
In einem Skandal, der die Tiefen der Korruption in Griechenland ans Licht bringt, steht ein Bauprojekt in Lindos, Rhodos, im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Bei dem Bau eines neuen Hotels mit 80 Betten und einer Fläche von 2500 Quadratmetern entblößt sich das intrigante Spiel von Bestechung und Nepotismus, das in griechischen Bauämtern weit verbreitet ist. Die Region ist nicht nur für ihre landschaftliche Schönheit bekannt, sondern auch für ihre reiche Geschichte und das häufige Auffinden von Altertümern, was die Genehmigungsverfahren oft ausschweifend und chaotisch macht.
Ein Architekt, der eine Baugenehmigung für das Hotel anstrebte, bat um ein beschleunigtes Verfahren und bot zunächst 3000 Euro an. Doch eine Beamtin forderte 5000 Euro, um die Genehmigung erteilen zu können. Weitere Ermittlungen brachten ans Licht, dass eine andere Beamtin sogar 20.000 Euro verlangte. Die griechische Polizei wurde durch anonyme Hinweise auf diese Bestechungspraktiken im Mai 2024 aufmerksam und stellte in der Wohnung einer der Hauptbeschuldigten über 600.000 Euro Bargeld, Goldmünzen und teure Uhren sicher.
Die Wurzeln der Korruption
Korruption ist in Griechenland ein tief verwurzeltes Problem. Laut Transparency International beträgt das durchschnittliche Bestechungsgeld im Land 2009 1355 Euro, ein Betrag, der für vielfältige Dienstleistungen innerhalb der Öffentlichkeit verlangt wird: von der Ausstellung von Führerscheinen über die Beschleunigung von Krankenhausaufenthalten bis hin zur Erlangung von Baugenehmigungen. Im Jahr 2009 betrugen die gesamten Bestechungssummen, die griechische Haushalte zahlten, unglaubliche 787 Millionen Euro.
In den letzten Jahren war eine moderate Senkung des Korruptionsniveaus in Griechenland zu beobachten, jedoch bleibt das Land im Corruption Perceptions Index (CPI) von 2024 mit 51 Punkten und Platz 59 von 180 Ländern in der Wahrnehmung weit hinter den Hoffnungen zurück. Diese Einordnung spiegelt sich auch in den Statistiken wider, die zeigen, dass Griechenland zu den am stärksten korrupten Ländern Europas gehört, während Dänemark an der Spitze steht.
Der aktuelle Skandal
Seit den Ermittlungen sind sieben Hauptverdächtige des Schmiergeldskandals in Rhodos festgenommen worden, haben jedoch die Vorwürfe bestritten. Ein Staatsanwalt und ein Untersuchungsrichter haben sie letztlich wieder auf freien Fuß gesetzt, was nun ein Disziplinarverfahren gegen sie nach sich zieht. Dies wirft Fragen auf über die Durchführung von Ermittlungen, die Effektivität der Justiz und die Realität der Korruptionsbekämpfung, die Premierminister Kyriakos Mitsotakis zu einer seiner Prioritäten erklärt hat.
Ein weiteres Beispiel der Korruption trat im Dezember 2022 zutage, als 21 Personen in Chalkidiki wegen Korruptionsverdachts festgenommen wurden. Diese Vorfälle verdeutlichen, wie tiefgreifend das Problem in den verschiedenen Ebenen der Verwaltung verankert ist.
Zusammengefasst zeigt der Schmiergeldskandal in Rhodos, wie branchenspezifische Korruptionspraktiken das öffentliche Vertrauen in die Verwaltung und die Fähigkeit Griechenlands, gegen diese Art von Vergehen vorzugehen, untergraben. Die Diskussion um die Offenlegung und die Reformen im Bereich der Korruptionsbekämpfung bleibt damit ein zentrales Thema notwendiger gesellschaftlicher Veränderungen.
In der aktuellen Diskussion kommen auch die Ergebnisse des Corruption Perceptions Index ins Spiel, die eine international vergleichbare Messung derwahrgenommenen Korruption in dem Land darstellen. Trotz leicht rückläufiger Tendenzen seit 2024 bleibt die Herausforderung für Griechenland weiterhin enorm.