
Im Jahr 2023 verzeichneten die deutschen Gerichte eine Rekordhöhe an Klagen von Flugpassagieren gegen Airlines. Laut Südkurier wurden rund 131.000 Klagen eingereicht. Dies sind etwa 6.000 mehr als im Vorjahr. Die Hauptgründe für diese Klagen sind Entschädigungsansprüche für ausgefallene oder verspätete Flüge sowie Streitigkeiten über Reiseverträge.
Das Amtsgericht Köln führte die Liste mit den höchsten Klagen an, gefolgt von Frankfurt/Main und Königs Wusterhausen. In Köln wurden etwa 41.300 Verfahren verzeichnet, was einem Anstieg von 11% im Vergleich zu 2022 entspricht. Frankfurt/Main meldete rund 16.000 Klagen, während Königs Wusterhausen etwa 15.500 Fälle zu verzeichnen hatte, was ebenfalls einen Anstieg darstellt. Fluggäste haben die Möglichkeit, am Sitz der Airline oder am Abflugort Klage einzureichen.
Gründe für den Anstieg der Klagen
Das erhöhte Aufkommen an Beschwerden könnte mit der wiedergewonnenen Reiselust nach der Corona-Pandemie zusammenhängen. Auch die Schlichtungsstelle Reise & Verkehr verzeichnete einen Anstieg an Beschwerden: 84% der über 45.600 Anträge im Jahr 2023 betrafen Airlines. Besonders häufig wurden annullierte Flüge und Verspätungen als Gründe genannt. Die Schlichtungsstelle bearbeitete im Jahr 2024 etwa 38.000 Flugfälle, was einem Anstieg von 14% im Vergleich zu 2023 entspricht.
Ein wesentlicher Einfluss auf die Klagen sind zahlreiche Streiks, Extremwetterlagen und IT-Ausfälle, die das vergangene Jahr prägten. Der Flughafenverband ADV meldete, dass im Jahr 2023 etwa 213,5 Millionen Fluggäste gezählt wurden, im Vergleich zu 185,2 Millionen im Jahr 2022. Diese Zahlen verdeutlichen die zunehmende Mobilität der Reisewilligen.
Die Rolle von Künstlicher Intelligenz
Der Richterbund sieht die Einführung von KI-Programmen als einen möglichen Grund für die steigende Anzahl an Klagen. In größeren Amtsgerichten werden spezielle KI-Assistenzprogramme getestet, die dazu dienen, Urteile zu vergleichen und Entscheidungsvorschläge zu erarbeiten. Trotz dieser Technologien gibt es jedoch noch keine flächendeckende Standardsoftware.
Das Gerichtssystem bleibt weiterhin ein langwieriger Prozess mit möglichen zeitlichen Verzögerungen von bis zu einem Jahr. Fluggäste, die klagen möchten, sollten sich bewusst sein, dass sie die Gerichtsgebühren im Voraus zahlen müssen und im Falle eines Nichterfolgs das Risiko tragen, die Kosten der Gegenseite zu übernehmen.
Rechte der Fluggäste
Die Rechte der Fluggäste basieren auf der europäischen Fluggastrechte-Verordnung, die für Flüge innerhalb der EU oder von europäischen Airlines gilt. Ein digitaler Vorab-Check ermöglicht es Fluggästen, Informationen über mögliche Entschädigungen bei Verspätungen, Annullierungen oder Nichtbeförderungen zu erhalten. Bei Annullierungen haben Fluggäste die Wahl zwischen einer Erstattung des Tickets oder einer Ersatzbeförderung. Zudem bestehen Ansprüche auf Mahlzeiten und gegebenenfalls auf Hotelunterbringung.
Besonders gravierend sind die Ansprüche im Falle einer Annullierung weniger als 14 Tage vor Abflug, wenn keine adäquate Ersatzbeförderung angeboten wird. Streiks des Flugpersonals gelten hierbei nicht als außergewöhnlicher Umstand, was die Ansprüche der Fluggäste stärkt. Auch bei Verspätungen von mindestens drei Stunden bestehen Entschädigungsansprüche, die je nach Flugdistanz bis zu 600 Euro betragen können.