamt 25.660 im Jahr 2023, was einem Anstieg von 22,4 % im Vergleich zu 2022 entspricht. Auch die Anzahl der Gewalttaten ist mit 1.148 im Jahr 2023 deutlich gestiegen. Von diesen entfielen 874 auf Körperverletzungsdelikte mit fremdenfeindlichem Hintergrund. Diese Zunahme von Gewalt und Extremismus ist ein besorgniserregendes Signal für die Gesellschaft.
Die Themenkomplexe Migration und Asyl gewinnen für die Rechtsextremen zunehmend an Bedeutung, insbesondere im Kontext steigender Krisen und Flüchtlingszahlen. Im Jahr 2023 wurden 367 rechtsextremistische Demonstrationen abgehalten, was eine deutliche Erhöhung im Vergleich zu 2022 darstellt. Die Zahl der rechtsextremistischen Musikveranstaltungen hat einen Höchststand erreicht, was an der identitätsstiftenden Bedeutung solcher Events für die Szene deutlich wird.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Entwicklungen im Bereich des Rechtsextremismus sowohl in NRW als auch bundesweit besorgniserregend sind. Die Zunahme von Straftaten, die Vernetzung von Jugendgruppen über soziale Medien und die faktischen Erhöhungen von Gewalt und Extremismus stellen eine dringend benötigte Herausforderung für die Gesellschaft dar.