
Pendler und Nutzer des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) in Nordrhein-Westfalen (NRW) zeigen sich zunehmend unzufrieden. Die Ursachen dafür sind vielfältig: Verspätungen, Ausfälle, defekte Stellwerke sowie ein akuter Personalmangel tragen zur Frustration bei. Um auf die zunehmende Unzufriedenheit der Fahrgäste zu reagieren, hat der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) eine umfassende Änderung der Preisstruktur angekündigt. Ab März 2024 wird die Anzahl der Preisstufen von sieben auf drei reduziert, um die Übersichtlichkeit für die Fahrgäste zu erhöhen und die Tarife zu vereinfachen. Die neuen Tarifstufen sind: Preisstufe A für Fahrten innerhalb einer Stadt, Preisstufe B für Fahrten bis zur Nachbarstadt und Preisstufe C für Fahrten im gesamten VRR-Gebiet. Diese Reform zielt darauf ab, den Ticketkauf zu erleichtern und die Transparenz für die Passagiere zu verbessern, wie derwesten.de berichtet.
Die Preisreform erfolgt in einem Umfeld steigender Ticketpreise. Seit Januar 2024 sind die Tarife im VRR-Gebiet im Durchschnitt um 5,5 Prozent gestiegen. Diese Preissteigerung wird größtenteils durch die gestiegenen Verbraucherpreise, wegfallende Fördermittel für E-Busse sowie durch höhere Personal- und Energiekosten verursacht. Viele Kunden äußern sich unzufrieden über die Preiserhöhung und insbesondere über die drastische Erhöhung des Kurzstrecken-Tickets von 1,70 Euro auf 3,60 Euro. Einige Passagiere empfinden, dass Autofahren günstigere Alternativen bietet. In dieser Situation finden auch bestehende Deutschland-Tickets für 58 Euro eine positive Resonanz unter den Fahrgästen. Zum Vergleich wird auf Wien verwiesen, wo ein Jahresticket 365 Euro kostet.
Neuer Preisrahmen und Informationskampagne
Ein weiterer Schritt zur Verbesserung der Kundenzufriedenheit ist die geplante Informationskampagne des VRR. Diese wird unter anderem von den Charakteren Biene Maja und Willi unterstützt, die als Botschafter fungieren. In einem umfassenden Ansatz sollen Fahrgäste und Stakeholder durch Großflächenwerbung an Bahnhöfen in Dortmund, Duisburg und Düsseldorf sowie über digitale Screens in Freizeiteinrichtungen über die neuen Tarifstrukturen in Kenntnis gesetzt werden. Auch lokale Radiosender werden Audio-Spots zur Aufklärung ausstrahlen, wie vrr.de mitteilt.
Die Änderungen treten bereits ein Jahr nach der Preiserhöhung in Kraft, am 1. März 2025, und sollen durch intensive Kommunikation über soziale Medien unterstützt werden. Ziel dieser Kampagne ist es, nicht nur die Fahrgäste zu informieren, sondern auch Mitarbeitende, Branchenpartner und Journalisten zur Unterstützung einer einfacheren Nutzbarkeit des ÖPNV zu gewinnen.
Allgemeine Trends im deutschen Nahverkehr
Die Herausforderungen des ÖPNV sind jedoch kein NRW-spezifisches Problem. Auch in anderen Regionen Deutschlands steigen die Ticketpreise. Beispielsweise plant der Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV) eine durchschnittliche Preiserhöhung von 4%, während der Nordhessische Verkehrsverbund (NVV) um 5,4% anzieht und der Verkehrsverbund Rhein-Neckar (VRN) sogar um 7%. Diese Preiserhöhungen sind ebenfalls auf steigende Personal- und Energiekosten zurückzuführen, wie hessenschau.de berichtet.
Mit all den Preiserhöhungen gehen sowohl der RMV als auch der NVV neue Angebote an, um die Attraktivität des öffentlichen Verkehrs zu steigern. Dazu zählen der Ausbau der Angebote sowie vermehrte Busverbindungen in den verschiedenen Regionen. Während der RMV und der NVV in diesem Jahr ihr 30-jähriges Jubiläum feiern, bleibt abzuwarten, inwiefern die neue Tarifstruktur und die begleitende Informationskampagne im VRR die Kundenzufriedenheit langfristig verbessern können.