
Die aktuelle Situation in Syrien ist geprägt von intensiven Gewaltakten und einer wachsenden Angst unter der Zivilbevölkerung. Laut schwaebische-post.de wurden seit Anfang Dezember über 1.500 Menschen getötet, darunter rund 1.068 Zivilisten, die größtenteils zur Alawiten-Minderheit gehören. Diese Zahlen stammen von der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte, die jedoch nur schwer unabhängig verifiziert werden können.
Roland Hamm, ein erfahrener Beobachter der Lage vor Ort, greift diese beunruhigenden Ereignisse in seiner Berichterstattung auf. Er hat die Region an der türkisch-syrischen Grenze seit 30 Jahren besucht und dokumentiert grausame Szenen der Gewalt gegen Zivilisten in sozialen Medien. Hamm verortet die Verantwortlichen in der politischen sunnitischen Bewegung sowie in der syrischen Übergangsregierung und äußert Bedenken, dass die gegen einige Täter eingeleiteten Verhaftungen nicht im Einklang mit dem Willen dieser Regierung stehen. „Minderheiten in Syrien sind nicht ausreichend geschützt“, so seine erschreckende Einschätzung.
Die Lage der Alawiten
Die Alawiten, die während der Herrschaft von Baschar Al-Assad oft in privilegierten Positionen waren, sind jetzt besonders von der Gewalt betroffen. Muslimische Dschihadisten betrachten sie als „Abtrünnige“ und versuchen, ihre Macht über die Region wiederherzustellen. Hamm berichtet, dass viele Alawiten aus ihren Heimatorten geflohen sind und sich in den Bergen verstecken, aus Angst vor massiven Übergriffen. In der türkischen Partnerstadt Antakya/Hatay, in der viele Alawiten leben, herrscht ebenfalls ein Klima der Unsicherheit, auch wenn Hamm momentan keine akute Gefahr für sie sieht.
Die Übergangsregierung unter Ahmed al-Scharaa, die eigentlich Sicherheit und Stabilität verspricht, hat mit massivem Misstrauen zu kämpfen. Ähnliche Zweifel wurden in den letzten Wochen gesammelt, als bewaffnete Anhänger der ehemaligen Assad-Regierung in der Küstenprovinz Latakia Sicherheitskräfte überfielen und mehrere Tote unter den Einsatzkräften hinterließen. Die eingesetzten Militäroperationen, welche Artillerie und Panzerbeamten umfassten, zeigen die Dringlichkeit und Komplexität der Sicherheitslage. Zudem ist die Kontrolle über militante Gruppen im Land ein ständig wachsendes Problem.
Wachsende Besorgnis unter Minderheiten
Die bestehende Gewalt betrifft nicht nur die Alawiten, auch andere Minderheiten, wie die Drusen und Christen, haben Angst um ihre Sicherheit. Drusen haben militärische Organisationen gebildet, um sich zu schützen, aber sind bereit, mit der Übergangsregierung zusammenzuarbeiten. Al-Scharaa hat jüngst ein Abkommen mit den Kurden getroffen, um sie in staatliche Institutionen einzugliedern, was auf eine zukünftige stärkere Zusammenarbeit und eine mögliche Stabilisierung hoffen lässt, jedoch bleibt die Lage fragil.
Zusätzlich berichten amnesty.de über die katastrophalen Bedingungen in den Lagern im Nordosten Syriens, wo Zehntausende von Menschen, darunter Frauen und Kinder, unter unhygienischen Bedingungen ohne Zugang zu Gehörschutz leben. Die dortige Verwaltung hält auch minderjährige Gefangene unter unmenschlichen Umständen fest, grundlegende Menschenrechte werden somit erheblich missachtet.
Zur Lösung dieser komplexen Probleme ist eine umfassende internationale Hilfe notwendig, wobei Roland Hamm betont, dass ein Wiederaufbau Syriens mit der Bedingung verknüpft sein sollte, den Schutz aller ethnischen und religiösen Minderheiten in einem pluralistischen Staat zu garantieren. Die kommenden Monate werden entscheidend sein, um den Weg zur Stabilität zu ebnen und den Menschen in Syrien eine sichere und gerechte Zukunft zu ermöglichen.