
In den sozialen Medien sorgt ein ungewöhnlicher Ansatz zur Bekämpfung von wählerischem Essverhalten für Aufsehen. Elena Bridgers berichtet auf Instagram, dass sie eine Technik namens „Kussfütterung“ an ihrer Tochter ausprobiert hat. Diese Methode beinhaltet das Vorkauen von Lebensmitteln, um sie dann direkt in den Mund des Kindes zu spucken. Bridgers‘ Tochter, bekannt dafür, nur Nudeln und Apfelschnitze zu essen, zeigte sich von dem Kürbis, den ihre Mutter so servierte, so begeistert, dass sie ihn vollständig verzehrte.
Mit dieser unkonventionellen Praxis stellt Bridgers die Frage, ob Kussfüttern möglicherweise das Geheimnis für wählerische Esser sein könnte. Doch Ernährungspsychologin Ulrike Gisch warnt, dass wählerisches Essverhalten vor allem in westlichen Kulturen verbreitet ist, wo Nahrungsmittel im Überfluss vorhanden sind.
Risiken und kulturelle Perspektiven
Gisch erklärt weiter, dass das Vorkauen von Lebensmitteln in einigen Kulturen eine bewährte Methode ist, um Kinder mit wichtigen Nährstoffen zu versorgen. Dennoch sei es problematisch, da es keine verlässlichen Daten gibt, die beweisen, dass Kussfüttern tatsächlich dazu beiträgt, neue Lebensmittel einzuführen. Darüber hinaus können solche Methoden dazu führen, dass Kinder wichtige Hunger- und Sättigungssignale nicht lernen.
Für Eltern, die nach alternativen Lösungen suchen, wird zunehmend die Methode Baby-led weaning populär. Hierbei dürfen Kinder selbständig entscheiden, welche Lebensmittel sie essen. Diese Herangehensweise fördert ein besseres Essverhalten und gibt den Kindern mehr Selbstkontrolle.
Studien zu Essgewohnheiten bei Kleinkindern
Eine aktuelle Studie aus Nottingham untersucht den Einfluss verschiedener Beikostmethoden auf die Essensvorlieben und den Body-Mass-Index (BMI) im frühen Kindesalter. In der Untersuchung, an der 155 Elternteile teilnahmen, wurde festgestellt, dass Kinder, die baby-led weaning praktizieren, eine höhere Vorliebe für Kohlenhydrate entwickelten, während löffelgefütterte Kinder süße Lebensmittel bevorzugten. Bemerkenswert ist, dass keine signifikanten Unterschiede in der Vorliebe für Gemüse zwischen den Gruppen festgestellt wurden, allerdings zeigten Kinder aus höheren sozialen Schichten eine größere Begeisterung für Gemüse.
Beikostmethode | Vorliebe für Kohlenhydrate | Vorliebe für süße Lebensmittel | Untergewicht | Fettleibigkeit |
Baby-led weaning | Höher | Gering | 3 Kinder | 1 Kind |
Löffelgefüttert | Gering | Höher | 0 Kinder | 8 Kinder |
Emotionen und Essverhalten
Zusätzlich zu den Methoden ist das emotionale Umfeld von Bedeutung. Eine Vielzahl von Emotionen kann unser Essverhalten stark beeinflussen. Stress führt häufig zu übermäßigem Essen und der Wahl ungesunder Lebensmittel. Die Erkennung und Kontrolle eigener Gefühle sind entscheidend, um emotionale Überernährung zu vermeiden. Hier können ernährungspsychologische Berater unterstützen, um gesunde Essgewohnheiten zu entwickeln.
Abschließend bleibt festzuhalten, dass gesunde Ernährungsgewohnheiten ein kontinuierlicher Prozess sind, der sowohl beim Kind als auch bei den Eltern Aufmerksamkeit erfordert. Die Methoden und Denkweisen, die bereits frühzeitig etabliert werden, formen die zukünftigen Essgewohnheiten einer Person und können deren gesundes oder ungesundes Verhalten maßgeblich beeinflussen.