
Der Motorenbauer Deutz plant, sein Geschäft in der Rüstungsbranche erheblich auszubauen. Das Unternehmen stellt Motoren für verschiedene Anwendungen wie Hebebühnen, Traktoren, Erntemaschinen und Bagger her. Firmenchef Sebastian Schulte betont die Wichtigkeit des Defence-Markts und sieht großes Wachstumspotenzial. Dies bekräftigt tag24.
Der Fokus liegt auf der Entwicklung von Motoren für kleine und mittlere Militärfahrzeuge sowie Radpanzer. Dabei sind schwere Kampfpanzer nicht im Visier. Deutz hat bereits Motoren für einen polnischen Truppentransporter und Hilfsmotoren für Kampfpanzer geliefert. Zudem werden alte Panzer mit neuen Motoren ausgestattet, um ihre Lebensdauer zu verlängern.
Strategische Schritte und Markterschließung
Um die Expansion im Defence-Sektor voranzutreiben, hat Deutz eine Liste von Geschäftsmöglichkeiten in verschiedenen Ländern erstellt und die Vertriebsaktivitäten intensiviert. Besonders Polen, ein NATO-Mitglied, wird als strategisches Ziel angesehen. Deutz hat dort seinen langjährigen Vertriebs- und Servicepartner BTH FAST übernommen, um Motoren für Militärfahrzeuge effizienter zu liefern. Diese Motoren kommen auch im Rahmen der Unterstützung für die Ukraine zum Einsatz, insbesondere im Oncilla-Projekt für den Transport von Truppen und Waffen. So berichtete der Aktionär.
Die Schätzung des Umsatzes im laufenden Geschäftsjahr für den Defence-Sektor liegt im mittleren zweistelligen Millionen-Euro-Bereich, wobei das Militärgeschäft momentan noch als Nische gilt. Schulte hat allerdings keine Prognose zur zukünftigen Entwicklung abgegeben. Deutz plant jedoch, in naher Zukunft kleinere Radpanzer mit neuen Motoren auszustatten.
Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen
Im Hinblick auf die allgemeine Geschäftslage hat Deutz im vergangenen Jahr einen Umsatzrückgang von 12,1 % auf rund 1,8 Milliarden Euro verzeichnet. Das EBIT fiel um zwei Drittel auf 42 Millionen Euro. Für dieses Jahr wird jedoch ein Konzernumsatz von 2,1 bis 2,3 Milliarden Euro erwartet, basierend auf der Prognose einer stärkeren Nachfrage, nicht nur im Militärbereich, sondern auch im Baubereich, wo neue Infrastrukturprojekte Wachstumsimpulse geben sollten.
Dazu kommt ein geplantes Sparprogramm von 50 Millionen Euro, wobei 30 Millionen Euro in Forschung und Entwicklung fließen sollen. Rund 200 Stellen werden abgebaut, hauptsächlich im Bereich der Verbrennungsmotoren. Dennoch sieht Deutz in der Kooperation mit Daimler Truck Chancen für die Zukunft, insbesondere für die Endmontage eines mittelschweren Motors in Köln ab 2029.
Kontext im Europäischen Verteidigungssektor
Diese Entwicklungen bei Deutz erfolgen vor dem Hintergrund eines aufstrebenden Verteidigungssektors in Europa, der durch geopolitische Spannungen, insbesondere den Konflikt zwischen Russland und der Ukraine, an Bedeutung gewinnt. EU-Mitgliedstaaten arbeiten verstärkt daran, ihre militärischen Kapazitäten zu stärken. Im Hinblick auf den Verteidigungssektor sind mehrere europäische Unternehmen als Investitionsmöglichkeiten auf dem Radar, was für Deutz und ähnliche Unternehmen neue Chancen schafft, so Marketscreener.