
In einer emotionalen Wende um die Zukunft der Dommusik im Erzbistum Freiburg haben sich Mitglieder der ehemaligen Münsterchöre und Eltern der Domsingknaben entschieden, eine eigene Chorakademie zu gründen. Dies geschah als direkte Reaktion auf die Kündigung von Boris Böhmann, der bis vor kurzem als Leiter der Freiburger Domsingschule tätig war. Seine Kündigung zum 28. Februar 2025, die auf jahrelangen Differenzen mit der Diözesanleitung beruhte, führte zu massiven Protesten unter den Chormitgliedern.
Die Reaktionen auf Böhmanns Freistellung am 30. Dezember 2022 waren unüberhörbar: Sängerinnen und Sänger trugen Buttons mit dem Slogan „Böhmann muss bleiben“ und protestierten während eines Heiligabend-Gottesdienstes, was in langanhaltendem Applaus endete. Diese signifikante Unterstützung führte dazu, dass die Domsingknaben ankündigten, vorerst nicht mehr im Freiburger Münster zu singen.
Die Neugründung der Chorakademie
Die neu gegründete Chorakademie strebt ein ganzheitliches Konzept zur Pflege abendländischer Chormusik an und hat bereits über 130 Anmeldungen, darunter viele Domsingknaben. Boris Böhmann übernimmt dort die künstlerische Leitung, zunächst ehrenamtlich. Dies ist ein Signal für die Sängerinnen und Sänger, die Böhmann unterstützen und seine Rückkehr an die Spitze der Chormusik in Freiburg befürworten.
Zusätzlich haben die Elternvertreterinnen der Domsingknaben und der Vorstand des Freiburger Domchores ihre Ämter niedergelegt. Dies geschah als Reaktion auf die ablehnende Haltung der Kirchenleitung bezüglich eines vermittelnden Gesprächs, welches sie anstrebten. Der Rücktritt wurde damit begründet, dass es an Perspektiven und Zusagen für einen Neuanfang mangele.
Kritik und Reaktionen der Kirchenleitung
Das Erzbistum Freiburg hat die Rücktritte der Vorstände und Elternvertreterinnen mit Bedauern zur Kenntnis genommen und betont, dass der Dialog nicht verweigert wurde. Die Diözesanleitung erklärte, dass konstruktive Gespräche erst nach Beendigung der arbeitsrechtlichen Auseinandersetzungen möglich seien. Dies konnte jedoch die Unruhe und den Unmut unter den Chormitgliedern und deren Familien nicht beruhigen.
Die Situation bleibt angespannt, da Böhmann rechtliche Schritte gegen seine Kündigung eingeleitet hat. Interims-Chorleiter Andreas Mölder ist angekündigt worden, um die verschiedenen Chöre über die Übergangsphase hinweg zu leiten. Karin Karle, Clemens Morgenthaler und Andreas Mölder sind für die Leitung der Dommusik in dieser kritischen Zeit verantwortlich.
Die Entwicklungen im Erzbistum Freiburg reflektieren nicht nur eine interne Krise, sondern auch die leidenschaftliche Bindung der Sängerinnen und Sänger sowie ihrer Eltern an die Tradition und Zukunft der Dommusik. Das Ergebnis wird entscheidend für die weitere künstlerische Ausrichtung und die Gemeinschaft innerhalb der Domsingknaben und des Freiburgers Domchores sein.
Mehr über die Hintergründe und die Proteste erfahren Sie in den ausführlichen Berichten von SWR, katholisch.de und katholisch.de.