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Zeitenwende an der Wiener Staatsoper: Schläpfer verabschiedet sich eindrucksvoll

Martin Schläpfer verabschiedet sich als Ballettdirektor der Wiener Staatsoper mit einer emotionalen Aufführung von Tschaikowskys "Pathétique". Seine kreativen Impulse prägten das Staatsballet.

Martin Schläpfer, der über fünf Jahre als Ballettdirektor an der Wiener Staatsoper gewirkt hat, verabschiedete sich mit einem eindrucksvollen Finale. Die letzte Aufführung, die er inszenierte, war Tschaikowskys 6. Sinfonie, besser bekannt als „Pathétique“. Diese Inszenierung war nicht nur ein Rückblick auf seine Zeit in Wien, sondern auch eine Reflexion über die emotionalen Höhen und Tiefen, die das Ballett im Laufe der Jahre durchlebt hat. Schläpfer, ein angesehener Schweizer Choreograf, der zuvor in Basel, Bern, Mainz und Düsseldorf tätig war, hat über 80 Choreografien geschaffen und wurde für sein Schaffen vielfach ausgezeichnet.

Während seiner Amtszeit hatte Schläpfer mit den bedrohlichen Schatten der Corona-Pandemie zu kämpfen, die das Wiener Staatsballett in den Jahren 2020 und 2021 stark traf. Trotz dieser Herausforderungen integrierte er moderne Choreografien und zeitgenössische Komponisten in das Repertoire des Staatsballetts. Auch die Ballettschule und die Compagnie der Volksoper wurden von ihm geleitet, nachdem diese zuvor von einem MeToo-Skandal betroffen waren.

Innovationen und Herausforderungen

Schläpfer wurde sowohl für seine innovativen als auch für seine abstrakten Choreografien kritisiert, die nicht immer auf allgemeine Zustimmung stießen. Diese künstlerische Haltung fiel in eine Zeit, in der viele Ensembles dazu neigen, internationale Tendenzen aufzugreifen, und damit die Vielfalt der Choreografien zu vermindern. In einem Interview erklärte er, dass es für Choreografen Mut braucht, um neue Werke zu schaffen. Die Kreation ist ein wesentlicher Bestandteil, um die darstellenden Künste relevant zu halten und die Kreativität der Tänzer*innen zu fördern.

Das Ziel, den Zuschauern einen schönen und berührenden Abend zu bieten, hat auch in Schläpfers Arbeiten eine zentrale Rolle gespielt. Historisch bedeutende Choreografen wie George Balanchine und Merce Cunningham waren prägende Einflüsse in seiner künstlerischen Entwicklung, und sein Spielplan sollte ein Netz von Beziehungen darstellen, das den Zuschauern Einblicke in die Vielseitigkeit des Balletts ermöglicht.

Ein Blick in die Zukunft

Nach Schläpfers Rücktritt wird Alessandra Ferri im Spielzeit 2025/26 die Leitung übernehmen. Ihre künstlerischen Schwerpunkte weichen von Schläpfers eigener Kreation ab und deuten auf eine andere Richtung für das Ensemble hin. Schläpfer plant nach seiner Zeit in Wien eine kreative Auszeit, in der er möglicherweise als Lehrer tätig wird. In seiner letzten Aufführung verband er verschiedene Stücke, einschließlich „Divertimento Nr. 15“ von Balanchine und „Summerspace“ von Cunningham, was den Übergang zu einer neuen Ära an der Wiener Staatsoper symbolisiert.

In der Welt des Tanzes ist die Diskussion um Brennpunkte wie die künstlerische Qualität enorm wichtig. Gitta Barthel, eine wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Hamburg, zeigt auf, wie die Evaluation von Projekten und die Förderung freischaffender Künstler von Bedeutung sind. Es bedarf der Bündnisse zwischen freischaffender Tanzkunst und institutionellen Partnern, um die Qualität der künstlerischen Praxis zu fördern und die Resilienz in Zeiten von Krisen, wie der Corona-Pandemie, zu stärken. Ihre Forschung zu zeitgenössischer Choreografie und Vermittlungspraxis stellt fest, dass kreative Ansätze entscheidend sind, um die kulturelle Bildung zu unterstützen.Gitta Barthel berichtet über ihre Herausforderungen und Ziele.

Die letzten Jahre der Leitung von Martin Schläpfer markieren eine Zeit des Wandels und der Reflexion, sowohl für das Wiener Staatsballett als auch für die darstellenden Künste insgesamt. Die Herausforderung, einen unverwechselbaren künstlerischen Ausdruck zu finden, bleibt für Ferri und ihre nachfolgenden Choreografen bestehen.

In diesem Kontext geht es um mehr als nur um Tanz: Es ist eine Erneuerung der künstlerischen Identität in einer sich stetig verändernden Welt.

Referenz 1
www.welt.de
Referenz 2
www.wiener-staatsoper.at
Referenz 3
www.gittabarthel.de
Quellen gesamt
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