
Eine aktuelle Umfrage unter 6.000 Lehrkräften in Nordrhein-Westfalen (NRW) wirft ein akutes Licht auf die Herausforderungen im Bildungssystem des Landes. Die Ergebnisse zeigen gravierende Probleme im Schulalltag auf, die insbesondere durch „Fehler im System“ verursacht werden. Diese Mängel behindern den Bildungsauftrag der Schulen erheblich. Ein zentrales Anliegen der Lehrkräfte ist die hohe Anzahl an Verwaltungsaufgaben, die wertvolle Zeit rauben, die sie eigentlich für ihre Schüler verwenden sollten. Dokumentationspflichten und administrative Tätigkeiten überlasten viele Lehrer und lassen ihnen kaum Spielraum für die pädagogische Arbeit.
Ein akuter Personalmangel verstärkt die ohnehin schon angespannten Bedingungen. Fehlende Lehrkräfte führen dazu, dass die verbliebenen Kollegen zusätzliche Vertretungsstunden und Mehrarbeit leisten müssen. Die Klassenräume sind oft überfüllt, was die Qualität des Unterrichts noch weiter beeinträchtigt, wie Ruhr24 berichtet.
Emotionale Belastungen der Lehrkräfte
Laut der Umfrage fühlen sich viele Lehrkräfte emotional erschöpft. Der durchschnittliche Wert für das Gefühl, dass man am Ende des Schultags ausgebrannt ist, liegt bei 5,5 auf einer Skala von 1 bis 7. Diese emotionalen Belastungen resultieren nicht nur aus der hohen Arbeitsbelastung, sondern auch aus dem Gefühl, oft mit „herausfordernden“ Schülern allein gelassen zu werden. Die Vorsitzende der GEW in NRW, Ayla Çelik, hebt hervor, dass die Landesregierung dringend mehr für die individuelle Förderung dieser Schüler tun sollte.
Die gesundheitlichen und psychischen Belastungen sind für die Lehrkräfte stark spürbar, auch wenn die psychosoziale Gesundheit insgesamt als „besser als erwartet“ wahrgenommen wird. Ein Wert für die Aussage „Durch meine Arbeit fühle ich mich ausgelaugt“ liegt bei 4,8, was auf eine besorgniserregende Situation beim Lehrpersonal hinweist. Besonders die Lehrkräfte an Förderschulen zeigen sich zufriedener und glücklicher als ihre Kollegen an anderen Schulformen, was teilweise auf die geringeren Klassenstärken und einen besseren Support zurückgeführt werden kann, wie WDR ergänzt.
Reaktionen der Bildungspolitik
Angesichts dieser Missstände hat das NRW-Bildungsministerium ein viertes Maßnahmenpaket vorgestellt, um den Lehrkräftemangel zu bekämpfen. Die Maßnahmen zielen darauf ab, die Personalsituation an Schulen zu verbessern und umfassen mehrere gezielte Ansätze. So sollen durch die Wiedereinführung von G9 zusätzliche Lehrkräfte eingestellt werden, und Schulen erhalten die Möglichkeit, Personal befristet anzustellen, um flexibel auf den Bedarf reagieren zu können. Zudem sollen bis zu 400 sozialpädagogische Fachkräfte in Grundschulen eingestellt werden, um den Präsenzunterricht zu unterstützen.
Ministerin Yvonne Gebauer hebt hervor, dass es keine Denkverbote bei der Bekämpfung des Lehrkräftemangels gebe und erste Maßnahmen bereits zu einer Verbesserung der Situation geführt haben. Bis Mitte Juli 2020 wurden bereits über 3.260 Stellen besetzt, um der angespannten Situation entgegenzuwirken. Dennoch bleibt die Skepsis unter den Lehrkräften groß, ob diese Maßnahmen tatsächlich ausreichen. Die unzufriedenen Lehrkräfte warnen, dass ohne substantielle Verbesserungen ihrer Arbeitsbedingungen auch die Qualität des Unterrichts dauerhaft leiden könnte, wie Schulministerium berichtet.
Die Ergebnisse der Umfrage sind ein klares Signal, dass es dringend notwendig ist, die Arbeitsbedingungen für Lehrkräfte zu verbessern und ausreichend Ressourcen bereitzustellen, um die Qualität der Bildung in Nordrhein-Westfalen aufrechterhalten zu können. Die Forderung bleibt, den Lehrkräftemangel umfassend anzugehen und zukunftsorientierte Lösungen zu finden, um Lehrer sowie Schüler nachhaltig zu unterstützen.