
Am 11. April 2025 verübten Unbekannte einen mutmaßlichen Bombenanschlag auf die Büros der griechischen Bahngesellschaft Hellenic Train in Athen. Die Explosion ereignete sich in der Nähe des Stadtzentrums, und die Bombe war auf einem Motorrad angebracht, das vor dem Gebäude geparkt war. Die Auswirkungen der Detonation waren bis in die entferntesten Teile der Stadt hörbar. Glücklicherweise gab es nach Angaben der Polizei weder Tote noch Verletzte.
Dieser Anschlag folgt auf eine Welle von Wutausbrüchen in der griechischen Gesellschaft, die sich insbesondere nach einem verheerenden Zugunglück vor zwei Jahren radikalisiert hat. Bei diesem Unglück, bei dem ein Intercity-Zug frontal mit einem Güterzug kollidierte, starben 57 Menschen. Die ständigen Ermittlungen und die öffentliche Diskussion über Sicherheitsmängel im griechischen Eisenbahnnetz haben das Vertrauen in die Hellenic Train weiter erschüttert. Die Angehörigen der Opfer und diverse politische Parteien werfen dem Bahnunternehmen und der Regierung vor, das Eisenbahnsystem grob vernachlässigt zu haben, was zu dieser Katastrophe führte.
Proteste und Unruhen
Die politischen Spannungen sind in den letzten Monaten gewachsen, insbesondere nach massiven Protesten am 28. Februar 2025, bei denen Hunderttausende für Gerechtigkeit für die Opfern des Unglücks demonstrierten. Anlässlich des zweiten Jahrestags der Katastrophe forderte der Verband der Angehörigen der Tempi-Opfer ein Ende der Vertuschung durch die Regierung. In Athen allein protestierten schätzungsweise 430.000 Menschen, während landesweit die Zahl der Demonstranten auf über 325.000 geschätzt wurde. Sogar international fanden fast 400 Proteste statt. Die Proteste führten zu einem Generalstreik, der verschiedene Sektoren, darunter Fluglotsen und Ärzte, einbezog, was den Verkehr und das öffentliche Leben erheblich beeinträchtigte.
Die Polizei mobilisierte über 5000 Beamte, um die Demonstrationen zu kontrollieren. Dies führte zu spannungsgeladenen Auseinandersetzungen, bei denen Tränengas und Blendgranaten eingesetzt wurden. Dutzende Menschen wurden festgenommen, unter anderem demonstrierende Personen, die mit einem Transparent den Vorwurf der Fahrlässigkeit gegen die Regierung betonten. Die Folgen des Zugunglücks und die damit verbundenen Proteste haben die politische Situation in Griechenland destabilisiert. Premierminister Kyriakos Mitsotakis, der das Unglück als „menschliches Versagen“ bezeichnete, steht verstärkt in der Kritik und könnte durch die Wut der Demonstrierenden sogar ins Wanken geraten.
Aktuelle Entwicklungen
Der mutmaßliche Bombenanschlag scheint Teil einer breiteren Reaktion auf die anhaltende Unzufriedenheit in der Bevölkerung zu sein. Autonome Gruppen in Griechenland haben in der Vergangenheit immer wieder Anschläge mit Sprengsätzen verübt, um auf gesellschaftliche Missstände hinzuweisen. Das Eisenbahnsystem wird seit der Privatisierung im Jahr 2017 als gefährlich angesehen. Die anhaltende öffentliche Kritik könnte darüber hinaus zu politischen Veränderungen führen, während die Opposition bereits einen Misstrauensantrag gegen die Regierung plant.
Die letzten Entwicklungen machen deutlich, dass Griechenland in einem kritischen Moment steht. Die Forderungen nach Verantwortung und Sicherheitsreformen werden immer lauter, während die politische Landschaft unruhig bleibt. Observanten fürchten, dass die bestehenden Spannungen weiter eskalieren könnten.
Für weitere Informationen zu den Hintergründen der Proteste und dem Anschlag verweisen wir auf die Berichterstattung von Tagesspiegel, ORF und WSWS.