
Der 1. FC Köln steht vor einem historischen Wendepunkt. Der Vorstand um Präsident Werner Wolf, Stellvertreter Carsten Wettich und Eckhard Sauren tritt im Herbst 2025 zurück. In einem Schreiben an die Mitglieder des Vereins wurde diese Entscheidung angekündigt, wobei die Mitglieder mit einer turbulenten Versammlung rechnen müssen. Diese Entwicklungen beeinflussen nicht nur den Verein selbst, sondern auch die Perspektiven für Frauen in Führungspositionen im deutschen Sport.
In den vergangenen Wochen haben Carsten Wettich und sein Team, darunter die ehemalige Profi-Spielerin Tugba Tekkal und Unternehmer Wilke Stroman, ihre Bereitschaft zur Übernahme des Vorstands bekundet. Kölner Stadt-Anzeiger berichtet, dass Wettichs Führung möglicherweise das erste Präsidium mit einer Frau sowie das jüngste Vorstandsteam in der Geschichte des 1. FC Köln hervorbringen könnte. Tekkal bringt eine diverse Perspektive in die Gespräche ein, sie ist nicht nur Frau, sondern auch Menschenrechtsaktivistin mit Migrationshintergrund.
Übergang und Herausforderungen
Der scheidende Vorstand thematisiert in einem Newsletter die dringliche Gefahr eines möglichen Wiederaufstiegs, während der Verein vor einem entscheidenden Sommer steht. „Wir müssen die Zeit bis zu den Wahlen im Herbst nutzen und uns nicht zurücklehnen“, so Wettich. Es ist erforderlich, Disziplin, Vernunft und Gestaltungswillen zu zeigen, um einen effektiven Übergang zu gewährleisten.
Interessanterweise gab es Hinweise darauf, dass es an geeigneten Kandidaten mangelte, was den Mitgliederrat veranlasste, aktiv auf Akquise zu gehen. Wolf, Sauren und Wettich haben in „sehr offenen und konstruktiven Gesprächen“ beschlossen, sich nicht für eine weitere Amtszeit zu bewerben, auch wenn sie sich einzeln zur Wahl stellen könnten. Ein exakter Termin für die kommende Mitgliederversammlung steht derzeit noch nicht fest, was die Unsicherheit im Verein zusätzlich verstärkt.
Frauen in Führungspositionen im Sport
Die Besetzung von Führungspositionen durch Frauen bleibt auch im deutschen Sport ein kritisches Thema. Laut Sportfrauen sind in der Fußball-Bundesliga derzeit nur rund 4% der Aufsichtsratspositionen mit Frauen besetzt. Dies spiegelt sich auch in anderen Sportorganisationen wider, in denen der Frauenanteil häufig unterrepräsentiert ist.
Die Mehrheit der großen Verbandspräsidenten ist männlich, was die Aufstiegsmöglichkeiten für Frauen stark einschränkt. Eine Studie von DISCOVER FOOTBALL zeigt außerdem, dass strukturelle Probleme den Aufstieg von Frauen behindern und dass viele Frauen nicht die nötige Anerkennung erhalten. Positiv ist jedoch, dass 73% der befragten Sportlerinnen eine positive Einstellung zu Führungspositionen haben und glauben, die erforderlichen Fähigkeiten dafür zu besitzen.
Während der 1. FC Köln sich auf einen neuen Vorstand vorbereitet, könnte die mögliche Wahl von Tugba Tekkal als Vorstandsmitglied einen wichtigen Schritt in Richtung Gleichstellung im Sport darstellen. Es bleibt abzuwarten, ob der Verein in der Lage ist, neue Maßstäbe zu setzen und ein Umfeld zu schaffen, dass Frauen in Führungspositionen fördert und unterstützt.